28 Samstag, 14. Oktober 2000
AUSLÄND
Liechtensteiner VOLKSBLATT
NACHRICHTEN
EU-Glpfel In
Blarrltz Beratun
gen über hohe
Ölpreise
BIARRITZ: Die Staats- und
Regierungschefs der Eu
ropäischen Union (EU) ha
ben am Freitag bei ihrem
Gipfeltreffen im französi
schen Biarritz auch die Ent
wicklung der ölpreise erör
tert. Frankreichs Premiermi
nister Lionel Jospin sagte
nach den Beratungen, die
EU stimme Uberein, dass in
Gesprächen mit den öipro-
duzenten versucht werden
müsse, die Ölpreise zu stabi
lisieren. Diese waren ange
sichts der neuen Eskalation
im Nahen Osten wieder ge
stiegen.
Zwei serbische
Polizisten bei
Explosion getötet
BELGRAD: Bei einer Minen
explosion in der Nähe der
sUdserbischen Stadt Bujano-
vac, in der entmilitarisierten
Zone unmittelbar an der ad
ministrativen Grenze zum
Kosovo, sind am Freitag
zwei Polizisten getötet und
sieben verletzt worden. Das
meldete der Belgrader Sen
der B2-92. Zuerst hatte es
geheissen, neun Polizisten
seien verletzt worden. Die
Mine detonierte am Polizei
kontrollpunkt Konculj, der
schon mehrmals von koso-
vo-albanischen Separatisten
angegriffen worden war.
Explosion
vor britischer Bot
schaft In Jemen
ADEN: Vor der britischen
Botschaft in Jemen hat es in
der Nacht zu Freitag eine
Explosion gegeben. Bei der
Detonation in der Stadt
Sanaa habe es keine Opfer
gegeben, sagte der britische
Generalkonsul Bob Hunter
auf Anfrage der Nachrichte
nagentur AFP.
Tausende Indone
sier demonstrie
ren gegen Israel
JAKARTA: Tausende Indo
nesier haben in Jakarta ge
gen den israelischen Mi
litäreinsatz in den Palästi
nensergebieten demon
striert. Mit Rufen wie «Allah
Akbar» (Allmächtiger Gott)
zogen mehr als 10 000 in
donesische Moslems durch
die Strassen der Stadt. Die
Demonstranten verbrannten
eine israelische Fahne und
töteten eine Ziege, die in is
raelische und US-Flaggen
gehüllt war. Indonesien hat
die grösste moslemische Be
völkerung der Welt. Etwa
90 Prozent der 210 Millio
nen Einwohner gehören
dem Islam an.
Friedensnobelpreis für Südkoreas
Präsident Kim Dae Jung
Südkoreas Präsident erhielt die Auszeichnung für die «Sonnenscheinpolitik» mit Nordkorea
OSLO/SEOUL: Der Frie
densnobelpreis 2000 geht
an den südkoreanischen
Präsidenten Kim Dae
Jung. Der Politiker werde
für seinen Einsatz zur
Aussöhnung zwischen
Süd- und Nordkorea aus
gezeichnet, erklärte das
Nobelkomitee in Oslo am
Freitag.
Kim sei zudem der «führende
Fürsprecher für die Demokra
tie« seines Landes. Mit «grosser
moralischer Stärke» habe er
sich in Ostasien als führender
Verteidiger der Menschenrechte
erwiesen, sagte der Vorsitzende
des Nobelpreiskomitees, Gun-
nar Berge in Oslo. Der 75-
Jährige hatte sich in den ver
gangenen Jahrzehnten gegen
starke Widerstände und Unter
drückung in Südkorea vom
Dissidenten zum Präsidenten
hochgekämpft. In seiner Be
gründung schrieb das Nobelko
mitee weiter: «Jetzt besteht
Hoffnung, dass der kalte Krieg
auch in Korea seinem Ende ent
gegen geht.» Zudem würdigt
die Erklärung den «unermüdli
chen Kampf Kims für die De
mokratie in Südkorea», aber
auch sein Engagement in Birma
und in Osttimor und zieht Pa
rallelen zum Kampf Nelson
Mandelas in Südafrika, -der
Süd Koreas Präsident und Friedensnobelpreisträger Kim Dae Jung (rechts) beim Treffen mit dem Prä
sidenten Nord Koreas Kim Jong II. (Bild:Keystone)
1993 den renommierten Frie
denspreis erhielt. In Seoul Er
klärte Kim nach Bekanntwer
den der Osloer Entscheidung:
«Ich will diese Ehre an all mei-/
ne Landsleute weitergeben». Sie
gehöre den Menschen, die ihn
während der letzten 40 Jahre in
seinem Kampf für Demokratie, >
Menschenrechte und die Ver-,
| ( ' l
söhnung mit Nordkorea unter
stützten, sagte der 74-jährige
Staatsmann. In Südkorea wur
de die Nachricht vom Friedens
nobelpreis mit Freude aufge
nommen, In der Hauptstadt
Seoul erhellte ein 15- minüti-
ges Feuerwerk den Himmel, auf
den Strassen gab es Applaus,
als die Entscheidung des Komi
tees auf Fernsehschirmen be
kannt gegeben wurde. Auch die
südkoreanische Opposition, die
Kim als «Zerstörer der Demo
kratie» bezeichnete und das
Nobelkomitee Ende Juli sogar
noch zur Streichung seiner
Kandidatur drängen wollte,
gratulierte nach eigenen Anga
ben telefonisch. Der japanische
Regierungschef Yoshiro Mori
beglückwünschte Kim «aus
tiefstem Herzen». Die UNO-
Nahost: Israel befürchtet Terrorwelle-
EU ruft zu Verhandlungen auf
Vereinzelte Zwischenfalle in Nahost - Bemühungen für Friedensprozess intensiviert
JERUSALEM/BIARRITZ: Auch
einen Tag nach der jüngsten
Gewaltexplosion ist es am
Freitag im Nahen Osten zu
vereinzelten Zwischenfällen
gekommen. Im Gaza-Streifen
und im Westjordanland liefer
ten sich israelische Soldaten
und Palästinenser Gefechte.
Nach dem Lynchmord an zwei
israelischen Soldaten in Ramal
lah und anschliessenden Rake
tenangriffen auf öffentliche Ge
bäude in Autonomiestädten
wurden die Sicherheitsmass-
nahmen in Israel und den Paläs
tinensergebieten verschärft. Die
Armee mobilisierte Reserveein
heiten und riegelte die autono
men Städte in den Palästinen
sergebieten weitgehend ab. Die
Furcht vor neuem Terror in Isra
el wurde durch die Freilassung
Dutzender islamischer Unter
grundkämpfer aus palästinensi
schen Gefangnissen geschürt.
Israels Regierungschef Ehud Ba
rak warf Palästinenserchef Jas
sir Arafat vor, er unterstütze da
mit den Terrorismus. Augenzeu
gen berichteten aus Ramallah
im Westjordanland, israelische
Soldaten hätten aus Panzern
mit Maschinengewehren auf
Palästinenser geschossen. Zuvor
seien die Soldaten selbst be- .
schössen worden. In Hebron
wurde ein Palästinenser von Is
raelischen Soldaten erschossen.
Aus den autonomen Gebieten
und aus Israel wurden am Frei
tag allerdings weniger Gewalt
ausbrüche gemeldet als noch in
den beiden Vorwochen. Nach
dem traditionellen Freitagsge
bet in den Moscheen zogen je
doch tausende Palästinenser in
Protestmärschen durch die
Strassen der Städte. In Jerusa
lem blieb es entgegen den Be
fürchtungen nach dem Freitags
gebet auf dem Tempelberg weit
gehend ruhig. Mehrere hundert
Polizisten und Soldaten patrou
illierten um das von Juden und
Moslems als Heiligtum verehrte
Plateau in der Altstadt. Nur
Männer über 45 Jahren wurden
zum Gebet in der Al-Aksa-Mo-
schee und im Felsendom zuge
lassen. Palästinenserpräsident
Arafat ordnete unterdessen eine
Untersuchung der Vorgänge an,
die am Donnerstag zum Lynch
mord der israelischen Soldaten
in Ramallah durch aufgebrachte
Palästinenser geführt hatten.
Nach einem Gespräch mit dem
norwegischen Aussenminister
Thorbjörn Jagland sagte Arafat:
«Sie wissen, dass wir eine sehr
ernsthafte Untersuchung be
gonnen haben. Aber vergessen
Sie nicht, dass auch 13 unserer
Polizisten verletzt wurden, die
versuchten, die Soldaten zu be
schützen.»
Internationale
Bemühungen
Die internationalen Bemühun
gen, den darniederliegenden
Friedensprozess wieder zu bele
ben, gingen am Freitag weiter.
Als EU-Ratspräsident beschwor
Frankreichs Staatschef Jacques
Chirac auf dem EU-Sondergipfel
in Biarritz die Israelis und Paläs
tinenser, die Waffen ruhen zu
lassen und wieder miteinander
zu reden. «Der Friedensprozess
muss gerettet werden», hiess es
in der Nahost-Erklärung des
Gipfels. Der vom ehemaligen is
raelischen Regierungschef Schi
mon Peres vorgeschlagene Nah-
ost-Krisengipfel stiess bei den
beteiligten Parteien auf Skepsis
und Ablehnung. Israel habe
noch nicht über die Teilnahme
an einem möglichen Gipfel ent
schieden. Auch die USA und
Ägypten zweifelten am Nutzen
eines Treffens zwischen Israels
Regierungschef Barak, Palästi
nenserpräsident Arafat, US-Prä
sident Bill Clinton und Jordani
ens König Abdullah II., wie es
Peres bereits für Samstag ins Ge
spräch gebracht hatte.
Jemen: Zahl der Toten
erhöht
Einen Tag nach dem An
schlag auf ein amerikanisches
Kriegsschiff im Hafen von Aden
hat sich die Zahl der Todesopfer
am Freitag auf 17 erhöht. Die
US-Marine teilte mit, dass alle
zehn noch vermissten Matrosen
wahrscheinlich tot seien. Am
Freitag explodierte zudem auf
dem Gelände der britischen
Botschaft in Jemen eine Bombe.
An dem Gebäude in der Haupt
stadt Sanaa entstand Sachscha
den.
Flttchtlingskommisarin Sadako
Ogata nannte die Wahl «wun
dervoll», als sie bei einem Auf
enthalt in Seoul davon erfuhr.
Aus einfachen Verhält
nissen
Kim wurde 1924 in einfachen
Verhältnissen geboren. Er ging
als Oppositioneller ins japani
sche Exil, wurde später von
Agenten des südkoreanischen
Geheimdienstes entführt und
1979 von der Junta wegen
Aufruhrs zum Tode verurteilt.
Auf internationalen Druck kam
er nach zweieinhalb Jahren aus
der Haft frei und konnte in die
USA ausreisen. 1985 kehrte er
in seine Heimat zurück und
stellte sich an die Spitze der
Demokratiebewegung. Bei der
Präsidentenwahl 1998 siegte
Kim. Seither setzt er sich mit
einer «Sonnenscheinpolitik» für
die Aussöhnung mit Nordkorea
ein. Der nach dem Stifter Alfred
Nobel benannte Friedensnobel
preis wird seit 1901 an Perso
nen verliehen, die sich um die
Völkerverständigung und den
Abbau militärischer Spannun
gen verdient gemacht haben.
Im vergangenen Jahr hatte die
Organisation Ärzte ohne Gren
zen den Preis erhalten. Der mit
umgerechnet knapp 1,7 Millio
nen Franken dotierte Preis wird
Kim am 10. Dezember vom
norwegischen König Harald V.
in Oslo überreicht.
IRA-Dissident
erschossen
BELFAST: Dem Nordirland-
Friedensprozess droht erneut
ein schwerer Rückschlag. Die
grösste protestantische Partei
kündigte eine Sondersitzung
am 28. September an, bei der
über das weitere Schicksal
des Vorsitzenden David
Trimble entschieden werden
soll. Unterdessen wurde ein
mutmasslicher Dissident der
Irisch-Republikanischen Ar
mee (IRA) in Belfast in sei
nem Auto erschossen. Beob
achter werteten die Ankündi
gung der protestantischen
Ulster Unionists'als .Versuch,
Trimble zu stürzen. Dies wür
de die nordirische Regierung
gefährden, an deren Spitze
Trimble steht Auslöser der
Diskussion ist der wachsende
Unmut über die Weigerung
der IRA, entgegen ihrer Zu
sage mit ihrer Entwaffnung
zu beginnen. Unterdessen
wurde der 26-jährige mut
massliche IRA-Dissident Jo
seph O'Connor in einem ka
tholischen Viertel von Beißist
erschossen. Zu der Tat be
kannte sich zunächst nie
mand. Die IRA-nahe Partei
Sinn Fein erklärte, sie habe
nichts mit dem Anschlag zu
tun.
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