Wirtschaftliche Entwicklung des Dorfes
Die Weberei versorgte 1913 bis 1926 aus ihrem privat erstellten
:igenen Elektrizitätswerke 23 Häuser im Gapont und Gässle mit Licht-
strom. In ihrem Schlosserei- und Schreinereibetriebe konnten die
Fabriksarbeiter für sich privat Reparaturarbeiten besorgen lassen.
Jas Fabrik-Fuhrwerk übernahm bereitwillig Botendienste
Waren) zwischen Triesen und Vaduz (und Sevelen) zu einer Zeit, als
aoch kein Postauto und kaum ein Privatauto fuhr.
Der Fabrikbetrieb der Weberei zu Triesen
Die wirtschaftliche Bedeutung dieses ersten grossen Fabrikbetrie-
ves für Triesen und das Land rechtlertigt es, dessen Geschichte geson-
dert gezeichnet wiederzugeben. Die nachfolgende Darstellung ist im
wesentlichen dem zusammenfassenden Artikel über die «Baumwoll-
weberei» im JBL 1972 vom Alois Ospelt (gekürzt) entnommen.
Seit dem Inkrafttreten des Zollvertrages mit Österreich am
1. August 1852 hatte Liechtenstein Zugang zu einem grossen Wirt-
schaftsgebiet. Da aber zunächst keine liechtensteinischen Gewerbetrei-
benden in der Lage waren, exportfähige Betriebe aufzubauen, ergab sich
zus der Öffnung der österreichischen Grenzen kein Vorteil in dieser
Richtung. Einen kleinen Vorteil hatten lediglich die vorarlbergischen
andels- und Gewerbeleute, die nun völlig ungehindert im Fürstentum
zınen allerdings recht bescheidenen Absatz für ihre Produkte fanden.
örst in den 1860er Jahren nutzten schweizerische Industrielle die Mög-
lichkeit, durch Betriebsgründungen in Liechtenstein mit ihren Produk-
zen die österreichischen Schutzzölle zu umgehen. Diese Industrialisie-
rung des Landes war neben der Vermehrung der staatlichen Geldmittel
die wichtigste positive Auswirkung der Zolleinigung mit Österreich.
Sichtlich benachteiligt durch den österreichisch-liechtensteini-
schen Zollverein waren die Konsumenten und das Handelsgewerbe. Die
Bevölkerung konnte Waren, die in der Schweiz billiger waren, nicht
mehr einkaufen und musste ihren Bedarf zur Gänze mit den oft teureren
österreichischen Produkten decken. Das Handelsgewerbe verlor seine
Beziehungen zu den benachbarten schweizerischen Märkten weitge-
‘1end und sah sich stärker als zuvor der österreichischen Konkurrenz
ausgesetzt. Der Export landwirtschaftlicher Produkte, insbesondere
von Vieh und Wein, wurde nicht so sehr durch die eidgenössischen
Zölle, als vielmehr durch die Verkehrsbeschränkungen erschwert.
Trotz der Zollunion mit Österreich wäre es nıcht zu einer Indu-
strialisierung gekommen, hätten nicht Schweizer Fabrikanten in ihrem
Bestreben, die österreichischen Schutzzollmauern zu umgehen, ın
Liechtenstein eigene Betriebe ins Leben gerufen. Sämtliche vor dem
i, Weltkrieg im Lande entstandenen Industriebetriebe waren Gründun-
zen schweizerischer Unternehmer. .
Die Errichtung von Filialunternehmen im Ausland war für viele
schweizerische Industrielle: die einzige Möglichkeit, der gegen sie
zerichteten Zoll- und Handelspolitik der verschiedenen europäischen
Staaten zu begegnen. .
Jie bedeutendsten liechtensteinischen Industriebetriebe des 19.
Jahrhunderts. gehörten ausschliesslich der Textilbranche an. Das erst
1861 entstandene Unternehmen beschäftigte in seinem Gründungsjahr
21 Arbeiter. 1874 standen bereits drei Betriebe, alles Baumwollwebe-
reien, mit insgesamt 250 Arbeitern. Die jährliche Lohnauszahlung