Brücke zwischen Indien und Jazz
Omri Hason und seine Gruppe in der Tangente
ESCHEN - Jazzfans, die weder
klassische indische Musik noch
prientalische Töne schätzen, ka-
men in der Tangente in Eschen
auf ihre Kosten.
» Wieslaw Piecherii
rechte Duelle, um zu demonstrie-
ren, welch ein Variationspotenzial
in ihren zahlreichen orientalischen
schlagzeugartigen Instrumenten
und in ihren begabten Fingern
steckt. So bekam man im Stück
«Kaffee» eine irrsinnige Offenba-
rung zu hören, versehen mit einem
Crescendo.
«Special Guest» Meddens
Auch religiöse Themen wurden
künstlerisch in die Stücke gewebt:
Sandhya sang sentimental, fromm
und lyrisch das Musikwerk «Shi-
va», um eine Hindugottheit vorzu-
stellen, die jegliche Form des Ter-
rorismus zerstören wolle. Sitar-
klänge halfen ihr dabei.
Der «Special Guest» Maarten
Meddens hatte zwei extra Auftritte:
eine Solopartie gleich nach der
Pause, in Begleitung der Vokalistin,
die tiefe und experimentelle Töne
anschlug, und die poetische Auf-
führung von «Serenade for You».
Auf Ladino hörte man «La Serena»
und «Si verias», in dem der Über-
gang zu Hindi natürlich auch ein
akustisches Ereignis war. Zoltän
Lantos war ein Solorefrain für sich:
Er sorgte für ein feines Niveau der
Virtuosität, dank seinem Bogen
oder den Fingern, die am Pizzicato
sehr oft Wunder vollbrachten. Er
begleitete Sandhya gekonnt, diskret
und technisch auf sehr hohem Stan-
dard_
Die Gruppenmitglieder, die jeweils
in Köln, Budapest, London, Bern
und Amsterdam sesshaft sind, ver-
einten sich in Eschen, um in ihrer
Kunst zu bezeugen, dass aus dem
Westen und Osten eine gelungene
und synthetisch gemeinte Experi-
mentalmusik entstehen kann. Nach
zwei Jahren konnte das Publikum
am Samstagabend diese Gruppe in
Liechtenstein wieder erleben.
Jazzaspekt cool unterstützt
Die Herkunft der Gruppenmit-
glieder ist in diesem Zusammen-
hang relevanter als deren aktuelle
Adresse, denn Sandhya Sanjana,
Vokalistin und einzige Dame auf
der Bühne und Ramesh Shotham
der mehrere südindische Perkussi-
Oonsinstrumente spielte, stammen
aus Indien. Omri Hason, der mit ei-
ner orientalischen Perkussion auf-
trat, ist israelischer Herkunft und
besitzt demzufolge ein zuverläs-
siges Wissen über die Musikver-
hältnisse im Nahen Osten.
Der Jazzaspekt dieser Abendpro-
duktion wurde von Maarten Med-
dens unterstützt. der cool und ge-
Drientalische Klänge mit Jazzaspekt: Omri Hason war mit seiner Gruppe
in der Tangente.
fasst am elektronischen Klavier
‚Fender Rhodes) spielte. Und lası
aut not least begeisterte der Ungar
Zoltän Lantos das Publikum mit
seinen zwei Violinen: einer elek-
trischen und einem Mischprototyp,
den er selber entworfen hat. Das
letzte Instrument erlaubt ihm zu-
zleich klassisch und indisch zu
;pielen: stilistisch ein Wagnis, aber
im Endresultat ein glänzender Er:
folg.
Synthese diverser Stilrichtungen
Auf der Tangentebühne hatte In-
dien mit seinem Instrumentarium
Oberhand. Man bekam bekannte
schwermütige Töne zu hören, die
durch die sehr engagierte und kon:
zentrierte Solistin betont wurden
Sie präsentierte entweder interes:
sante Vokalise oder sang in ihre:
Muttersprache Hindi die Melodien
die ursprünglich unter den vertrie-
benen Juden aus Spanien (den Se-
pharden), in ihrer Umgangssprache
Ladino, entstanden sind.
Der hervorragende Violinist, deı
neun Jahre lang in Indien gelebi
hat, führte mit ihr oft lange, 1y
rische und synkopierende Dialoge
Andererseits lieferten sich zwe:
Perkussionisten, Omri Hason unc
Ramesh Shotham, beinahe regel.
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