Reisende Klänge
ESCHEN - Letzten Samstag
spielte in der Tangente, dem
verlängerten Wohnzimmer von
Karl Gassner, das Kölner Duo
«KontraSax», Romy Herzberg am
Kontrabass und Christina Fuchs
an Bassklarinette und Sopran-
5ax gelang es dabei, ihre Be-
geisterung an der Musik aufs
Publikum zu übertragen.
» Annetir © =
Die beiden Kölnerinnen überzeug-
ten vor allem durch Kommunika-
tionstalent und Spielfreude. Das
bestens aufeinander eingespielte
Duo - sie spielen seit 1990 zusam-
men - zog das überschaubare aber
begeisterte Publikum mit ein und
erklärte in kleinen Anekdoten so
kryptische Titel wie «Kontrabass
oder die Kunst des Reisens» oder
«O wie schön ist die Karibik», ein
Stück, das aus einer besonders tris-
len und trüben Stimmung heraus
entstand — Musik dient schliess-
lich auch zur Beschwörung eineı
besseren Welt! Diese augenzwin-
kerende Haltung schlägt sich in
der Musik nieder. KontraSax spie-
len abwechselnd Kompositionen
und Improvisationen. Es sind mat
minimalistische Arrangements, die
meditative Gelassenheit verströ-
men, mal luftig-leichte Klangwel-
ten, die immer äusserst konzen-
triert Töne und Melodien erkun-
den. Der Titel ihrer neuen CD
«Zanshin» — was für eine innere
Haltung höchster Konzentratior
bei gleichzeitiger Gelassenheit
steht — ist programmatisch für die
Energie. die ihre Musik entfaltet
jegeisterten das Publikum in der fangente: Christina Fuchs flinks) und Romy Herzberg.
Romy Herzberg entlockt dem
Kontrabass Geräusche und Klän-
je, indem sie mit den Händen über
las Holz fährt, den Holzkorpus
ilopft und streichelt, und sie
cheut sich auch nicht, den Bas:
ıls Rhythmusinstrument einzuset-
‚en. Christina Fuchs ergänzt idea)
nit ihrem dynamischen, aber im-
ner ruhigen Spiel auf der von ihr
‚0 genannten «Kirmeströte», dem
Yopransax und der Bassklarinette
Romy Herzberg und Christina
‘uchs beweisen in ihren musikali-
chen Erkundungen vor allem Neu-
zier. Das Reisen ist ein wichtiges
"hema, der Dialog mit der Welt, ei
ıe Offenheit, die man der Musik
ınhört. Zurückgenommen bearbei-
en sie die Instrumente in eineı
Veise, die bei aller Entspanntheit
{och keine Langeweile aufkommen
assen. Das wache Duo pflegt
5renzüberschreitungen auch zu an
deren Künsten und vertont bei-
;pielsweise Filme oder macht Mu-
;ik zu bildender Kunst, Bühne und
‚iteratur.
Als Zückerchen zum Schluss
itellten sie ihr Improvisationstalent
'or, indem sie die drei vom Publi-
{um vorgegebenen Begriffe Epi-
epsie, Gartenarbeit und Sommer-
raum — keine leichte Vorgabe! -
iberzeugend musikalisch umsetz-
en