Volltext: Liechtenstein 1988-1998

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Für eine vielfältige, offene Kirche Ander gestrigen Gründungsversammlung des „Ver- eins für eine offene Kirche“ nahmen rund 250 Besuche- rinnen und Besucher teil, die damit dokumentierten, dass ihnen die Kirche am Herzen liegt. [...] Einstimmig durch Handerheben wurden die Statuten genehmigt sowie der erste Vorstand gewählt. Wolfgang Seeger als Präsident, Pfr. Markus Rieder, Gisela Meier, Ekkehard Hil- ti, Ingrid Hassler-Gerner, Noldi Frommelt, Sr. Mathild Frick, Josy Biedermann, Gerda Bicker werden künftig die Geschicke des neuen Vereins lenken. [...] Liechtensteiner Vaterland, 3. Februar 1998, Seite 1. 
  Erzbischof will Vorurteile klären „Ich verwahre mich gegen jede Unterstellung, als würde ich die Mitarbeit der Laien im kirchlichen Bereich nicht hinreichend schätzen oder gar eine solche Mitar- beit nicht wollen oder nicht anerkennen“, hält Erzbi- schof Wolfgang Haas in einem nach einer Zusammen- kunft mit Mitgliedern des ehemaligen Dekanats verfass- ten Schreiben fest. „Es ist wirklich ein Unfug“, betont er in dieser vier Punkte umfassenden Stellungnahme, derar- tige Gerüchte zu verbreiten.“ Als Bischof gehe es ihm vor allem darum, gerade in der heutigen Zeit den Laien Mut zu machen, gemäss ihrer Berufung und Sendung in der Kirche, die durch die Lehre des Zweiten Vatikanischen Konzils näher umschrieben seien, zu leben und zu wir- ken. [...] Liechtensteiner Volksblatt, 30. Januar 1998, Seite 1. 
  Völkerrechtswidrig errichtet Die Regierung informierte gestern Nachmittag den Landtag über verschiedene Aspekte im Zusammenhang mit der Errichtung der Erzdiözese Vaduz. Universitäts- professor Herbert Kalb aus Linz kommt in seinem von der Regierung bestellten Gutachten zum Schluss, dass das Erzbistum Vaduz völkerrechtswidrig errichtet worden ist. Am 4. Februar 1998 habe eine Sitzung von Vertretern aller drei Landtagsfraktionen stattgefunden, anlässlich derer beschlossen worden sei, dieses Gutachten dem Vati- kan zu einer Stellungsnahme zu unterbreiten. [...] Liechtensteiner Vaterland, 12. März 1998, Seite 5. 
 „Christus 
spricht aus dem Mund der Laien“ [...] Am vergangenen Montag trafen sich der Vorstand des Vereins und der Erzbischof im Kloster St. Elisabeth in Schaan zu einem fast vierstündigen Gespräch. In einem waren sich die Vorstandsmitglieder und der Erzbischof einig: die Errichtung des Erzbistums Vaduz ist sehr unglücklich vonstatten gegangen. Erzbischof Wolfgang betonte, dass er gerne in Chur geblieben wäre. Der Vor- stand brachte zum Ausdruck, dass die Art der Errichtung des Erzbistums inakzeptabel ist und dem Erzbischof selbst einen schweren Start in seine neue Aufgabe gebracht habe. Am Montag sagte der Erzbischof „Der Weg der Kirche ist der Mensch.“ Während der anschliessen- den Diskussion erhielt der Erzbischof Einblick in die Sor- gen und Nöte von vielen Gläubigen. Das Gespräch war offen, sehr direkt und schnörkellos. Obwohl sich auch nach vier Stunden die unterschiedlichen Standpunkte nicht angenähert haben, war der Dialog von gegenseiti- ger Achtung geprägt. [...] Liechtensteiner Volksblatt, 26. März 1998, Seite 2. Vatikan sieht keinen Verstoss Jetzt wissen wir es offiziell: Die Errichtung der Erz- diözese Vaduz stellt nach Ansicht des Heiligen Stuhls kei- nen Verstoss gegen das Völkerrecht dar. [...] „Die Regie- rung hat die Aussenpolitische Kommission des Landtages am 27.März1998 informiert. In diesem Schreiben ver- tritt der HeiligeStuhl den Standpunkt, dass er mit der Errichtung der Erzdiözese Vaduz ohne vorherige Konsul- tation der liechtensteinischen Behörden weder gegen internationales Recht verstossen habe und sich dieses Vorgehen am analogen Vorgehen des Heiligen Stuhls in andernLändernorientiert habe, mit denen kein Konkor- dat abgeschlossen worden sei. [...] Liechtensteiner Volksblatt, 30. März 1998, Seite 1. 
  Bistumsvertrag als Lösung? „Zur Regelung der Struktur der Erzdiözese und des Verhältnisses zwischen Staat und Kirche in den Grenzen des Landes erscheint, wenn überhaupt, der sog. Bistums- vertrag als unmittelbare Regelungsbasis überprüfens- wert“, erklärt Regierungsrätin Andrea Willi im Rahmen ihrer Antwort auf eine kleine Anfrage des VU-Fraktions- sprechers Peter Sprenger. Dieser fragte im Landtag, ob die Regierung den Abschluss eines Bischofsvertrages oder eines Konkordates favorisiere. Nach bereits erfolgter kir- chenrechtlicher Errichtung der Erzdiözese könne der Konkordatslösung „keine besondere Wirkung“ mehr zuerkannt werden, betont Andrea Willi. [...] Liechtensteiner Vaterland, 4. April 1998, Seite 1. 
  Regierung will kein Konkordat mit Rom [...] Für die Regierung ist demnach klar, dass ein Kon- kordat mit Rom nicht in Frage kommt, da eine solche völ- kerrechtliche Vereinbarung, so Regierungschef Mario Frick, bloss ein Nachvollzug eines „bereits geschehenen unumstösslichen Aktes“ wäre. Stattdessen schlägt die Regierung dem Landtag vor, einen Bistumsvertrag auszu- arbeiten und das Verhältnis zwischen Kirche und Staat zu entflechten. Dazu bedürfe es neuer und offener
	        

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