Kubanische Frühlingsrollen zur Saisonhalbzeit
Das Günter Wehinger/Urs Wiesner Quartett spielte in der Tangente
Das letzte Jazzkonzert vor der
grossen Sommerpause bestritt
mit Günter Wehinger ein
Stammgast auf der Bühne
der Tangente in Eschen.
Dieses Mal brachte er eine
neue, ungewöhnliche und
sehr interessante Formation
zu seiner Unterstützung mit.
aoe.- Wenn man sich das Instrumen-
tarium der Band zu Gemüte führt, fin-
det man eine nicht alltägliche Kombina-
tion vor. Querflöte, Vibraphon, E-Bass
und Perkussion. Um das Spezielle dieser
Zusammensetzung zu verdeutlichen,
könnte man auch sagen: Eine Querflöte
anstatt eines Saxophons, ein Vibraphon
anstatt eines Pianos, ein E-Bass anstati
eines Kontrabasses und Perkussionsins-
trumente anstatt eines Schlagzeugs.
Das Konzert versprach also windig und
leicht zu werden. Im positiven Sinne er-
reichte die Band mit dieser Besetzung
eine Losgelöstheit und oftmals sphäri-
sche Verspieltheit, im negativen Sinne
fehlte ihr manchmal die Erdigkeit und
bei swingenden Sequenzen die nötige
Durchschlagskraft, welche substantiel-
'ere Instrumente leichter bieten. Im ers-
jen Set spielte die Band Kompositionen
les Flötisten Günter Wehinger, je einen
Standard von Egberto Gismonti und
Charlie Parker, sowie ein von einem bul
garischen Volkslied inspiriertes Stück,
welches dem besonderen Klangkörpeı
lieser Band sehr entgegenkam, mit-
‚eissend und fast meditativ in einem
wirkte.
Randzonen des Jazz
Das zweite Set wurde mehr von den
nusikalischen Ideen des Vibraphonis-
ten Urs Wiesner bestimmt. Er führte das
Dublikum mit gekonnter Unterstützung
ler Rhythmusgruppe, Andre Buser am
E-Bass und Thomas Weiss an den Per-
kussionsinstrumenten, oft in strukturel-
le, flächige Klangwelten.
Eine streckenweise sehr sphärische
Musik, oftmals mit experimentellen Se-
quenzen beginnend, auf welche die me-
lodischen Abschnitte dann aber fast ba-
ıal wirkten, vor allem, weil der Kontrast
des Erdigen fehlte. Eine Musik auch, die
zich nicht einfach als Jazz betiteln lässt,
zondern irgendwo an den Randzonen
zur New Age Musik angesiedelt werden
Kann.
Ganz anders das Stück «Spring Roll»
‚Frühlingsrolle) des Bassisten Andre
Buser. Diese Komposition verarbeitete
keine asiatischen Einflüsse, sondern
überraschte mit kubanischen Rhyth-
men und Melodien. Mit einem polni-
schen Wiegenlied entliess die Band das
Tangente-Jazzpublikum dann in die
sommernause.
Musik, die sich nicht
einfach als Jazz
betiteln lässt, son-
dem irgendwo an
den Randzonen zur
New Age Musik
angesiedelt werden
kann, spielte Hötist
Günter Wehinger.
‚Foto: Ycom/Behar