Volltext: Liechtenstein 1978-1988

Aufgrund eines detaillierten Berichtes der Kommission zur Nutzungsplanung und Renovation der Burg Gutenberg und nach Einholung eines betriebswirtschaftlichen Gutachtens hat die Regierung die Architekten mit der Ausarbeitung eines Bauprojektes mit detailliertem Kostenvoranschlag beauftragt. Der Abschluss dieser Arbeiten ist auf Sommer 1987 zu erwarten. Bis zum Beginn der eigentlichen Renova- tionsarbeiten wird auf eine provisorische Nutzung des Burg- hofes Wert gelegt. Um diese Nutzung zu ermöglichen, wur- den im Berichtsjahr folgende Arbeiten durchgeführt: Einbau einer provisorischen Bühne und Herrichtung des Burghofes für die Durchführung kultureller oder festlicher Veranstal- tungen; provisorische Beleuchtung des Zugangsweges... Rechenschaftsbericht der Regierung des Fürstentums Liechtenstein an den hohen Landtag für das Jahr 1986, S. 179 Mit der Nutzung der Burg Gutenberg und der laufenden Erweiterung unseres grössten Industrieunternehmens, der Balzers AG, ist das Bedürfnis nach einer gemeinsamen Parkplatzgestaltung entstanden. Die Gemeinde hat zudem ein sehr klares Interesse zum Ausbau des Zivilschutzes. Zivilschutzräume allein ohne zusätzliche Nutzung in Frie- denszeiten sind praktisch aus finanziellen Gründen kaum zu erstellen. Eine Doppelnutzung mit Parkierungsfläche ist im allgemeinen eine sehr praktikable Lösung. Darum hat der Gemeinderat im abgelaufenen Jahr durch eine Sonderkom- mission, in der Vertreter der Gemeinde, des Landes und der Balzers AG vertreten waren, ein Konzept für die Parkplatz- und Zivilschutzraumgestaltung erarbeiten lassen, das in den nächsten Jahren gemeinsam mit der Erschliessung der Burg Gutenberg verwirklicht werden sollte. Gemeinde Balzers, 21. Jahresbericht - 83. Jahresrechnung/1986, S. 40 Balzers «Gutenberg» Prähistorische Einzelfunde, römische Mauern, frühmittelal- terlicher bis mittelalterlicher Friedhof mit Kirche, mittelal- terliche Burganlage ... Da bereits 1905—1910 von Egon Rheinberger archäologi- sche Funde gemacht worden waren, wurden Ausgrabungen im Innenhof veranlasst. Im Frühjahr 1982 fand eine erste Kampagne unter der Leitung von Dr. H. Schneider, Alt Direktor des Schweizerischen Landesmuseums, statt. Ab Herbst 1982 lag die Grabungsleitung bei der Archäologi- schen Forschung im Fürstentum Liechtenstein. Die geöffne- ten Flächen beschränkten sich vorerst auf die durch den späteren Nutzen beanspruchten Zonen, den Innenhof und den Garten. Später werden noch die weiteren baulich zu erschliessenden Grundflächen untersucht, und parallel dazu findet auch eine baugeschichtliche Aufnahme statt. Die archäologische Erforschung hat bereits verschiedene histori- sche Abläufe feststellen können, die man früher nur vage erahnt hat. Der Innenhof ist mehrere Male ausgeebnet worden, was zum Teil die ursprüngliche Schichtabfolge durcheinander gebracht hat. Klar konnten wir einen burgen- zeitlichen Horizont mit dazugehöriger Feuerstelle freilegen. Darunter befindet sich wieder eine Pianieschicht, die man- cherorts mit vielen menschlichen Knochen durchsetzt ist. Wir haben somit Gewissheit, dass hier die Gräber vor dem mittelalterlichen Burgbau angelegt worden sind. Unter der Pianieschicht kamen eine grosse Anzahl weiterer Gräber zum Vorschein. Von der urkundlich bekannten und 1780 ganz abgetragenen Kirche St. Donatus konnten wir nur noch den Fundamentsockel der westlichen Längsseite verfolgen. Von der Ostseite fehlt praktisch alles, die Nord- und Süd- seite können auch nicht mehr genau lokalisiert werden ... 
Mit Bestimmtheit konnten wir im ganzen Innenhofareal 204 Gräber feststellen: 54 Männer, 75 Frauen, 25 unbestimm- bare Erwachsene und 50 Kinder... Was die Baustruktur der mittelalterlichen Burg Gutenberg betrifft, so sind unsere Ausgrabungen noch nicht so weit gediehen, dass der Grundriss gesichert wäre. Wir wissen nur, dass E. Rheinberger bei seinem Wiederaufbau beste- hende Mauerpartien interpretiert und nach seinem Empfin- den und Raumanspruch wieder aufgebaut hat. Eindeutig geklärt ist, dass der Friedhof durch die Ringmauer und andere Mauerfundamente gestört wurde und sicher älter als die Burg ist. .. In der Ringmauer, dem östlichen Abschluss des Innenhofes, versteckt konnten wir eine ältere, anders strukturierte Mauer freilegen. Diese ist auch älter als die frühmittelalter- lichen Gräber und dürfte römisch sein. Die auf der Aussen- seite angehängte und burgenzeitlich als Zisterne genutzte, in den Fels eingehauene Wanne ist ebenfalls römisch .. . Anhand der Funde möchten wir annehmen, dass die Burg nicht vor dem 1. Viertel des 13. Jh. errichtet worden ist... Dass der Gutenberghügel seit der Jungsteinzeit begangen worden ist, weiss man seit den Grabungen in den 30er Jahren in der Wanne. Aus der Jungsteinzeit stammen nur ganz wenige Reste. Das gleiche gilt für die ganze Periode der Bronzezeit. Besser steht es zum Glück mit den Belegen der Eisenzeit. In der tiefsten Felsmulde des Innenhofes stiessen wir auf eine Fläche, die durch eine kleine Trockenmauer eingefasst wird. Dies dürfte wohl der einzige Rest einer ehemals auch auf Gutenberg bestehenden Siedlung sein .. . Ergrabene Geschichte, Die archäologischen Ausgrabungen im Fürstentum Liechtenstein 1977-1984, Ausstellung im Liechtensteinischen Landesmuseum Vaduz, 31. März bis 31. Oktober 1985, Historischer Verein für das Fürstentum Liechtenstein, Vaduz 1985, S. 54 ff. 56
	        

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