Volltext: Liechtenstein 1988-1998

tuellen Isolation, bei möglichen späteren bilateralen Verhandlungen und anderen möglichen Szenarien steht längerfristig die Prosperität dieses Lan- des, der Wohlstand unserer Bevölkerung und damit nicht zuletzt der sozia- len Freude auf dem Spiel. Um all diese angesprochenen Errungenschaften zu sichern und auszubauen, brauchen wir sehr viele Anstrengungen. Diese Opfer werden kommen, über kurz oder lang, mit oder ohne EWR. Und je schneller wir bereit sind, solche Anpassungen vorzunehmen, um so weniger weh tut dieser Prozess. [...] Debatte zum Bericht und Antrag der Regierung zum Europäischen Wirtschaftsraum, Votum Abg. Dr.Helmuth Matt, Landtagsprotokolle 1992, Band III, Seite 
1181. [...] Nun, zuerst dominiert die Frage, ob und in welcher Weise wir an der europäischen Wirtschaftsmacht teilhaben können, ohne dafür einen zu hohen Preis zu bezahlen. Es geht dabei für den Staat und jeden einzelnen um die wirtschaftliche Grundlage der Existenz, um den materiellen Wohlstand. Es kann aber nicht bei einer rein wirtschaftlichen Interessenabwägung blei- ben. Der Entscheid über das EWR-Abkommen wird nämlich in jedem Fall Bereiche beeinflussen und verändern, die die politische und wirtschaftliche Dimension, die im Abkommen angesprochen ist, weit überschreiten. So vieles, was uns lieb geworden ist, was uns unser Land erst wertvoll macht, erscheint gefühlsmässig von dem sich einigenden Europa gefährdet. Wir fürchten den Verlust der politisch kulturellen Eigenständigkeit. Mit der Fra- ge, in welches Verhältnis unser Land zum sich einigenden Europa treten soll, ist letztlich die Frage nach unseren wesentlichen Identitätsmerkmalen unauflöslich verknüpft. Die Schicksalsfrage unseres Landes heisst nicht EG und EWR, sie heisst Liechtenstein. Wollen wir selber Liechtenstein noch? Unter welchen Voraussetzungen kann der heute noch bestehende Wille zur politischen und wirtschaftlichen Einheit auf Dauer aufrecht erhalten wer- den? Welches Liechtenstein wollen wir, welche Eigenart bewahren? Wir sind gezwungen, über uns selbst nachzudenken. Darin sehe ich eine Chance. Sie darf nicht vertan werden. Wir müssen uns dabei Fragen stellen, denen wir bis dahin lieber ausgewichen sind. [...] Debatte zum Bericht und Antrag der Regierung zum Europäischen Wirtschaftsraum, Votum Abg. Dr. Alois Ospelt, Landtagsprotokolle 1992, Band III, Seite 
1184f. Deutliches Ja zum EWR und einhellig für Volksabstimmung nach der Schweiz [...] Mit 19 gegen fünf Stimmen sprachen sich die liechtensteinischen Par- lamentarier für das Abkommen über den Europäischen Wirtschaftsraum vom 2. Mai 1992 aus. Die Abstimmung über den für Liechtensteins Zukunft entscheidenden EWR-Vertrag erfolgte unter Namensaufruf. Alle Abgeordne- ten der Vaterländischen Union votierten für den EWR. Auf FBP-Seite sprachen sichnamentlich Fraktionssprecher Dr. Ernst Walch, Dr. Dieter Walch, Hugo Allgäuer,Georg Schierscher sowie Johann Kindle gegen den EWR aus. [...] Ein- hellig gab der Landtag zu verstehen, dass letztlich das Volk in einer Abstim- mung darüber zu befinden habe und erteilte der Regierung den Auftrag, eine Volksabstimmung nach der Schweiz anzusetzen. [...] Liechtensteiner Volksblatt, 22. Oktober 1992, Seite 1. [...] Auf Grund dieser pragmatischen Zielsetzung kann sich unsere Frakti- on nur einen Abstimmungstermin nach der Schweiz vorstellen. Denn nur wenn wir wissen, wie die Schweiz entschieden hat, können wir unsere bevor- zugten Optionen wahrnehmen. Eine Abstimmung vor der Schweiz würde einen Alleingang, die Isolation geradezu provozieren. Die Fraktion der 
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