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wurde er von Kais er Ferdin and II. mit der Dur chführung der Verurt eilungen der
bö hmisch-pr o te stantisch en Pers ö nlichk eiten beauftragt, ohne dass er mildernde
Beurteilungen err eichen konnte. 1622 zum böhmischen Vizekönig ernannt,
beauftragt er als Mäzen Jost Bürgi mit der H erst ellung seiner bedeutendsten
astronomischen B ergkristal luhr, die der Fürst dem Kaiser Ferdinand II. für die
Verleihung des Ord ens vom Goldenen Vlies schenkte. Sie ist heute ein Prunk -
stück der Kais erlichen Kunstkam m er in Wien. Damit sei auch Karl von Liechten-
steins Förderung der Künst e er wähnt, die bereits 1609 in der Beauftragung des
Kaiserlichen Bildhauers Adr ien de Vries mit einer lebensgrossen Br o nzefigur des
leidenden Heilands dokumentiert ist. Adrian de Vries hat sein Atelier im selb en
Haus wie Bürgi, bei dem Ke pler lange Zeit v erbringt.
Zur Traditio n und zum Vermögen des Fürstenhauses zählen die schon damals
gepflegte Sammlertätigkeit und die seith er kontinuierlich weiter ausgebauten
Sam mlungen an Kunst werk en einschliessli ch bis heute erfolgreicher Saatzucht-
betriebe – schon Karl von L iechtenst ein legte da mals eine Seidenraupenzucht an
– und erst im v ergangenen Jahrhundert dazu- gekommenen Bank- und
Treuhandunternehm en. Doch auch diese haben eine j ahrhundertelange, ber eits
auf Reichsfürst Karl von Liechtenstein zurüc kgehende Traditio n, erhielt er doch
bereits 1607 das Münzregal zum Schlagen eigener Mü nzen zugesprochen und
hatte er dies es Privil eg auch 1622 zusammen mit anderen inflationär genutzt.
Seine Nähe zur Alchemie zeigt sich auch darin, dass der zwei te Band von Para-
celsus’ «Paradoxa», der 1603 aus dem Nachlass in Frankfurt am Main ersch eint,
Karl von Liecht enstein gewidmet ist [HLQ137]. In seinen Schlössern und
Ländereien b eschäftigt e Karl von Lie chtenst ein und seine Nachfahren zahlreiche
Handwerker bis hin zu Uhr machern und Landschafts v erm essern. In Prag ist bei
ihm von 1622 an Bürgis eh emaliger Gehilfe Martin Stolle fest ang estell t.
Nikol aus «Ursus» Re imers (1551-1600)
Autodidakt und Bürgi-Freund, von Tycho Brahe mit
Lügen und Verleu mdungen aus dem Amt des Kaiser-
lichen Mathematikers in den frühen Tod getrieben.
Der aus dem Weiler Hennsted im Di thmar schen stammende Bauernsohn
und spätere Kaiserlich e Ma thema tiker Nico laus «Ursus» Reimers (1551-
1600) ist eine erstaunliche Pers ö nlichkei t, die sich achtzehnjährig mit
Unterstützung des Pastors als Schweinehirt autodidaktisch selbs t La tein und und