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hier zweimal zur Ader gelassen, ich fürchte, daß sie schwind-
süchtig wird, das wäre ein unersetzlicher Verlust. Wenn man
die Ehre hat sie zu kennen, würdigt man den ganzen Werth
ihrer Seele und die Richtigkeit ihrer Denkart. I< bin ihr
wahrhaft zugethan und leide selbst durc< ihren Zustand, den
sie mit Muth und beinahe mit Gleichgiltigkeit erträgt. Du
warst der erste, welcher ihre angenehmen Eigenschaften ent-
deckte, das macht Deinem Scarfsinne Ehre.“ Als dann
Leopold die glückliche Ankunft der Gräfin meldet, fährt er
fort: „Das ist eine von den seltenen Frauen, nicht wegen
ihrer Gestalt, sondern wegen ihrer Denkungsart, welche mir
bewunderung8würdig erschien.“ Die Gräfin kehrte 1775
wieder nach Wien zurü> und schien hergestellt. Im nächsten
Winter trat ihr Leiden wieder stärker auf, sie konnte nicht
mehr in Gesellschaft, nicht in's Theater gehen und brachte
die Abende zu Hause zu. Joseph kam damals oft zu ihr,
erzählte ikr, las ihr vor. Im Frühjahre 1777 wurde sie
immer schwächer und der Kaiser, der damals in Frankreich
reiste, erhielt in Pari8 die Nachricht ihres Todes. Auch ihre
Schwes.er, die Fürstin Eßterhazy, starb an derselben Krank-
heit. Joseph hatte keine Leidenschaft für die Gräfin Win-
dischgrätz, aber er verehrte sie und war sehr von ihrem Tode
erschüttert.
Gewiß haben alle diese Gefühlsströmungen die Seele
Zosephs nicht ausgefüllt. In jenen Jahren wurde die Theilung
Polens vollzogen, der Zesuitenorden aufgehoben, im Staats-
rathe wurden die wichtigsten Reformen in Anregung gebracht
und Zoseph war in fortdauernder Arbeit und Thätigkeit.
Aber eben diese Thätigkeit führte ihn immer wieder in den
Kreis der fünf Damen zurück. Zm Anbeginn hatten ihn die