Volltext: 30 Jahre Tangente

Mozart im Westernsaloon 
Zweites Konzert der Jazztage in der Tangente 
Das Daniel Schnyder & Kenny 
Drew jr. Quartett bestritt den 
zweiten Abend der Tangente- 
Jazztage in Eschen. Sie sorgten 
für volles Haus, viel Spielwitz 
und gute Stimmung, 
aoe.- Selten ist eine Band gleich 
jeim allerersten Stück eines Konzert- 
abends schon voll da, ein- und warm- 
gespielt, das ganze Spektrum ihres 
musikalischen Könnens ausbreitend. 
Am Samstagabend durfte das Tangen- 
te-Publikum eine solche Band begrüs- 
zen. Das Daniel Schnyder & Kenny 
Drew jr. Quartett eröffnete mit «Tsak- 
ve», einem Stück des südafrikanischen 
Altmeisters Abdullah Ibrahim aus den 
späten 70er Jahren. Der Drummer 
Tony Renold stimmte einen mit blos- 
;en Händen auf dem Schlagzeug ge- 
spielten Rhythmus an, Rätus Flisch am 
Bass und Kenny Drew jr. am Piano 
‚egten einen dichten Klangteppich 
darüber und bereiteten so dem 
Saxophonisten Daniel Schnyder die 
echvthmische Basis für ein faszinieren- 
des, von arabischen Klangfolgen ge- 
prägtes Solo, bei welchem Schnyder 
sein Sopransaxophon förmlich singen 
liess. Überhaupt schien, zumindest an 
diesem Samstagabend, das Sopran- 
sax, er spielte auch noch Tenorsax und 
Juerflöte, jenes Instrument zu sein, 
auf welchem Schnyder am besten sein 
Talent zu entfalten vermochte. 
Von Tsakve bis Summertime 
Auch die anderen Musiker verrieten 
zleich bei diesem ersten Stück, was sie 
;o alles drauf haben, Während sich 
zätus Flisch eher zurücknahm und 
nehr im Hintergrund begleitete, be- 
7eisterte der Pianist Kenny Drew jr. 
nit vielen eigenwilligen, von unzähli- 
ren Zitaten gespickten Soli und einer 
jeträchtlichen Portion trockenen Hu- 
nors. So konnte sein Pianospiel bei 
«Mozart’s Breakfast» mit Anspielun- 
ren auf Mozart beginnen, kurz darauf 
nen Salsarhythmus anschlagen, um 
ıur wenig später wie ein Westernsa- 
oon-Klavier zu klingen. Kenny Drew 
r. liebt schnelle. strukturelle Läufe. in 
welchen er zuweilen abenteuerliche 
Kontrapunkte zu setzen weiss. Dies 
verleiht seinem Spiel trotz all der Zita- 
te und Anspielungen einen ganz eige- 
nen Charakter, macht es aber auch ein 
wenig vorhersehbar. Der Geheimtipp 
des Abends aber war der unscheinbar 
wirkende Tony Renold am Schlagzeug. 
Er verlieh dem ganzen Konzert mit sei- 
nen unerschöpflichen, sehr feinfühlig 
und raffiniert eingesetzten Akzenten 
und seinen witzigen Einfällen erst die 
Klasse, welche dieses Konzert zu ei- 
nem vergnüglichen und das Publikum 
begeisternden Ereignis werden liess. 
Das Programm reichte von einigen Ei- 
genkompositionen Schnyders über 
Monks «In walked Bud» bis zu einer 
sehr speziellen und witzigen Fassung 
des Gassenhauers «Summertime». 
Das künstlerische Niveau des ersten 
Konzerts der Jazztage mit dem Anto- 
nio Farao Trio feat. Franco Ambroset- 
ti lag zwar nicht ganz in Reichweite, 
doch auch dieser zweite Konzertabend 
vermochte der Tangente alle Ehre zu 
Arweisen.
	        

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