Volltext: 30 Jahre Tangente

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S’Schwinta-Aale 
Das Kulturleben in der Region ist bunt und viel- 
seitig. Es lohnt sich, genau hinzusehen. Für 
uns übernimmt dies «s’Schwinta-Aale». 
«S’Schwinta-Aale» besucht Kulturveranstal- 
tungen und bildet sich ein Urteil. Ende Monat 
verteilt es dann das «Aale» für ein kulturelles 
Highlight und die «Schwinta» für etwas, das 
kulturell nicht ganz überzeugte. Neu ist das 
Schwinta-Aale mit einem Forum online vertre- 
ten. Wer sich zu Schwinta-Aales Kommen- 
taren äussern möchte, kann dies unter 
http//www.schwinta-aale.li/phorum/ tun. 
Schwin/ta, die, -,-: (andsch. liechtenst.) schallende 
Ohrfeige. 
Aa/le, das, -: (landsch. liechtenst., veraltet) zärtli- 
ches Reiben von Wange an Wange zum Abschied, bes. 
zw. Grosseltern u. Enkelkindern. 
Schwin/ta/aa/le, das, -s, -: (landsch. liechtenst.) klei- 
nes Nagetier im Kulturgehölz, das fütterungsabhän- 
gig bissig oder zutraulich reagiert. Siehe auch > 
Schwinta-Aale. 
s’Schwinta-Aale; s’Schwintaaale. 
S’SCHWINTA-AALE MÄNNT: 
Das «Aale» des Monats gibt das Schwinta-Aale 
dem zurücktretenden Tak-Intendanten Georg Roo- 
‚ering, der das Theater am Kirchplatz mit Anstand 
durch schwierige Jahre brachte und jetzt mit sei- 
2em Rücktritt die Möglichkeit schafft, Theater und 
Liechtenstein neu zueinander zu bringen. Das 
Schwinta-Aale kann zwar den neuen grauen Bo- 
den im Theaterfoyer nicht leiden und trauert der 
Eleganz des alten, schwarzen Gussasphalts nach, 
aber es hofft sehr, dass sich der Aufsichtsrat mit 
seinem Präsidenten Richard Negele bewusst ist, 
Jlass ein Theater in Liechtenstein nur wirklich neu 
und erfolgreich sein kann, wenn es sich an das 
herantraut, was den Leuten hier wehtut: Heimat- 
verlust, überzogener Lebensstandard, zerbrök- 
kelnde Staatsmythen. Ein Staat, der sich für die 
kommenden Jahre so einschneidende Reformen 
ıuf die Fahnen schreibt, braucht ein Theater, das 
seine Angst vor Politik hat; das jedenfalls pfeift der 
Februarwind dem Schwinta-Aale in die Öhrchen. 
ie «Schwinta» fängt dieses Mal der Vorstand des 
Vereins Tangente in Eschen ein. Jahrzehntelang 
bemüht, sich dem vor allem jungen Kunstschaffen 
aus Liechtenstein anzunehmen, beschloss der 
Zweiervorstand des Vereins, nun nur noch Jazz an- 
zubieten. «Jammerschade», findet das Schwinta- 
Aale, «wo sollen die Nachwuchskünstler denn jetzt 
Ihren Weg im Kulturgehölz beginnen?» Früher galt 
a3ine Ausstellung in der Tangente als erste Messlat- 
ie für die Ernsthaftigkeit von jungen Künstlern. 
Viele Karrieren gingen von diesem Ort aus - Kar- 
rieren, die sich im Berufsbild des freischaffenden 
Künstlers erfüllten. Das Ausstellungsprogramm 
der letzten Jahre war (mit Ausnahmen) allerdings 
nicht mehr von der Qualität vergangener Jahr- 
zehnte; dass die Stätte für den Beginn einer neuen 
Xünstlerkarriere, der Ausstellungsraum an der 
£schner Haldengasse, still und leise verschwunden 
ist, macht das Schwinta-Aale traurig. Die 
«Schwinta» für den schmerzlichen Verlust in der 
hiesigen Kunstlandschaft soll die Tangente spüren. 
füutter@schwinta-aale 5
	        

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