Volltext: Stenographischer Verhandlungs-Bericht aus dem Kriminalprozess gegen Franz Thöny, Niko Beck, Anton Walser und Rudolf Carbone

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p«ztchts ich, in roeiUten Ausführungen von -er Sache 
gu sprechen. 
Dr. Budschedl: Das glaube ich, das wäre Ihnen unan 
genehm gewesen. 
Walser: Nein, nicht unangenehm. 
Präsident: Walser, bleiben- Sie ruhig, Sie sind bis 
jetzt auch ruhig gewesen. Georg Bauer war schon lange 
Znt abgereist'mit dem' Lia-Film, der war nicht mehr 
dort, die nach Ihrer Darstellung wertvollste Aktivpost der 
Filmgesellschaft^ Don anderen Aktivposten der Filmgesell- 
schast ist auch nicht gesprochen worden und der Film war 
Nähe!" 
nicht mehr in Bukarest. Also ich meine nur, wenn Sie 
Borwürfe machen, müssen Sie die Borwürfe begründen 
und in der Lage sein, genau $u bezeichnen, was man hätte 
retten- können, wenn es -für Sie nicht klar war, was 
unten zu retten sei. 
Dr. Budschedl: Ich möchte an Walser eine Frage 
stellen: Wissen Sie, -wo das Exposee hingekommen ist, 
wo es sich heute befindet, ich möchte es zu den Akten 
gerne haben-. 
Walser: Das Exposee habe ich nach Monaten zerrissen 
und es ist dorthin gewandert, wo vieles andere. Sie 
können den Gefangenenaufseher Beck fragen. 
-Dr. Budschedl: Wann, Herr Direktor, haben Sie zum 
erstenmal und wie oft später die kompetenten Persönlich 
keiten, ich verstehe darunter Berwaltungsrat, Präsidenten 
Dr.-Beck, Professor Schädler, auf WechselumläUse und 
ähnliche Gerüchte aufmerksam gemacht und was ist Ihnen 
davon bekannt, daß diese Herren aufmerksam gemacht 
wurden? 
Schredt: Ich -habe Dr. Beck aller Wahrscheinlichkeit 
nach, am 30. März in dieser Sache gesprochen. Den Prof. 
Schädler habe ich erst nachträglich über diese Dinge ge 
sprochen. Ich kann das zufällig aus einem Briefe,' wo ich 
eine Notiz habe, sagen. Es mutz am 12. April gewesen 
sein. Da haben wir einer Firma nach meinem Vorschlage 
wie folgt telegraphiert: „Nach unseren Informationen 
wünscht Sparkasse keinen- Wechselumlauf". Ich habe mir 
darauf notiert: Mit Verwalter Thöny besprochen am 
12. April, mit Regierungs-Ehef Schädler am 13. April, 
ist vollständig einverstanden. Ich erinnere mich, datz ich 
mit Kommerzialrat Zatloucal schon zu einem ftüheren 
Zeitpunkt beim Regierungs-Chef Schädler war, und daß 
damals Herr Zatloucal die Sache der Sparkasse angetönt 
hat. Ich mutz genau sagen, die Sache Coburg angetönt 
hat. Genaue Daten kann ich nicht sagen, ich habe lediglich 
eine Aufzeichnung, wann Zatloucal da war, weil ich über 
Besuche Auszeichnungen führe. Ich kann annehmen, daß 
es in der Zeit war um Mitte Jänner herum. Damals hat 
Herr Zatloucal Herrn Regierungs-Chef Schädler gesagt, 
die Sache in Prag, Dr. Eisler wurde cmsdrücklich -ge 
nannt, das war eine interne Besprechung der Sparkassa 
sache. - 
Dr. Drdschedl: Diese Auskunft, die gegeben wurde, 
kann nicht als eine normale Auskunft bezeichnet werden. 
Schredt: Welche Auskunft? - - 
-Dr. Budschedl: Die Bank wünscht nicht, daß Wechsel 
von ihr im Umlaufe sind. - 
Schredt: Gewiß, aber was -soll man tun, für anormale 
Fälle muß -man auch anormale Auskünfte geben.' Es war 
kein Vergnügen, dies» Depesche abzusenden. Ich -war nur 
vor die -Wühl gestellt. Auskunft -zu geben, auf Grund deren 
die Sparkasse geschädigt war, oder eine Auskunft, aus 
Gründ deren die Interessen der Sparkasse nicht geschädigt 
werden, damit die Firma es versteht, warum ich so 
schreibe. Es ist -immerhin gescheiter, man gibt eine Aus 
kunft, wodurch die Sparkasse nicht weiter geschädigt wer 
den kann. 
Dr. Budschedl: Noch eine Frage: Welcher Bescheid 
würde Ihnen von den genannten Herren gegeben, wie 
haben Sie sich verhalten, -wie Sie diese Mitteilung ge 
macht haben,' daß Wechsel umlaufen? 
Schredt: Dr. Bech war außerordentlich aufgeregt aü 
dem Tage. 
Dr. Budschedl: Hat er Ihnen nicht gesagt, was er vor 
kehren wolle oder haben Sie ihm einen Rat erteilt? 
Schredt: Soviel ich mich erinnere, hat er ausdrücklich 
gesagt, das -Datum weiß ich nicht, ich glcmbe daß es an 
diesem 30. März war, es kann auch ein anderes Datum 
gewesen fein, daß er die -Regierung angerufen hat, den 
Regierungschef Schädler sprechen wollte, soviel ich mich 
erinnere, war derselbe am Damm beschäftigt, und ha! 
Dr. Beck, soweit ich mich erinnere, den Reg.-Sekretin 
Nigg sofort weggeschickt, damit man Schädler aufsuche 
und herbringe. Das war vor dem Esten. Dr. Beck 
-sagte, er würde nachmittags weiter darüber -sprechen. 
Nachmittags ist nichts mehr gegangen. -Ich dachte mir, 
wahrscheinlich ist die Sache erledigt. 
-Präsident: Das wäre am 30. März gewesen. 
Schredt: Die Unterredung, wo ich das erstemal über 
die Sparkasse gesprochen. habe, war bestimmt am 30. 
März, weil sie an jenem Tage war, wo Dr. Ritter in 
Wien war. Ob die andere Sache mit dem Regierungschef 
Schädler auch an diesem Tage war, kann ich nicht mit 100 
Prozent Sicherheit sagen, aber mit 99 Prozent Sicher 
heit.. . 
. Dr. Budschedl: Letzte Frage: Ist es richtig,' daß .an 
läßlich .Ihres Aufenthaltes mit Reg.-Chef Schädler in 
Wien Dr. Strauß und andere Interessenten aus Ungarn 
die Zuficherung gegoren haben, sie mögen ruhig sein, es 
werde die ganze.Wechselaffäre erledigt und alles bezahlt? 
..Schredt: Ich kann mich nicht erinnern. 
- -Dr. Budschedl: -Hat -jemand anderer diese Zusicherung 
gegeben? ■ 
Schredt: Auch nicht- Das finde ich auch nicht ver 
ständlich. -Ich bin mit Dr. Strauß zum Teil ziemlich 
scharf geworden, weil ich mir gesagt habe, wenn man 
mit den Leuten nicht scharf wird,- wird man nicht viel 
erreichen. Andererseits war Dr. Strauß -sehr liebenswür 
dig und entgegenkommend. 
Dr. Budschedl: Danke. 
Präsident: Wird verzichtet auf die Beeidigung des 
Zeugen? (<Es wird verzichtet ). Ich danke dem Herrn 
Dirürtor. 
Staatsanwalt: Darf ich'noch eine kleine Bemerkung 
machen: Ich erfahre soeben vom Herrn Untersüchungs-! 
richter' Dr. Lenzlinger, daß er über das Schicksal dieses! 
von Walser angetönten Exposees noch Auskunft geben! 
kann. Wenn niemand Einspruch dagegen erhebt, würd» 
ich Dr. "Lenzlinger darüber beftagen. j
	        

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