Volltext: Neue Erkenntnisse zur Keplerschen Wende

  
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6. Jost Bürgi erfindet die Logar ithmenre c hnung m indestens ein Jahrzehnt vor 
John Napier, publiziert seine bess ere Lösung aus den oben genannten Gründen 
erst 1620 ohne Erläuterung en. Kepler hätte sie gerne schon ein Jahrzehnt zuvor 
publiziert. 
Jost Bürgi ist mindest ens ein Jahrzehnt vor John Napier der Erfinder der 
Lo garith menr echnung, mit der Multiplika tio n en zu Additio nen und Divisionen zu 
Subtraktio nen werd en. Während mehr als drei Jahrhunderten prägt diese Zeit 
sparende und Fehler r eduzierende Rechenmethode W issenschafte n , Technik 
und Wirtschaft. Bürgis Pr o g resstabulen basi eren auf einem wesentlich rationel- 
leren Tab ellierungsko nzep t und werden sinnbildlich gesprochen von Bürgi wahr- 
scheinlich in 24 Wochen an statt von Napier in 24 J ahren erstellt (Napier arbeite- 
te anschein end Tag und Nacht von 1590 bis 1614 an seinen Logarithmen) . Schon 
auf der Titelseite nimmt Bürgi die Idee der Rechenscheibe vorweg. Allerdings 
gibt Bürgi seine «Aritmetischen und Geometrischen Progresstabulen» erst sechs 
Jahre nach Napiers Veröffentlichung ohne Erläut erungen zu einem Zeitpunkt 
heraus, an dem die Brigg’sc hen Logarithmen diejenige n von Napi er ber eits 
ablö sen und Henry Briggs wahrscheinlich schon Rückgriff auf Bü rgis Artificium 
genommen hat. Die Bürgi von Karl von Li echtens tein 1621 vermittelte Druckge- 
nehmigung lässt er mit dem Fragment ruhen und widmet sich nur noch der 
Herstellung der von Karl von Liecht enstein bei ihm bestellten Bergkri s talluhr. 
Kepler, der Bürgis «Progresstabulen» schon seit 1603 kannte, ärg ert sich in den 
«Tabulae Rudo phinae» noch 1627, dass lange Zeit vor Napier «der Geheimnis- 
kräm er das Kind zur Welt b rachte, es aber im Stich liess und nicht grosszog» 
[SB23 6]. Es sieht so aus, als hätte er das gerne mit Bürgi zusamm en frühzeitig 
getan, gibt er doch kaum gl aubhaft an, die Logarithmenrechnung erstmals 1618 
kennengelernt zu haben – aber das dürfte nicht für die «Progresstabellen» 
gelten, die ja sogar mathematisch eleganter sind als Napiers «Mirifici» , die bald 
von Henry Briggs’ Zehner-Logarithmen abgelöst werd en und dabei Bürgis 
Tabellierungssch e ma nutze n. Vom handschriftlichen Manuskript des Vorwortes 
und des Rechenanweisungs-Unterrichts sind nur zwei Abschriften erhalten, die 
dem engsten Kreis um Bürgi gehörten: seinem Schwa ger Benja min Bra mer und 
dem j esuitisch en Landsmann Bürgis Paul Guldin . Der erste Faksimile-Druck 
erfolgte 2016 zusammen mit Transkription, Kommentierung und Englisch - 
Übersetzung durch Kathleen Clark. [SB205ff]. [SB205ff].
	        

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