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Kein Wunder, konnte das regio-
nale Shooting-Star-Trio David Hel-
ock (Piano), Lucas Dietrich (Bass)
ınd Marc Vogel (Drums) in den
zwei Jahren ihres Bestehens inzwi-
schen auch internationale Ehren
sinheimsen, u. a. mit einem Sieg
beim Jazzwettbewerb «New Gene-
-ation» 06 in Straubing (Deutsch-
and), wo sie sich gegen 60 Mitbe-
werber durchsetzten. Das Publikum
im gut, aber nicht überfüllt besetz-
;en Tangente-Keller konnte sich am
Samstag beim achten Sabotage-
Konzert live ein Bild davon ma-
chen, wie deutlich sich die drei
Jungs seit ihrem ersten Tangente-
Gig vor zwei Jahren weiterentwi-
ckelt haben.
£Experimentierfreudige Sets
Mit einer Hommage an Chick
Corea begann das erste Set des
Abends. «How Many Miles to Co-
rea» nannte David Helbock sein
Veuarrangement des Klassikers er des Öfteren auch von Hand die
«500 Miles High». Und schon beim Saiten im Kasten, sodass gitarren-
>»phärischen Auftakt des Stücks 1ınd mandolinenähnliche Klänge
wurde deutlich, dass HDV nicht »ntstanden. Lucas Dietrich er-
ıur mit dem musikalischen Materi- orschte mit Bogen, Paukenschle-
ıl, sondern auch mit den Klang- zel und gezupft die Möglichkeiten
nöglichkeiten ihrer Instrumente eines Kontrabasses, Marc Vogel
auf überraschende Weise zu spielen chliesslich zauberte ein Arsenal an
versteht. Alternativen zu den gewöhnlichen
Das Klavier legte die bassigen Drumsticks — u. a. ein Bündel
Töne vor, Dietrichs gestrichener tricknadeln — aus seiner stets be-
Kontrabass sang hoch darüber. eiten Tasche. Hommagen an so
Rasch entwickelte sich ein erzäh- xonträre Zeitgenossen wie John
‚end-singender Dialog, zu dem Cage oder die mexikanische Male-
Marc Vogel mit den Besen auf dem in Frieda Calo folgten in dichter
Schlagzeug dazustiess. Verdichtete Reihe, geprägt von wechselnden
Tool-Jazz-Passagen wechselten ab- rzählstilen und Tempi, mal ver-
rupt über zu analytischen Improvi- dichtet zu sphärischen Klangtep-
sationsmomenten, die über stark pichen mit zusätzlich live ein-
‘hythmisierte Free-Passagen immer zesampelten Loops, mal aufgelöst
wieder in expressive Ausbrüche in improvisierte und zerhackte mu-
nündeten. David Helbock bearbei- sikalische Farbkleckse.
tete nicht nur auf konventionelle Im zweiten Set nach der Pause
Art die Tastatur seines Pianos. son- wollte das HDV-Trio. wie David
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Helbock erklärte, dem Namen der
aufenden Tangente-Reihe — «Sa-
botage» — alle Ehre machen, und
zwar durch eine 45-minütige Live-
:mprovisation,
Abwechslungsreich und gut ge-
lungen, mit starken sphärischen
Momenten, aber in manchen analy-
tischen Passagen denn doch etwas
.ntellektuell verstiegen und im ho-
1en Fels des Experiments zuweilen
auf Seitenwege geratend. Am Ende
des Abends, und gerade auch nach
der heftig vom Publikum be-
<latschten Zugabe «Monkaholic»,
durfte man als Zuhörer auf jeden
Fall ein Fazit wagen: HDV verste-
hen ihr Handwerk in erstaunlich
“rüher Reife und beeindrucken
durch innovative Frische. Auch der
Weg zur Meisterschaft scheint
schon gebahnt. Aber dazu darf man
dem wirklich jungen Trio entspannt
noch ein wenig Zeit lassen. (mf)