Volltext: 30 Jahre Tangente

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Zuletzt beehrte er die Tangen- 
te vor ein paar Jahren mit sei- 
nem Auftritt beim Konzert mit 
dem berühmten Charlie Mari- 
ano. Am Freitagabend ist 
Christoph Stiefel nun mit sei- 
nem eigenen Trio in das 
Eschner Jazzlokal zurück- 
gekehrt. 
aoce.- Er braucht keine ganz gros- 
sen Namen neben sich, um Aufmerk- 
samkeit beim Jazzpublikum zu erlan- 
gen. Dies hat ein gut aufgelegter Chris- 
loph Stiefel mit diesem Konzert ein: 
Äirücklich auch dem Tangente-Publi- 
kum bewiesen. Er am Piano, Michel 
Benita am Bass und Jo&] Allouche am 
Schlagzeug boten ein solides, diszipli- 
niertes und musikalisch hochstehen- 
des Konzert. 
Beeindruckende Versiertheit 
Auf dem Programm standen zu- 
meist Eigenkompositionen Stiefels, 
aber auch einige von ihm in seiner ei- 
genen Art arrangierten und interpre- 
tierten Standards. Beeindruckend 
nicht nur die Versiertheit, mit wel- 
;her die Musiker des Trios aufeinan- 
der einzugehen wissen, sondern auch 
das feine Gespür für verspielte Soli, 
öhne dass dabei die Rücksicht auf die 
Stücke als Ganzes verloren geht. Die 
Band spielte immer als Band und 
nicht als Aneinanderreihung dreier 
Solisten, die hin und wieder mal ein 
paar Takte Gemeinsamkeit üben, an: 
sonsten aber auf Selbstdarstellung fi- 
siert sind. Gekonnt wussten sie das 
Spektrum von leisen, melodiösen 
Klängen bis zu mitreissenden, ag: 
gressiven Passagen auszuloten. Be- 
sonders eindrücklich gelang dies 
beim Wayne Shorter Klassiker «Foot- 
prints», mit welchem das Christoph- 
Stiefel-Trio das erste Set beendete. 
Take Five 
Kamele träumen von stillen, liebli- 
zhen Landschaften. Verträumt liegen 
sie im Schatten der Bäume und lau- 
schen dem melodiösen Rascheln der 
Blätter. Hin und wieder drängen die 
Erinnerungen an überstandene Kara- 
wanen herauf, die Geschäftigkeit der 
Marktplätze, die Hektik des Alltags, 
doch dann dösen sie wieder weg und 
schwelgen in Sehnsucht an die be- 
schützten Tage der Kindheit. 
Das Ganze träumen sie in Form von 
Jazzmusik, gespielt vom Christoph- 
Stiefel-Trio und «The dream of the 
Camel» genannt. Nach der Pause 
überraschte das Trio mit einer wun- 
derschönen Jazzimprovisation über 
ein musikalisches Thema eines 
anonymen Komponisten der Renais- 
sance, gefolgt vom Titelsong ihrer 
letzten CD «Sweet paradox», ein auf 
komplizierten Rhythmen aufgebau- 
tes, äusserst anspruchsvoll zu spie- 
lendes, kleines Meisterwerk. Ein an- 
deres Meisterwerk ist so berühmt, 
dass es zumeist schon gar nicht erst 
gespielt wird: Dave Brubecks Gassen- 
hauer «Take Five». Christoph Stiefel 
führte unverkrampft seine eigene In- 
terpretation dieses Klassikers vor 
und das Unterfangen darf als vollum- 
fänglich gelungen bezeichnet wer- 
den. 
Es ist nicht einfach, Stücke, die der- 
art «belegt» sind, selbst neu zu ge- 
stalten und eine differenzierte Hör- 
weise anzubieten. Einmal mehr durf- 
te das Tangente-Publikum ein her- 
vorragendes Jazzkonzert beklat- 
schen. 
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