Volltext: Neue Erkenntnisse zur Keplerschen Wende

  
48 
  
Manuskripte s Jost Bürgis zur «Coss-Algebra». Über de ssen Exis tenz und seine 
Bearbeitung durch ihn selb st verliert J ohannes Kepler weder in seiner 
Korrespondenz noch in s einen Wer ken auch nur ein e inziges Wort  [SB228]. Die 
in diese m Coss-Manuskript enthaltenen, von Bürgi entwickelten mathemati- 
schen Verfahren einschliesslich der sinuskonformen Prosthaphärese nutzt Kepler 
trotz s einen Vorbehalten g egenüber algebraisch en Methoden – die er «für die 
Erklärung des Wesens der geometris chen Dinge» able hnt –stillschweigend und 
verw eist gelegentli ch auf Bürgi ohne Details zu nenne n [SB202]. Da Kepler 
dringend Marsbe o bachtun gen sucht [SB125] – vor allem aus den Neunziger 
Jahren – dürfte er auch bei Bürgi diesen Schatz gehoben haben, der aus sieben 
Jahren Planet endaten vor allem des Mars best eht. In s einer Mo ndanomali enuhr 
von 1591 und seine m Himmelsglobus von 1594 hatte Bürgi selb st ellipsenför- 
mige Abläufe eingebaut. Es ist weiters davon auszugehen, dass er auch Jost 
Bürgis Pr o gresst abulen (L ogarithmentaf eln), Bürgis Canon S inuum (achtstellige 
Sinustafeln in 2’’-2’’-Schrit ten) und Tabellierungs- bzw. Interpolationsverfahren 
bei Bürgi nicht nur ges ehen hatte, so ndern sie auch zumindest in besonders 
kritischen Momenten auch nutzte. Da Bürgi die Tabellenwerk-Manuskripte nur 
unter Aufsicht benutz en liess, dürfte Kepler ab 1603/04 beim Kai ser darauf 
gedrängt haben, Jost Bürgi dauerhaft nach Prag in die Position des Kaiserlichen 
Hof- und Kammeruhrmachers zu berufen. Zwei Jahrzehnte danach bestätigt 
Kepler, dass er von Bürgis «Canon Sinuum» und den Progresstabulen schon 
lange Kenntnis ha tte. Zweifel bestehen, ob er Bürgis Goldenen Kunstw eg kannte.   
  
3. Tycho Brahe verursacht den frühen Tod seines Vorgängers im Amt des 
Kaiserl ic hen Mathematikers N ikolaus «Ursus» Reimers im Jahre 1600 mit 
Verleumdungen und Lügen sowie aufgrund seine r bevorzugten arist o k ratischen   
Beziehung zu Kaiser Rudo lf II. 
  
Niko laus «Ursus » Reimers (1551-1601) ist Tycho Brahes prominentestes Opfer. 
Der im Dith marschen als Sohn eines K leinbaue rn als Schweinehirte 
Aufgewachsene hatte sich autodidaktisch vom «Niemand» bis in die Position des 
Kaiserlichen Mathematikers vorgearbeitet. Kepler bezeichnet Ursus als s einen 
besten Mathe ma tiklehrer , der viel zu früh stirbt. In Tycho Brahes  1596 
erschienenen Buch «Epist olarum astronomicarum l ibri», an dessen Redaktion Redaktion
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.