«Kunst ist Innovation»
Jubiläumswochenende in der Tangente
ESCHEN - Die Tangente beging
ihr fünfundzwanzigjähriges Be-
stehen mit einem Konzertwoche-
rende. Die Organisatoren hatten
am vergangenen Wochen-
ande Vertreter der ganzen
Bandbreite des Jazz aufgebo-
ten, darunter grosse Namen
und sogar ein ganz grosser:
Larry Coryell mit seinem ameri-
kanisch-indischen Quartett bil-
dete am Samstag den krönen-
den Abschluss.
» Arno Löffler
Schon der erste Jazzabend begann
mit einer echten Überraschung:
«For Free Hands» setzten sich auf
intelligente und faszinierende Art
mit balkanesischen Rhythmen aus-
zinander ohne je aufgesetzt folklo-
Aistisch zu wirken. Gefolgt wurde
die junge, international (Bulgarien,
Deutschland, Griechenland,
Schweiz) zusammengewürfelte
Band aus Berlin von Tangente-
Stammgast Franco Ambrosetti und
seiner European Legacy. Das Quin-
tett stellte u. a. ein neues Stück vor,
das Ambrosetti gerade in Ludwigs-
burg aufgenommen hatte. Schlag-
zeuger Bagnoli faszinierte mit ei-
nem Solo, an dessen Ende die
Larry Coryell (ganz links), der sich zum allgemeinen Gaudium als John
McLaughlin vorstellte, mit seinem transkulturellen Quartett: von links
Jeejay Ghata, Ronu Majumdar, George Brooks.
Bassdrum wie ein Herzschlag
zuerst übrig und dann stehen blieb.
Festakt und Fusion
Den zweiten Abend eröffneten
die der Tangente eng verbundenen
Markus Gsell (Sopransaxophon,
3assklarinette) und Herbert Walser
Waldhorn, Flügelhorn) mit einer
Handvoll experimenteller Stücke
bei denen Ein- und Ausatmen und
Windgeräusche eine grosse Rolle
spielten. Nach Vereinspräsident
Karl Gassners Begrüssungs- und
Dankesworten betonte Gemeinde-
‚orsteher Gregor Ott den Stolz deı
3emeinde Eschen, einen Verein
wie die Tangente in ihrer Mitte zu
haben. Regierungsrat Alois Ospelt
verglich das Wirken der Tangente
mit dem Jazz selbst und machte
diesen Vergleich an den Punkten
Rhythmus, Intonation, Besetzung
und Improvisation fest. Die Künst-
lerin Evelyne Bermann sprach von
der bildenden Kunst in der Tangen-
te, wobei sie besonders das Wirken
von Gründungsmitglied Jens Ditt-
mar in diesem Bereich in den ersten
elf Jahren hervorhob, und zitierte
ihn im Hinblick auf die Gesamttä-
tigkeit des Vereins mit dem Aus-
spruch «Kunst ist Innovation».
Markus Gseil erntete mit galligen
Bemerkungen zur Öffentlichen
Wahrnehmung des Jazz, insbeson-
dere in Richtung Radio Liechten-
stein, dessen Chef seine ablehnen
de Haltung dem Jazz gegenüber da-
mit begründe, er sei «Jung und cra-
zy» und mache «adult contempora-
ry music», etliche Lacher.
Die «Alegre Correa Group» mit
der Gastsängerin Ana Paula da Sil
va brachte anschliessend brasiliani-
sches Flair ins Unterland. Unum-
strittener Top-Act aber war wohl
das Quartett der Fusion- und Gitar-
renlegende Larry Coryell, der dies-
mal sehr überzeugend mit indischer
Musik fusionierte.