Bevölkerungsentwicklung
den Nachbarschaft Gantner, Gassner, Marogg, Risch, Schlegel, Hilty
etc. etc. Wann alle diese Vermischungen entstanden, wie gross sie waren
ınd die Gründe, darüber geben die Urkunden zu wenig Auskunft um
sicher auszusagen. Eines weiss man sicher, dass nach der Reformation
Leute aus unserer Gegend, die dem neuen Glauben zugetan waren, aus-
wanderten, das Land — wahrscheinlich mit Hinterlassen aller Habe ver-
liessen. Denn die Grafen von Sulz wachten darüber, dass der Protestan-
ısmus hier nicht Fuss fassen konnte wie er es in der benachbarten
Schweiz im Süden und Westen von uns aus der Fall war und eine zeit-
ang auch in den benachbarten österreichischen Landen. Ebenso stehen
Auswanderungen von uns nach dort sicherlich auch Flüchtlinge des
Glaubens wegen gegenüber, die hierher kamen und Bürger wurden
(besonders zur Zeit Pfarrers von Kriss 1664-1692).
Militär
Soweit wir zurückblicken können, organisierten Völker,
Herrscher und Länder zur Erhaltung der inneren Ordnung ihres Gebie-
tes, zur Abwehr feindlicher Angriffe von aussen und Erwerbung neuer
Gebiete Teile ihres Volkes — wohl meistens die besten und tauglichsten
jungen Männer — in den verschiedensten Formen für das Militär- oder
den Kriegdienst. Das Militärwesen beeinflusste in unserer Gegend die
Bevölkerung und die wirtschaftliche Entwicklung.
Schon die Römer trauten den so leicht unterworfenen Rätern
acht. Sie führten den kräftigsten und grösseren Teil der Jungmannschaft
aus dem übervölkerten Lande weg in die Sklaverei. Die rätıschen Völk-
lein wurden zum Teil vertilgt.
£in Teil der jungen streitbaren Mannschaft ward den römischen
Heeren einverleibt, und wir finden rätische Streithaufen auf allen
Schlachtfeldern der Römer, namentlich in den Kriegen gegen die Deut-
schen (Germanen). Ihrer Ausdauer und Tapferkeit wegen wurden sie
von den alten Schriftstellern zum Kern der Römertruppen gezählt. Die
römische Bildung übte schon im ersten Jahrhundert der Unterwerfung
eine mächtige Wirkung auf das tapfere, ungebildete, aber gelehrige
Gebirgsvolk aus. Alle, welche im römischen Kriegsdienst Ehre und Ver
mögen erwarben, kamen als Römer in ihre heimatlichen Täler zurück.
Das alte Geschlecht starb aus und ein neues blühte auf unter dem Ein
lusse der Römerherrschaft.
Jnter den nachfolgenden Franken (537-768) war es der unter
den Römern geschaffene Heerbann der Räter, der mit den Ostgoten in
der Lombardei kämpfte; sicherlich waren auch Soldaten aus unsern
Tälern dabei. Sie hielten die Alpenpässe besetzt. Die Räter leisteten den
Frankenkönigen getreue Heeresdienste und Edle aus Rätien waren ihre
vesten Krieger, auch bei Kämpfen gegen die Alemannen, bis diese von
ienen in der Zeit vom 8. bis zum 12. Jahrhundert bevölkerungsmässig
überholt wurden.
Der Heeresdienst aller Freien bestand in der Folge weiter und ver-
lor sich erst mit dem Aufkommen des Rittertums ab dem 10. Jahrhun-
dert. Das Rittertum (siehe den dortigen Abschnitt) hatte an der alten
Reichsstrasse vom Bodensee über die Bündner Alpenpässe eine ganz
vesondere Bedeutung als Kern der Kriegsmacht erhalten. .
Aus den Freien, die dem Bauernstand entsagten, zum Teil auch
aus Unfreien, bildete sich eine Klasse von Dienstmannen, welche sich