Ein Fest für die Sinne - in zehn Gängen
Am Freitag, 25. Mai, fand in
der Tangente in Eschen ein aus-
sergewöhnlicher Anlass statt.
Die Koch- und Klangperfor-
mance kam zur Uraufführung.
Den Anwesenden wurde eine
multimediale Komposition für
alle Sinne geboten.
«Agricola arat. Puella cantat. Silva so-
nat. Coquus convivium praeparat. -
Der Bauer pflügt. Die Magd singt. Der
Wald rauscht. Der Koch bereitet das
Mahl.» So hiess es in der Ausschrei-
bung dieses Abends, der innert kür-
zester Zeit ausverkauft war. «Ein
Abend für Unerschrockene und Neu-
gierige» lautete eine weitere Be-
schreibung. Nicht viel schlauer als
vorher, blieb einem nichts anderes üb-
ig, als sich überraschen zu lassen.
Wichtig: Besteck mitnehmen!
Grosses Setting
Die Lüftung der akustischen, visuel-
len und geschmacklichen Geheimnis-
se geschah nach und nach. Schon
beim Betreten des Raumes konnte das
grosse Staunen beginnen. Auf der
Bühne. war eine beeindruckende
Sammlung von Instrumenten aufge-
baut, von denen der Laie noch nicht
einmal alle Namen kennt. Unver-
kennbar ein grosser Gong, eine Hang,
eine 25 kg schwere Klangschale aus
Thailand. eine Darbuka (türkische
Handtrommel), Mikrofone, Compu-
ter, Effektgeräte und jede Menge Per-
kussionsinstrumente. Ein Flügel stand
auch auf der Bühne, diente aber nur
als Tisch für die Elektronik. Links ne-
ben der Bühne war ein mobiler Herd
installiert. 40 Klangschalen für das
Publikum standen ebenfalls schon be-
reit.
Kulinarische Leckerbissen
Chefkoch des Abends war Walti Roth
zus Triesen. Mit Unterstützung seiner
Jrei flinken Gehilfinnen konnte er die
zehn Gänge des Festmenüs zuberei-
en. Das Brutzeln und Zischen in den
Pfannen war genauso Bestandteil der
Klangkulisse wie die Instrumente.
War das Essen nicht mehr in der Pfan-
2e, wurde es von den Zuschauern in
ıhren Klangschalen genüsslich ver-
;piesen und die gesampelten Geräu-
sche der Zubereitung hallten immer
aoch nach. Das Klappern des Beste-
ckes machte aber deutlich, dass bald
alles schon aufgegessen war. Während
link die Schalen wieder eingesam-
nelt wurden, hörte man schon von
weit aus dem dunklen Wald eine Stim-
me, «schaaaaaarrrrrrrfffffff» kräch-
zend, den nächsten Gang ankündi-
gen. Knackiges Ratatouille auf Pasta
folgte.
Wahre Sinnesfreuden
Zwei fulminante Sets von je über ei-
ıer Stunde Länge forderten und be-
'ohnten die 40 Zuschauer. Es wäre
Ein Fest für alle Sinne: In der Tangente ging am Freitag die erste Koch- und
Klangperformance über die Bühne. Begeisterung war die Folge. Bild pd
vermessen, zu behaupten, man sei in
der Lage gewesen, alle Eindrücke in-
nert nützlicher Frist wahrzunehmen
und einzuordnen. Dafür war die La-
dung zu geballt. Nach über zwei Stun-
den Sinnesfreuden gingen die Emo-
tionen hoch. Das Publikum war be-
geistert und tat dies auch lautstark
kund. Auf der Bühne standen am Frei-
:ag: Markus Brandtner, Denise Kro-
nabitter, Sandro Nardi. Arno Oehri.
Marco Sele. Für die kulinarischen
Köstlichkeiten sorgte Walti Roth.
Die mutige Idee, ein so ungewöhn-
liches Konzert für alle Sinne zu geben,
ging voll auf. Es ist zu hoffen, dass es
nicht bei der Uraufführung bleiben
wird und irgendwann eine Fortset-
zung folgt. Es lohnt sich, bis es so weit
sein wird, immer wieder mehrere
Schritte in Richtung Tangente zu wa-
gen. (Dd)