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bekräftigen die beiden der Kepler-K ommi ssio n angehörenden Mathematiker
Martha List und Volker Bial as bei der Transkripti o n, Kommentierung und
Editierung der Schrift «Die Coss von Jost Bürgi in der Redaktion von Johannes
Kepler» die stupende Ähnlichkeit des noch unausgefül lten Tabell ensche mas
Bürgis mit de mjenigen des englischen Logarithmen-Mathematikers Henry Br iggs,
ohne dass ein Be weis dafür vorlag, dass Bürgi genau dies schon vor 1588
erfunden hatte, also drei Ja hrzehnte vor Henry Briggs. Der Nachweis, dass Bürgi
als Autodidakt tatsächlich vor Briggs und Newton die Methoden der Differenzen-
rechnung und der rekursiven Polynom-Tabellierung und Interpolation entwickelt
hatte, wird erst im Jahre 2014 nach der En tdeckung des «Goldenen Kunstweges
zur Sinusbestim mung» in Bürgis Manuskript «Funda m entum Astronomicae»
durch Menso Folkerts erbracht [SB189]; worauf im Jahre 2015 Diet er Laun ert
entdeck t, dass Briggs auch Bürgis Zahlensche ma kannte und Staudache r
anschliessend auf eine Verbindung zu John Dee hinweist [sS5 5]. Nun wird auch
das Verhalten Christo ph Rothmanns klar er, in dessen Freundschaftsbuch sich
gemäss Edward Rosen («Three I mperial Math ema ticia ns», S.78) John Dee am 26.
März 1589 ( alten Stil s) einträgt [SB220]. Rothmann kehrt überraschend von
einem im Mai 1590 anges e tzten Urlaub zum Besuch Brahes auf Hven nicht mehr
nach Kassel zurück, angeblich wegen Krankheit. Deshalb übernimmt Jost Bürgi
auch die Verant wortung der Kassel er Astronomie mit hoher Beobachtungs-
intensität vor allem des Mondes und des Mars [SB257]. Eine siebenjährige Serie
von Bürgis Plan etenbe o bac htungen zwischen 1590 und 1597 hat Bürgi in Prag
dabei. Publiziert werden sie auf fünfzi g Seiten teilweise erst 1618 von Willebrord
Snellius in den «Obser vati ones Hassiaca e» [SB276], wobei heute von den Mars-
Berechnungsblättern Bürgis gerade nur noch ein Original vom 23. Dezember
1590 frühmorgens um 5 Uhr erhalten ist [sS33/SB259]. Diese Unterlagen Bürgis
dürften Keple r in Prag 1604 besonders int eres siert haben.
Am Kai serhof in Prag ist Jost Bürgi vor s einer B erufung zum Kaiserlichen
Ho fuhrmach er im Jahre 1604 b ereits 1592. Wahrscheinlich auf Anraten des
damals neu eingestell ten Ka iserlichen Mathe mati kers und Bürgi-Freundes Ursus,
bittet im Jahre 1592 Kaiser Rudo lf II. erstmals seinen Onkel Wilhelm IV. von
Hessen-Kass el, ihm von sei nem Hofuhrmacher Jost Bürgi persönlich eine s einer
Planet en- und Him melsgl obusu h ren nach Prag überbringen zu lassen. Bürgi führt
ausser dem Planet englo bu sautomat en ebenfalls den von ihm entwickelten
Proportionalzirkel und ein Mathe mati kbuch -Manusk ript mit dem Titel Titel