Besuch vom Planeten Musik
Braziljazz mit der Fernando Paiva Group in der Tangente
Ausgelassene Frühlingsstim-
mung und ein volles Haus
bescherte die international
besetzte Fernando Paiva Group
am Samstagabend in der
Tangente in Eschen.
a0e - Fernando Paiva, das war
doch der energiegeladene Drummer
von Alegre Correa bei dessen Konzeri
zum 25-jährigen Jubiläum der Tan-
gente? Richtig. Und der Brasilianer
Paiva wollte noch einmal in die Tan-
gente, und zwar mit seiner eigenen
Band. Zwar nicht angekündigt, aber
dennoch wieder mit dabei war sein
Landsmann am Ssechssaitigen E-
Bass, der nicht weniger energiegela-
dene Ronaldo Saggiorato. Der Wiener
Conrad Schenk machte sich an den
Gitarren zu schaffen und der Istanbu-
ler Tulug Sabri Tirpan bediente das Pi-
ano und ein kleines Keyboard.
In einem von gängigen Klischeebil-
dern nicht ganz freien Gedicht in Pro-
saform outete sich Paiva gleich zu
Beginn als Bewohner des Planeten
Musik. Die gute Botschaft: Wer vom
Planeten Musik stammt, ist in der
Tangente gut aufgehoben, denn die
Tangente versteht sich als offener
Melting Pot von Musik verschieden-
ster Provenienz. Die weniger gute
Botschaft: Auch auf dem Planeten
Musik kämpfen sie mit Integrations-
Droblemen.
Das Problem der Sprache
Wie bei den Völkervermischungen
auf dem Planeten Erde handelt es
sich vorwiegend um ein Problem der
Sprache. Dass die heiden Herren aus
Brasilien rhythmisch mit allen Was-
sern gewaschen sind, hatten sie
schon beim letzten Konzert ein-
drücklich bewiesen. Nicht umsonst
’st das Publikum in Scharen in die
Tangente geströmt.
Dass der Gitarrist aus Wien, eben
ın Wiener, und deshalb nicht auf
ijemselben rhythmischen Dampfer
ährt, ist ein Klischee und, wenn auch
n diesem Fall zutreffend, nicht wirk-
ich das Problem gewesen. Wer ge-
ı1auer hingehört hat, musste feststel-
en, dass Schenk einfach grundsätz-
ich eine andere musikalische Spra-
‘he spricht. Er ist ein Rockgitarrist
nit der Spieltechnik und dem Aus-
druck eines klassischen Rockgitar-
°isten.
Bin armer, überforderter
Gitarrist
Bei den simpleren, geraden Rhyth-
nen fiel das nicht besonders ins Ge-
wicht, da hat es gefunkt und gefetzt,
)ereitete die Rhythmusgruppe aber
nen etwas komplexeren Boden,
war der arme Gitarrist doch regel-
nässig etwas überfordert. Der türki-
iche Pianist Tirpan wiederum kommt
ıoch einmal aus einer ganz anderen
nusikalischen Tradition, Die orienta-
ischen Einflüsse waren eindeutig
ıuszumachen.
Sein Spiel ist schräg und ungestüm,
2xtrem vielseitig und mit verblüffen-
len Wechseln. Zwar nicht immer
hundert Prozent präzise, war es doch
ır, der die spannendsten der musika-
‘ischen Einfälle beisteuerte. Als
3anzes war das Konzert aber sicher
un Erfolg: Das Gros des Publikums
vurde jedenfalls mitgerissen und
var begeistert
a. a _
Rythmisch mit allen Wassern aewaschen: Farnando Panva
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