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li< der älteren, nothwendig machte. Zm Frühjahre wurde
sie gewöhnlich von der Kaiserin, welche ihr alle Huld und
Gunst bewahrte, nach Laxenburg eingeladen, im Sommer ging
sie nach Schloß Krumau und den Winter verlebte sie in dem
gewohnten vertrauten Kreise.“ Zhre Gesellschaften waren nicht
weniger glänzend und beliebt, als jene bei der Kinsky oder
der Franzin. Gewöhnlich erschienen dabei: die Minister
Graf Kolowrat, Ehotek, Bergen, Fürst Lobkowitz, der junge
Zohann Liechtenstein, die Gesandten von England und Franfk-
reich, die Familie Harrach, Graf Rosenberg; von Frauen:
„nos dames“, die Fürstiu Eßterhazy , die Gräfin Harrach
u. a. Der Mittelpunkt, um den sich alles bewegte, war
dabei der Kaiser, der selten ausblieb und Frauen und Männer
bezauberte. Seit sich beide ruhig und klar gegenüberstanden,
hatte ihr freundschaftlicher Verkehr an Inhalt und Reiz ge-
wonnen. Beide fühlten sich gestärkt und ermuthigt auf ihrer
eigenen Bahn. Keines hat den anderen in Charakter und
Denkart umgeändert oder auch nur in's Schwanken gebracht.
Es hat auch fernerhin an leisen Störungen und kleinen
Plänklergefechten nicht gefehlt, denn sie stritten über vieles hin
und her. Gewiß war Zoseph der wirkungsreihere, immer
mehr der gebende und sie der empfangende Theil. Obwohl
sie beide in unlö8Sbarer Freundschaft miteinander verbunden
waren, obwohl ihr Joseph ein tiefes Vertrauen bewahrte,
blieb Eleonore im vollen Gegensatz zu seinem Denken und
Fühlen. Im Sommer schrieb er ihr kleine Briefe über sein
Leben, seine Fahrten, seine Unterhaltungen. Sie freute sich
seiner Freundschaft und war deren siher. „Wenn Du den
Kaiser siehst", sagte sie ihrer Schwester *), „melde ihm meinen
1) 22. Juli 1776.