Volltext: 30 Jahre Tangente

Vergessenes durch Kunst wiedererweckt 
Tangente-Ausstellung «aus der Sammlung von Rene Düsel» 
Markus Gsell steuerte Klänge 
bei, Cornelia Herrmann und 
Manfred Schlapp legten wort- 
gewandt ihre Gedanken dar, 
und das Publikum applaudier- 
te: Rene Düsels neue Ausstel- 
Jung in der Tangente in Eschen 
ist erlebenswert. 
B VON HENNING VON VOGELSANG 
Kunsthistorikerin Cornelia Herr- 
mann, bekannt durch ihre Arbeit im 
Historischen Verein, ist Tangente-Vor- 
standsmitglied und betreut dort die 
Sparte Bildende Kunst. Sie führte in ei- 
nigen Sätzen in die neue Ausstellung 
ein, die am Mittwoch um 19 Uhr in der 
Tangente eröffnet wurde. 
erstehung feiern und zum Kunstobjekt 
geadelt werden. Im Besonderen sei auf 
die gusseisernen Corpora Christi hin- 
gewiesen, die ihren Weg von einem 
Friedhof zu einem Schrotthändler ge- 
funden haben und von dort zurück in 
die Werkstatt des Künstlers. Entseel- 
tes wird - Düsel sei Dank - wieder be- 
seelt und erfährt von neuem staunen- 
de Betrachtung!» 
... erzählt eigene Geschichten 
Man trete näher: Düsel ist ein 
Meister der feinen Beobachtung, der 
Umsetzung des dabei Entdeckten und 
Gedachten, und er fordert zum Nach- 
denken heraus, will aber nicht provo- 
zieren, wie er selbst sagt. Der auf einer 
xleinen Cola-Flasche dem Kopf 
stehende Corpus Christi ist keine 
‚espektlose Persiflage, sondern eine 
Annäherung: Der Mensch hat die Welt 
sich nicht untertan gemacht, sondern 
schlachtet sie sinnlos und hemmungs- 
los aus. Werte werden auf den Kopf 
zestellt, Geistiges und Materielles, 
jeele und Materie scheinen ganz be- 
jebig austauschbar - doch sie sind es 
nicht. 
Die rostigen Teile in der Kiste: 
Schlacke, Ketten, Werkzeug, ein abge- 
rochener Grabkreuz-Corpus auch 
ıer wie auf einer Metallcollage an der 
Wand: Einen Fünf-Minuten-Parcours 
durch die kleine, aber feine Galerie 
cann es nicht geben. Rene Düsel hat 
zenau hingesehen, und genau das er- 
<ennt, wer selber genau hinsieht. 
Denn wer Augen hat. zu sehen, der 
sehe ... 
Am Klavierobjekt 
Im Entröe: v. |. 
Manfred Schlapp, 
Claudia Huber, die 
am Sonntag in der 
Tangente Schmuck 
ausstellt, Rene 
Düsel, Cornelia 
Herrmann und Ga- 
lerist Karl Gassner, 
Foto: vv 
Durch Blitz zum Geistesblitz 
Manfred Schlapp, langjährig mit 
dem Künstler befreundet, legte den 
Gästen die gezeigten Objekte ans Herz: 
Die Installation der 118 Spiegel im 
äusseren Eingangsbereich des Hau- 
ses, das durch einen Hausbrand nach 
Blitzeinschlag inspirierte Werk im 
Entree: ein vom Künstler zerstörtes 
Klavier, in das, durch eine lange, dün- 
ne, rote Leuchtstoffröhre symbolisiert, 
der Blitz mitten hindurchfährt. 
Ebenso die Collagen und Objekte in 
den Räumen und die auf einem Tisch 
ausgebreiteten —mehrbändig-gross- 
formatigen Tagebücher mit Zetteln, 
Texten, Bildern ... Das allein schon 
lohnt den Besuch der Ausstellung. Ein- 
blicke in ein Künstlerleben, Erinne- 
rungen an Menschen und Ereignisse, 
Empfindungen. 
Weggeworfenes wieder 
aufgesammelt ... 
Die Ausstellung atmet bei aller fas- 
inierenden Vielfalt von den Objekten 
iber die Collagen bis hin zu den ge- 
jaammelten Dingen die Beschäftigung 
Rene Düsels mit den Menschen und 
hrem Leben: Da sind die kleinen 
Schachteln mit Krimskrams, jedes Teil 
<önnte, wie Manfred Schlapp erläu- 
erte, eine ganze Geschichte erzählen, 
ınd der Künstler erweckt sie zu neu- 
:m Leben, vielleicht weil nichts wirk- 
ich tot ist, an das man sich erinnert. 
:Was andere achtlos wegwerfen» - 
lieses Wort sei ein Schlüssel. der einen 
der Zugänge zu Düsels Kunst eröffne, 
;agte Manfred Schlapp: «Achtlos Weg: 
zeworfenes findet sich in fast allen sei: 
ı1en Collagen und Objekten wieder 
Nas auf Schrottplätzen und Müllhal- 
len landet, verwandelt sich in Düsels 
Nerkstatt zum Kunstwerk. Die Müll- 
jeponien einer respektlosen Wegwerf: 
gesellschaft liefern die Materialien, die 
n den Händen von Rene Düsel Auf- 
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