Volltext: 30 Jahre Tangente

Die Entdeckung und Wie- 
derherstellung einer 90 
Jahre alten gusseisernen 
Steindruckpresse vor über 
10 Jahren durch Künstler 
in Berlin-Treptow war der 
Auslöser für das Projekt 
«Werkstatt Künstlerische 
Lithographie Berlin», das 
vom Kulturamt Berlin- 
Treptow unterhalten wird 
und das zu einem künstle- 
rischen Zentrum und Aus- 
bildungsort wurde. Die 
Tangente in Eschen zeigt 
Arbeiten, die dort entstan- 
den sind. Das Volksblatt 
sprach mit den Künstlern. 
Mit den Künstlern 
sprach Gerolf Hauser 
Wie entstand die Verbindung 
nach Liechtenstein? 
Doris Thyrolph (Kulturamts- 
‚eiterin Treptow, Berlin): «Aus 
anseren Kontakten zu Ööster- 
reichischen Künstlern entstand 
die Verbindung zu Evelyne Ber- 
mann, die dann in Berlin-Trep- 
i{ow ihre Arbeiten zeigte, So 
entstand ein künstlerische Aus- 
tausch, denn nach der ersten 
Ausstellung 1998 hier in der 
Tangente, kamen letztes Jahr 
Beatrice Kaufmann, Marco 
Eberle und Stefan Sude nach 
Berlin und jetzt sind wir wieder 
nier —- ein harmonisches Mitein- 
ander Arbeiten der Liechten- 
steiner und Berliner «Kulturfä- 
den». Die Begegnungen mit den 
ljechtensteinischen Künstlern 
sind eine Bereicherung für uns.» 
Wie kam es zu dieser Werk- 
statt? 
Martin Lotz: «Die Anfänge 
gehen zurück in die Zeit, als 
Treptow noch ein Bezirk in Ost- 
jerlin war. Der Leiter der Werk- 
;tatt, Michael Dieckmann, ent- 
Jdeckte damals eine alte Litho- 
SZraphie-Presse und machte sie 
zusammen mit Druckfachleu- 
‚en wieder funktionstüchtig. 
Nachdem der Steindruck in den 
50er-Jahren durch den Offset- 
druck abgelöst wurde, standen 
eben irgendwo noch die alten 
zusseisernen Druckpressen und 
Lithosteine herum. Das haben 
wir zusammengetragen und so 
»ntstand Anfang der 90er die 
Werkstatt, in der wir die Tech- 
nik nicht nur nutzen, sondem 
das Wissen auch vermitteln. 
Heute haben wir zwei ca. 100 
jahre alte Pressen, die per Hand 
Jedient werden müssen, und 
eine etwas neuere hydraulische 
Druckpresse. Durch die gross- 
zügige Unterstützung des Kul- 
uramts Treptow haben wir 
‚etzt auch eine Hochdruck-, ei- 
ne Radierpresse. um im Bereich 
"Fiefdruck arbeiten zu können. 
deute haben viele junge Künst- 
er, die von der Hochschule 
<ommen, aber auch Künstler, 
lie sich für diese Verfahren in- 
teressieren, bei uns die Mög- 
lichkeit Erfahrungen zu sam- 
meln. Dafür bieten wir in der 
Werkstatt Kurse an und betreu- 
2n sie individuell. Mit der Li- 
:ho-Technik kann man keinen 
schnellen Erfolg erzielen. Das 
‚st in einer Zeit, in der man 
schnell die schillernde Ober- 
(läche haben will, für viele eine 
Herausforderung, der nicht alle 
gewachsen sind. Die dabei blei- 
ben haben allerdings einen 
grossen Gewinn.» 
Dann ist diese Werkstatt für 
viele Künstler Heimat, Ar- 
veitsmöglichkeit, Wiederbe- 
leben einer alten Technik und 
zugleich ein pädagogisches 
Zentrum? 
Henry Ruck: «Das ist im Lau- 
'e der Jahre so gewachsen. Z. B. 
ıaben viele Jugendliche aus 
den Schulen ihre Projektwo- 
hen bei uns gemacht. Dann 
zibt es Kurse für Leute, die ihr 
Studium erst beginnen, und für 
jolche, die an die Kunst über- 
ıaupt herangeführt werden 
wollen, Kurse für Kinder oder 
lie «Meditativen Steindruck- 
Nochenenden» für gestresste 
Menschen, aber auch Kurse für 
1eue Druckgrafik usw. Die 
d 
Zandbreite der Werkstatt ist 
jehr gross. Der Schwerpunkt 
ijegt aber bei der Lithografie. 
iiner der Gründe ist, dass die- 
jes Gebiet besondere Möglich- 
ceiten bietet. Z. B. muss man 
ichon beim Schleifen der Stei- 
ıe wissen, zumindest ahnen, 
vas man machen will, welche 
Fusche oder Kreide ich verwen- 
le, ob ich eine Stahlfeder- oder 
>inselzeichnung mache - da 
nuss der Stein entweder poliert 
ıder gekörnt werden usw. An- 
lers als beim Computer kann 
nan Fehler nicht einfach lö- 
schen. Wenn man sich ver- 
zeichnet hat, sind eben eine 
ader zwei Wochen Arbeit, übri- 
gens auch körperlich harte Ar- 
zeit, verloren.» 
Martin Lotz: «Ausserdem 
zind Steine ein Stück Natur, die 
sich je nach Temperatur und 
Feuchtigkeit verändern. Da 
nuss man manchmal zu der 
Zinsicht kommen, dass der 
stein heute einfach nicht will. 
Neben dem Steindruck pflegen 
wir auch den Tiefdruck und 
Holzschnitt. Elli Graetz ist hier 
'n der Tangente mit mehrfarbi- 
gen Holzschnitten vertreten. 
Überhaupt ist die Ausstellung 
repräsentativ für die Vielfalt 
ınserer Werkstatt.» 
Und Frau Jeske zeigt Drucke 
mit Berliner Stadt-Motiven.
	        

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