Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1953) (53)

— 114 — kargen Lebensunterhalt ab, und die Not mache sie gegen jede hö- here Kultur stumpf.12"' Mit rhetorischer Geste erklärte Schuppler: «Haben wir nicht Naturerzeugnisse genug, die, zweckmässig ver- arbeitet, dem fleissigen Familienvater seine verwendete Mühe und Arbeit zureichend lohnen würde?» Es sollte in Liechtenstein die Spinnerei und Weberei eingeführt werden,123 womit in aneifernder Weise auf ostschweizerische und vorarlbergischc Verhältnisse hin- gewiesen wurde. Vor allem aber war für die Ausbildung «der nötig- sten Professionisten» zu sorgen.'24 Bei einem regen wirtschaftlichen Leben erhoffte das Oberamt auch grössere Einnahmen für den Staat, war damals doch im ganzen Fürstentum kein einziger Kauf- mann oder Fabrikant tätig!12'' Dessen ungeachtet mussten auf Befehl Napoleons 
12li die Kolo- nialwaren, die zum Verbrauch im Innern des Landes bestimmt wa- ren, nach der französischen Tarifordnung vom 5. August 1810 ver- zollt werden.127 Im Zuge der Jagd nach englischen Waren mittels des Dekretes von Trianon fahndete man auch in Liechtenstein nach englischen Kolonialwaren. Ein Fass Zucker und 2 Sack Pfeffer so- wie 72 Ballen Baumwolle wurden mit Sequester belegt. Die be- schlagnahmte Baumwolle führte später noch zu einer Intervention Metternichs beim Fürsten.128 Manche Erlasse der Obrigkeit erstrebten eine Intensivierung des wirtschaftlichen Löbens im Lichte des Fortschrittsgedankens: Mit allen Reizmitteln sollten die Industrie, das Gewerbe und der rentable Bauernbetrieb gefördert werden. Aber die überstürzten Neuerungen mussten auf Widerstand stossen, weil der Wechsel von Alt und Neu nicht organisch wuchs, sondern von der Obrigkeit auf- gedrängt wurde. In ihren Plänen war sie der konservativen Land- bevölkerung weit voraus. So erkennen wir immer wieder scblaglicht- 122. 1. c, Fasz. unnummeriert, Antrittsrede Schupplers, 1800. 123. Art. V, DI. 205. 124. Art. VI, DI. 205. 125. Vgl. BF. HK. Wien (1784) L 2 — 14; LRA. SR. Fasz. ZI. Berieht Schupp- lers, 27. Nov. 1810. 126. 1. c, 341/pol., Schmitz Crollenburg an Schuppler, 24. Aug. 1810. 127. 1. c, ad 383/pol., Erlass, 26. Okt. 1810. 128. HHSTA. Kleinere Betreffe, dipl. Korrespondenz, 6a, Liechtenstein 1806 — 1840, Schreiben Metternichs, 2. Nov. 1812.
	        

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