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S’Schwinta-Aale
Das Kulturleben in der Region ist bunt und viel-
seitig. Es lohnt sich, genau hinzusehen. Für
uns übernimmt dies «s’Schwinta-Aale».
«S’Schwinta-Aale» besucht Kulturveranstal-
tungen und bildet sich ein Urteil. Ende Monat
verteilt es dann das «Aale» für ein kulturelles
Highlight und die «Schwinta» für etwas, das
kulturell nicht ganz überzeugte. Neu ist das
Schwinta-Aale mit einem Forum online vertre-
ten. Wer sich zu Schwinta-Aales Kommen-
taren äussern möchte, kann dies unter
http//www.schwinta-aale.li/phorum/ tun.
Schwin/ta, die, -,-: (andsch. liechtenst.) schallende
Ohrfeige.
Aa/le, das, -: (landsch. liechtenst., veraltet) zärtli-
ches Reiben von Wange an Wange zum Abschied, bes.
zw. Grosseltern u. Enkelkindern.
Schwin/ta/aa/le, das, -s, -: (landsch. liechtenst.) klei-
nes Nagetier im Kulturgehölz, das fütterungsabhän-
gig bissig oder zutraulich reagiert. Siehe auch >
Schwinta-Aale.
s’Schwinta-Aale; s’Schwintaaale.
S’SCHWINTA-AALE MÄNNT:
Das «Aale» des Monats gibt das Schwinta-Aale
dem zurücktretenden Tak-Intendanten Georg Roo-
‚ering, der das Theater am Kirchplatz mit Anstand
durch schwierige Jahre brachte und jetzt mit sei-
2em Rücktritt die Möglichkeit schafft, Theater und
Liechtenstein neu zueinander zu bringen. Das
Schwinta-Aale kann zwar den neuen grauen Bo-
den im Theaterfoyer nicht leiden und trauert der
Eleganz des alten, schwarzen Gussasphalts nach,
aber es hofft sehr, dass sich der Aufsichtsrat mit
seinem Präsidenten Richard Negele bewusst ist,
Jlass ein Theater in Liechtenstein nur wirklich neu
und erfolgreich sein kann, wenn es sich an das
herantraut, was den Leuten hier wehtut: Heimat-
verlust, überzogener Lebensstandard, zerbrök-
kelnde Staatsmythen. Ein Staat, der sich für die
kommenden Jahre so einschneidende Reformen
ıuf die Fahnen schreibt, braucht ein Theater, das
seine Angst vor Politik hat; das jedenfalls pfeift der
Februarwind dem Schwinta-Aale in die Öhrchen.
ie «Schwinta» fängt dieses Mal der Vorstand des
Vereins Tangente in Eschen ein. Jahrzehntelang
bemüht, sich dem vor allem jungen Kunstschaffen
aus Liechtenstein anzunehmen, beschloss der
Zweiervorstand des Vereins, nun nur noch Jazz an-
zubieten. «Jammerschade», findet das Schwinta-
Aale, «wo sollen die Nachwuchskünstler denn jetzt
Ihren Weg im Kulturgehölz beginnen?» Früher galt
a3ine Ausstellung in der Tangente als erste Messlat-
ie für die Ernsthaftigkeit von jungen Künstlern.
Viele Karrieren gingen von diesem Ort aus - Kar-
rieren, die sich im Berufsbild des freischaffenden
Künstlers erfüllten. Das Ausstellungsprogramm
der letzten Jahre war (mit Ausnahmen) allerdings
nicht mehr von der Qualität vergangener Jahr-
zehnte; dass die Stätte für den Beginn einer neuen
Xünstlerkarriere, der Ausstellungsraum an der
£schner Haldengasse, still und leise verschwunden
ist, macht das Schwinta-Aale traurig. Die
«Schwinta» für den schmerzlichen Verlust in der
hiesigen Kunstlandschaft soll die Tangente spüren.
füutter@schwinta-aale 5