Volltext: 30 Jahre Tangente

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Free Jazz mit Leimgruber - Weber - Wolfarth in der Tangente in Eschen 
Mit einem sensationellen Auf- 
tritt des Jazztrios Leimgruber 
- Weber - Wolfarth fand die 
Konzertreihe 2003 der Tangente 
am letzten Samstagabend einen 
zwar etwas frühen, dafür aber 
krönenden Abschluss. 
aoe.- Am Schluss dieses unvergess- 
lichen Konzertabends spendete die 
Band dem Publikum begeisterten Ap- 
plaus. Hat hier jemand etwas ver- 
wechselt? Nein, nein, das stimmt 
schon so. Umgekehrt stimmt es natür- 
lich ebenso: Das Publikum spendete 
begeisterten Applaus. Was hier nach 
ainer gegenseitigen Beweihräuche- 
rung klingt, ist allerdings nicht das 
Ergebnis einer kollektiven Eitelkeit, 
sondern eines grandiosen Konzert- 
grlebnisses, wie es eben nur sehr sel- 
ren stattfindet. 
Und was kann der begeisterte 
Mensch in solch einer Situation tun? 
Er klatscht in die Hände, bis sie rot 
leuchten. 
anderen Dimension der Free Jazz ge- 
nannten Musik zu berichten. 
Was ist ein normaler Ton? 
Die Musik entfaltete sich über ein 
Spektrum von der Stille bis zum dich- 
ten Klangrausch. In der Pause wurde 
mit ungläubigem Staunen festgestellt, 
dass die Musiker während des ganzen 
ersten Sets kaum einen normalen Ton 
auf ihren Instrumenten gespielt hat- 
ten. Was aber ist denn ein «normaler 
Ton»? Vielleicht ein Ton, der schlicht 
und einfach unsere Erwartungen er: 
füllt. Das Instrument X hat so zu klin- 
gen und das Instrument Y so. Das Sen- 
sationelle am Konzert dieses Jazztrios 
war, dass diese Hörerwartungen nicht 
oder nur ganz marginal erfüllt wur- 
den. Dafür erlebte man eine Initiation 
in den Prozess der Entstehung der 
Klänge. Klänge und ihre Verdichtung 
zu einem Klanggebäude, zu einem ei- 
gentlichen Zustand der Musikschöp- 
fung. Musik, die vorher noch nicht 
existierte und nachher nur noch als 
Erinnerung und Erfahrungswert wei- 
(erlebt. Das ist das Geheimnis der frei- 
en Improvisation. Das Publikum fand 
eine Band vor, die es auf wundersame 
Weise verstand, aus dem Moment und 
der Situation heraus Kunst zu schaf- 
fen. Die Band fand ein Publikum vor, 
das bereit war, in gespannter Auf- 
merksamkeit überall dorthin zu fol- 
zen, wo die Musik es hinführte. Man 
aätte sprichwörtlich die Nadel fallen 
gehört. 
Keine Angst vor freien Tönen 
Viele Leute haben sich nicht in die 
Tangente gewagt. Das Konzert mit Urs 
Leimgruber am Sopran- und Tenor- 
saxofon, Christian Weber am Bass und 
Christian Wolfarth am Schlagwerk 
stand unter dem Label Free Jazz. 
Nun ist es leider und unberechtig- 
terweise so. dass dieses Label nach wie 
Ein ungewohntes, aber faszinierendes Musikerlebnis bot das Freee-Jazz-Trio Leimgruber - 
Weber - Wohlfahrt am Samstag in der Eschner Tangente. 
vor weithin Angst und Schrecken ver- 
reitet. Man stellt sich irgendwelche 
/errückte vor, die einfach für eine Wei- 
e unkoordiniert auf ihre Instrumente 
aändreschen und das nachher dann 
unheimlich geil finden. Wer die kon- 
templative Konzentration, die knis- 
ternde Spannung und den sensationel- 
ien Klangkörper dieses Konzertes er- 
lebt hat, der weiss von einer ganz
	        

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