Volltext: Geschichte des Bistums Chur

Der hl. Valentinian. 
In solchen Zeiten erfüllte der hl. Valentinian mit AusSzeich- 
nung die Pflichten eines Bischofs. Überaus groß ist das Lob, 
welches ihm die Inschrift seines Grabmonumentes spendet; das ihm 
sein Neffe Paulin seßen ließ. Sie lautet: 
SC M) E PES. 
Hoc jacet in tomolo, quem deflet retica tellus, 
Maxima Summorum gloria pontificum, 
Abiectis qui fudit opes nudataque texit 
Agmina, captivis praemia larga ferens. 
Est pietas vicina po20, nec funeris ictum 
Sentit, ovans factis qui petit astra bonis. 
His pollens titulis, Valentiniane Sacerdos. 
Crederis a cunctis non potuisse mori. 
Qui vixit in hoc Saec [ulo] ANN (08) PIs. [Plus] M N. [mi- 
nus] LXX. D P S [depositus] S U B D [Die ?] I. JD [Idus] 
JAN [Januarias] S E P [sSeptimo] P [post] C [consulatum] 
BA S J [Basilii] YV [Viri] € [clarissimi2?] IND [indictione] XI. 
Paulinus nepos ipsius hec fieri ordinavit.*) 
?) „Sancto Memoriv KEpiscopus“, nicht wie neue Historiker lesen „Sanctx 
Marie Epicopus“. Nah den einstimmigen Angaben der Chronisten hatte 
die Inschrift nicht „Maris“ sondern nur „M“. Wenn daher Eichhorn (p. 10), 
Gelpke (l. S. 263) und Friedrich (Kirchengesch. Deutschl. 11. S. 626) durch 
diese Inschrift eine Marienkirche zu Chur im 6. Jahrh. dartun wollen, 
jo ist dies nicht stibhaltig. Die Bischöfe führten nie vom Patrone ihrer 
Kirche, sondern von der Stadt ihren Titel. 
?) Im siebenten Jahre nach dem Jahre 541, also 548. 
8) Die Inschrift hat Aeg. Tschudy um das Jahr 1536 kopirt (im 
„codex S. Galli“, 609 der Stifts8bibl. St. Gallen). Stumpf (Vögelin, Jahrb. 
f. Schw. Gesch. Bd. X1. S. 120 ff. u. 134), Campell, Guler v. Weineck und 
Eichhvrn geben sie ebenfalls, haben aber nicht selbst mehr eine Kopie ge- 
nommen, sondern sie sc<rieben nur den Text Tsc<hudy3 teils getreu, teils 
mit interpretierenden Interpolationen ab. 
Die ganze Inschrift war in Mazjuskeln ausgeführt, wie dies Tschudy 
ausdrücklich sagt. 
Tschudy gibt weiterhin an, daß die Inschrift sich finde, in der Krypta 
der St. Luziuskirche „in marmore albo parieti infixo“. Ursprünglich befand 
fich der Stein offenbar über dem Grabe de3 hl. Valentinian (hoe jacet in 
tomolo) und dieses Grab war höchst wahrscheinlich in der viereckigen 
Kammer, welche die Ostkrypta abschließt. Näheres hierüber bei W. Eff- 
mann in der Zeitschrift für <rist. Kunst. Köln 1895 S. 381 ff. 
Campell, der 1570--1572 in Chur al3 Prediger lebte, sah den Grab- 
stein des hl. Valentinian noch, dagegen waren zwei andere Grabplatten 
aus dem 6. und 7. Jahrh. verschwunden. Italienische Schurken hatten sie 
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