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jener, zumeist der Fürstin Clary, welche auch der Secretär
der Gesellschaft genannt wurde. Seine Neigung zu Eleonore
hatte er tapfer bezwungen. „I< bin jetzt frei und neuge-
boren", schrieb er seinem Bruder '), „der Moment der Thor-
heit, von dem ich Dir geschrieben , ist vorbei, ich gehe mit
weniger Rauhheit in die Gesellschaft.“ Eleonore urtheilte
über ihn wenige Monate später?) : „Dieser arme Fürst, im
Grund ist er wahrhaft zu bemitleiden, sein Charakter, seine
Denkart, seine ganze geistige Richtung ist eigenthümlich und
hat nicht ihres Gleichen; niemals wird er. glücklich sein und
andere glü>lich machen ; er will, glaube ich, das Beste; er
gibt sich viel mehr Mühe als die anderen, es zu finden, kaum
zeigt es sich ihm, entschlüpft es ihm wieder.“ Der englische
Tourist Wraxall schildert das Verhältniß Eleonorens zu dem
Raiser ganz richtig mit den Worten*?): „So sehr sie ohne
Frage von der Zuneigung und der Aufmerksamkeit des ersten
gekrönten Hauptes in Europa geschmeichelt und eingenommen
ist, ist sie doch unveränderlich mit einer solchen Vorsicht und
Rücksicht für ihre eigene Ehre zu Werke gegangen, daß es
ihr gelungen ist, die Reinheit ihres Charakters unbefle>kt zu
erhalten. Kein Mensc< hier wagt anzunehmen oder noch
weniger zu behaupten, daß sie dem Kaiser irgend etwas zu-
gestanden, was mit der strengsten Tugend nicht bestehen könne.
Sie ist der Gegenstand seiner Neigung und Freundschaft,
aber nicht seine Maitresse. VZene, die sie kennen, haben die
') Joseph an Leopold, 16. Febr. 1775 a. a. O. Il, 56.
?) Eleonore an Leopoldine, Juni 1775.
)) Wraxall: Historical memoirs of my own time 1772--1782,
Vehse, Geschichte des österr. Hofes, IX. 16.