Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2003)

SAMSTAG; 
22. NOVEMBER 2003 
VOLKS BLATT 
KULTUR 
ABSCHIEDSGESCHENK KUNSTMUSEUM LIECHTENSTEIN 
37 NACHRICHTEN Herbstkonzert des Musikvereins Frohsinn RUGGELL - Heute Samstag, den 22. No-, vember findet im Gemeindesaal Ruggell um 20.15 Uhr das traditionelle Herbstkonzert des Musikvereins Frohsinn statt. Unter der Leitung von Heiko Kleber haben wir ein reichhaltiges und anspruchsvolles Konzert­ programm einstudiert. Das diesjährige Kon­ zert steht unter ganz bestimmten Vorzeichen. Zum einen haben wir ein Programm zu- . sammengestellt, das Höhepunkte und Lieb­ lingsstücke der vergangenen Jahre beinhal­ tet. So hören Sie zum Beispiel Melodien aus dem Film «König der Löwen» und mit dem Werk «Mazama» entführen wir Sie in die Welt der Indianer. Zum anderen schätzen wir uns glücklich, dass sich Frau Jüdit Scherrer- Kleber, die Gattin unseres Dirigenten, bereit erklärt hat, an unserem Konzert beim Stück «My Secret Lovesong» als Solosängerin mit­ zuwirken. Das Jugendblascnsemble und erst­ mals auch ein Jugendschlagzeugensemble werden zu Beginn des Programms unter der Leitung von Benno Marxer und Alfred Ach- berger einige Stücke zum Besten geben. Überzeugen Sie sich selbst.. Kommen Sie vorbei. Der Musikverein Frohsinn freut sich auf Ihren Besuch. . (Bing.) Kirchenkonzert SCHELLENBERG - Der Gesangverein- Kirchenchor Schellenberg lädt alle Freunde der Chormusik herzlich zu seinem Kirchen­ konzert am So,-23.. November um 17 Uhr nach Schellenberg ein. Aufgeführt werden • diö Jubiläumsmesse von Walter Kaufmann sowie Kompositionen von Kurt Büchel. Mit diesem Konzert möchte der GVK Schellen­ berg all.seinen Passivmitgliedern, Freunden und Gönnern für ihre Unterstützung danken und freut sich bereits heute auf Ihren Besuch. Kunstwerk MADONNA SCHAAN - Die Popsängerin Madonna ist Weltstar, Idol, Ikone, Komponistin, Manage­ rin. Plötzlich - Ende der 80er-Jahre - lässt : Madonna das klischeehafte klassische Rol­ lenbild der Frau aus den Fugen geraten. Nar­ renfreiheit nicht nur für Männer? Madonna, aufgehender Stern der Musikszene, schlüpft auf der Bühne in die verschiedensten Rollen, verwirrt Mann und Frau.- Diese Rollcnwech- sel machen sie. einerseits zum Popstar, tragen . durch ihre künstlerische. Leistung aber auch, zur Entwicklung des Frauenbildes bei. Ma­ donna - beschimpft, verkannt, verboten, be­ schuldigt - und trotzdem ein Vorbild für vie­ le junge Menschen in der ganzen Welt. So ' wären die «Spiee Girls» und ähnliche Girl- Groups ohne Madonna nicht denkbar gewe­ sen. Der Dia-Vortrag von Mag. Helga Wied­ mann untersucht den künstlerischen Anteil einer Entwicklung, die zur Bewusstwerdung der eigenen Stärke führt. Er findet am Mitt­ woch, den 26. November, 20.15 Uhr, im Haus Stein-Egerta, statt. Keine Voranmeldung. ANZEIGE * I Schaan/Mechtensk'in „ * Do, 27., Fr, 28.1t, 20.09 Uhr/T^ Jörg Schneid) «Pure bl Rot» :. \ Ml, 3.12., 20.09,UhrjTaK, Schaan " , Bernhard Ludwig ««Best of Seminarkabarett» Kült-Kabarett aus Österreich, 
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Sponsoren übergaben bedeutendes Bild des Künstlers Willem de Kooning VADUZ - Kürzlich überaaben die PT 
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 : • . - .v.r-'-v- t ~ TTxSH ~ ' Sponsoren der Stiftung zur Er- I rlchtung. eines Kunstmuseums Liechtenstein dem Kunstmu­ seum als Abschlussgeschenk ein bedeutendes Bild des hoi- ländiscti-amerikanischen Künstlers Willem de Kooning. Nach erfolgter Schenkung an das Land Liechtenstein und der Eröff­ nung des Kunstmuseums im Jahre 2000 hatte die Stifterversammlüng der Stiftung zur Errichtung eines Kunstmuseums im Januar 2001 die Liquidation der Stiftung beschlos­ sen. Diese sollte dann vorgenom­ men werden, sobald die offenen Mängel behoben und alle Service- und Wartungsverträge auf den Staat als neuen Eigentümer übertragen werden konnten. Seit der Eröffnung des Kunstmuseums im November 2000 wurden durch die Sponsoren der Stiftung mehrere Kunstwerke dem Kunstmuseum geschenkt. So wurde eine G'rossskulptur von Otto Freundlich und eine Steinskulptur von Jean Arp geschenkt. Gemein­ sam mit der Lampadia Stiftung wurde der Ankauf der Skulptur von Botero im Aussenbereich des Museums ermöglicht und überge­ ben. Als krönender Abschluss er-" folgte nun am Montagabend die Übergabe des Bildes «Untitled XVII», 1976, von Willem de Koo­ ning (1904 - 1997). Michael Hilti begrüsste im Na- . men des anwesenden Stiftungsrates die Vertreter der Stifter, Mitglieder des Stiftungsrates des' 
Kunstmü-lm 
Rahmen einer kleinen Feierstunde wurde das Werk von Willem de Kooning dem Kunstmuseum Ubergeben. seums sowie Vertreter des Kunst- . museums Liechtenstein mit der freudigen Nachricht, dass sich die' Sponsoren entschlossen hätten, dem Kunstmuseum dieses bedeu­ tende Werk für seine Sammlung zu übergeben. Bei der Übergabe würdigte An­ drea Willi den Künstler als eine der herausragenden zeichnerischen und malerischen Begabungert des 20. Jahrhunderts. 1904 in Rotterdam geboren, emigrierte er 1926 in die USA, wo er zunächst mit Ge­ brauchsgrafik seinen Lebensunter­ halt verdiente, bis ihm 1948 der Durchbruch als bedeutender Maler 
gelang. De Kooning verfügte .bis ins hohe Alter über starke schöpfe­ rische Kräfte. Das dem Kunstmu­ seum übergebene Werk schuif er. im Jahr 1976. mit 72 Jahren. Der un­ gestüme, heftige Duktus und das delikate Kolorit zeugen von einer" völlig unverbrauchten Frische der Hand und des Auges, zugleich je­ doch auch von einer langjährigen Erfahrung im Umgang mit Farben.- Dasä dieses- Geschenk nicht nur eine grosse Überraschung, sondern einen Volltreffer war, bezeugten die spontanen und ' emotionalen Dan­ kesworte des Direktors des Kunst­ museums Dr. Friedemann Malsch. 
Kunstmuseum - eine Bereicherung für Vaduz Im Anschluss an die Übergabe lud der Bürgermeister und Stif­ tungsrat der Stiftung zur Errichtung eines Kunstmuseums zu einem Nächtessen, ein. Bürgermeister. Karlheinz Ospelt bedankte «ich bei den Sponsoren für die grosszügi 
: gen Zuwendungen für den Bau des Kunstmuseums. Dieses Haus, so der Bürgermeister, sei ein Meilen­ stein für. eine positive Weiterent­ wicklung der Fussgängerzone in ei­ ne Kultur- und Flaniermeile von re­ gionaler Bedeutung. «Bildliche Gedanken-Animation» Dialog - Die Präsentationsform des Kunstmuseums Liechtenstein VADUZ - Liechtenstein Ist im Kunstmuseum im Gespräch. Vier Kunstschaffende zeigen bis Mitte Februar bildliche Auf­ zeichnungen ihres Dialoges mit dem Land Liechtenstein. Im Brennpunkt stehen dabei Tradi- tions- und Kulturbrüche, welche sich bei genauerem Hinsehen offenbaren. «Marth! Bisch Dialoge, so heisst eine Präsenta­ tionsform des Kunstmuseums Liechtenstein, bei der immer wie­ der andere Kunstwerke ihr . Publi­ kum finden sollen. Die Freude am Dialog soll im Vordergrund stehen. Zur Zeit werden die Werke von vier Kunstschaffenden gezeigt, welche aus unterschiedlichen Blickwinkeln mit dem Land Liech­ tenstein in einen Dialog getreten sind. Das Resultat ihres Gespräches präsentieren sie in Bild und Ton. Videoinstallationen und Fotogra­ fien fordern den Betrachter auf, den eigenen • Dialog mit Liechtenstein zu suchen, hergebrachte Klischees zu überdenken, wobei vielleicht auch eigene, neue Gedankenbilder aufkommen können. Traditionelle Sichtweisen werden unscharf und mit weltgeschichtlichen Blickwin­ keln überblendet. Die eigene Vor­ stellungskraft zwingt, sich auf die Bilder einzulassen und sein Denken zu schärfen. Die Dialogpartner Martin Walch (Planken/Wien), Marcel Odenbach (Köln/Ghana), Jeanne Faust (Hamburg) und Bar­ bara Bühler (Eschen) sind die Dia­ logpartner, welche ihre Kunstwerke im Kunstmuseum zur Diskussion stellen. Alle haben in den vergange- f •; . 
nen vier Jahren auf ihre Weise ei­ nen Dialog mit dem Land Liechten­ stein geführt und künstlerisch in Bildern umgesetzt. Vier verschie-. dene Momentaufnahmen, welche das Land und dessen Vergangen­ heit, Landschaft und Veränderun­ gen fökussieren. Liechtenstein erwandern Martin Walch hat seine Film-Ka- mera geschultert und Liechtenstein abgeschritten. Er zoomt sich in sei­ nem Film auf Berggipfel und wie­ der ins Tal zurück, in eine Kultur­ landschaft, die sich von der Ruhe . der Berge durch Lärm und Hektik • , abhebt. Liechtenstein ist am jungen Rhein älter geworden, hat sich ver­ ändert. Vieles jedoch hat' sich be­ wahrt. Die Tradition, versinnbild­ licht durch die Gipfelkreuze, wird durch jüngere Bauten überblendet und unscharf. Ein Kreuzgang mit verschiedenen Stationen. Die reale Wanderzeit wird durch eine schnei-_ le Bildschnittfolge gerafft, die Zeit wird verdichtet. «Ich beamte mich durch die liechtensteinische Land­ schaft», wie es Walch selber be­ schreibt. Entstanden ist «eine räum- und zeitkritische, symbol­ hafte Collage, welche neben ihrem humoristischen~Änsatz offensicht­ lich die Schnelllebigkeit unseres Daseins anspricht». Lärm und Stil­ le kontrastieren im Ton die Collage zusätzlich. Beim Betrachter sind Augen und Ohren gefordert. • Herdentrieb und seine Folgen ' • Marcel Odenbachs Videoprojek­ tion zeigt einen Alpabtrieb, der sich durch den Steger-Tunnel bewegt. Hirten treiben auf der einen Seite der Leinwand das Vieh in das schwarze Loch des Tunnels, auf der anderen Seite des Tunnels/der 
Martin Walch päsentiert seinen VIedeoLoop «Wandersmann». Leinwand erscheinen die farbig ge­ schmückten Kühe wieder. Mit Massqnansammlungen der Weltge­ schichte überblendet der Künstler den traditionellen Liechtensteiner Alpabtrieb, womit das Land sinn­ haft auch in den globalen Zu­ sammenhang gestellt wird. Mas­ senhysterie und deren Folgen bre-, chen während des Betrachtens der Bilder aus der Erinnerung hervor. Was am Ende des Tünnels bleibt, isr die Frage nach der Masse. «Es ist die einfache,: aber verzwickte Frage, warum sich - durch viel his­ torische Wandlungen hindürch - immer noch und wieder in Massen bewegen», steht im Begleittext zum Werk. «Befangene Momente» Jeanne Faust und Barbara BUhler 
zeigen Fotografien. Die eine den Gross-Raum, die Landschaft Liechtenstein, die andere liechten­ steinische Büroräume, ! Fausts Bilder stellen Klischees (Berge", Baustellen, Banken, Auto­ häuser) Liechtensteins in Szene. Die Postkartenansicht Liechten­ steins wird dabei durch eine künst­ lerisch angereicherte Inszenierung verstellt. Da tummeln sich Japaner neben blühenden Kirschbäumen vor der schneebedeckten Bergku­ lisse, welche in anderen Bildern mit Baustellenaushub nachgeahmt wird. Der persönliche Blick der Künstlerin fangt Im Objektiv der Kamera auch Autohäuser ein, die ebenfalls zum Land gehören wie das Schloss zu Vaduz. Die befange­ ne Vorstellung wird durch die mit der Kamera eingefangenen Mo­ mente entstellt. Die Büroräume hinter den liech­ tensteinischen Glasfassaden, hat Barbara BUhler abgelichtet. Sie lichtet dabei jedoch nicht die Ge­ heimnisse, die Entscheidungen, welche in diesen Räumen zwischen Menschen ausgetauscht - werden. Die muss der Betrachter sich selber belichten. Jeweils zwei Bilder des selben Büroraumes hängen neben­ einander, meint man auf den ersten Blick. Zwischen der ersten und zweiten Aufnahme haben sich Menschen ausgetauscht, haben sich zusammengesetzt und sind wieder gegangen. Ein verrückter Stuhl, ein veränderter Lichteinfall, ein be­ wegter Vorhang, alles Indizien für dazwischen stattgefundene Vorgän­ ge, mit welchen man die Leerstelle gedanklich füllen kann. Denkbar ist alles, auch dass die kleinen Anzei­ chen von Veränderung grosse Aus­ wirkungen für das kleine Land ha­ ben könnten.
	        

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