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dieser Zensurh o heit des Erbenvertreters Franz Tengnagel werden die Namen
Bürgi weitgeh end und derj enige Wilhel ms IV. von Hessen-Kassel völlig eli miniert.
Im Vorwort der «Astronomia Nova» schreibt Franz Gansneb Tengnagel in
Campp. Sr Kais. Maj. Rat: «dass alles Material (ich meine die Be o bachtungen)
durch Brahe zusam m enget ragen worden sind».
Aufgrund seiner standesge mäss en Nähe zu sein en hochrangigen Mäzenen –
dem Dänenkönig Frederik II. von 1576 bis 1592 und dem Kaiser Rudo lf II. von
1598 bis 1601 – setzt Tycho Brahe alles durch, was ihm für s einen Ruf als
grösster Astronom wichtig erscheint! Dazu verfügt er sogar über eine eigene
Drucker ei. Von ihm des Pla giats beschuldigte Fachleute deckt er mit Lügen und
Verleumdungen ein und verfolgt er sogar bis zum Tode (wie das Beispiel
Niko laus Ursus Reimers zei gt) und darüber hinaus bis zum A ufkauf ihres
biblio graphischen Nachlass es (wie das Beispiel Paul W ittich zeigt). Wir wissen
heute: Brahes g eradezu kra nkhafter Ehrgeiz und sein von ihm selbst und seinen
Erben hinauspo saunte s Eigenlob sind w eitaus grösser als sein B eitrag auf dem
Gebiet der Astronomie und die von ihm gelieferte Genauigkeit [SB120/230].
2. Einem Schweigegelübde ist Johannes Kepler gegenüber Jost Bürgi von 1603
an verpflichtet, ge mäss dem er niemandem über die Zusammenarbeit bericht en
und Bürgis neue Ma the mat ikverfahr en und Unterlagen an niemand anderen
ohne Bürgis Zustimmung w eitergeb en darf.
Jo hannes K epler kann von Jost Bürgi s einzigartigem Wi ssen und seinen während
Jahrzehnten genau für K eplers Aufgaben erforderlichen spezifischen Unt erlagen
pro fitier en. Wie Ursus gegenüber Bürgi und wie Kepler gegenüber Brahe dürfte
Jo hannes K epler zu B eginn seiner Zusammenarbeit mit Jost Bürgi auch diesem
aufs Ehrenwort geschworen haben, alle ihm zur Verfü gung gestellten Unterlagen
und Methoden gehei m zu halten. Weil sich K epler pei nlich daran hält
(«Heucheln habe ich nicht gelernt!»), bleiben damit leider auch alle De tails
seiner zwis chen 1603-1612 wichtigen persönlichen Zusammenarbeit mit Jost
Bürgi den Zeitgenossen und der Nachwel t gegenüber verschwiegen. Dass wir
heute darauf s chliessen können, verdank en wir einer zufälligen Entdeckung in
Keplers Na chlass in Form eines 1603 von Johannes K epler redigierten redigierten