Volltext: Liechtenstein 1978-1988

Vorbild für jeden Staatsbürger Die vom Pioniergeist erfüllte Zeit des Aufbaus ist bereits abgelöst worden von einer Epoche der Konsolidierung. An die Stelle der Errichtung und Förderung neuer wirtschaft- licher Unternehmungen tritt als vorrangige Aufgabe die Sicherung der Arbeitsplätze und die Erhaltung günstiger Rahmenbedingungen. Die Notwendigkeit der Energiebe- schaffung ist dem Bedürfnis nach Diversifizierung gewichen, und der erreichte Stand der sozialen Sicherheit gibt Anlass zu Überlegungen des Masshaltens. Die Eigentumsförderung stösst an die Grenze des nicht erneuerbaren Bodens, und unsere Lebensgewohnheiten, ja selbst die seit jeher geför- derte Landwirtschaft geraten in Konflikt mit dem notwendi- gen Schutz der Umwelt. Unsere Zeit der materiellen Erfül- lung verlangt nach einem geistigen Aufbruch. Damit meine ich den Aufbruch aus der von Selbstzufriedenheit beherrsch- ten Lethargie des Wohlstandes zu einer uns zwar wohlbe- kannten aber wenig praktizierten menschlichen Geisteshal- tung im privaten wie im öffentlichen Leben. Diese Aufforde- rung möchte ich nicht als Absage an den Wohlstand, sondern als Appell an die Vernunft verstanden wissen. Die Besin- nung auf die menschlichen Werte erleichtert die positive Begegnung in Gesellschaft und Politik und reduziert die Anspruchsmentalität und den Machbarkeitsglauben unserer Zeit auf ein erträgliches Mass. In einem humanen Staat wächst nicht nur das Verständnis des einzelnen für das Gemeinsame, sondern auch die Bereitschaft fähiger Männer und Frauen für die Übernahme öffentlicher Verantwortung. Die Voraussetzungen dafür zu schaffen, liegt an uns allen. Leisten wir also unseren Beitrag, damit aus der abschrecken-den 
Politik eine menschliche Politik entsteht, eine Politik, die den inneren Zusammenhalt nicht gefährdet. . . Es ist kein bequemer Weg, den der Stimmbürger zu gehen hat, wenn er seiner staatsbürgerlichen Verantwortung gerecht werden will. Wenn einerseits der gedankenlose Kon- sum politischer Informationen die Idee der Mitbestimmung pervertiert, so untergräbt anderseits das grundsätzliche Misstrauen gegenüber den Behörden die staatliche Hand- lungsfähigkeit. Jedes gemeinsame Unternehmen - und als solches ist auch unser Staatswesen anzusehen - erfordert das ungeteilte Interesse an der Sache und ein Mindestmass von gegenseitigem Vertrauen, wenn es Aussicht auf Erfolg haben soll. . . Aus Anlass Ihres 50jährigen Regierungsjubiläums und Ihres Geburtstages, Durchlauchter Landesfürst, hegt das liechten- steinische Volk am heutigen Staatsfeiertag echte Gefühle der Freude und der Dankbarkeit. Mit grosser Freude blicken wir auf Ihre aussergewöhnlich lange und für unser Land so glückliche Regierungszeit zurück, deren 50jähriges Jubiläum wir in herzlicher Verbundenheit feiern wollen. Freude erfüllt uns auch darüber, dass Sie bei guter Gesundheit unter uns weilen. Mit tief empfundener Dankbarkeit denken wir an Ihren unermüdlichen Einsatz zum Wohle für unser Land und Volk, an Ihre Selbstbescheidung in persönlichen Dingen, an Ihre Grosszügigkeit gegenüber anderen und nicht zuletzt an Ihre von staatspolitischer Klugheit und landesväterlicher Fürsorge zeugende Regierungstätigkeit. In unsere Dankbar- keit schliessen wir Ihre Durchlaucht unsere Fürstin ein, die mit ihrem vorbildlichen Dienst für das Wohl der benachtei- ligten Mitmenschen nicht nur unsere Bewunderung, sondern auch unsere Liebe gewonnen hat. Unsere Freude und Zuversicht auszusprechen, fühlen wir uns auch gedrängt durch das Vertrauensverhältnis mit Seiner Durchlaucht dem Erbprinzen als Stellvertreter des Fürsten und auch mit Ihrer Durchlaucht der Erbprinzessin. So erfüllt uns denn der Gedanke an unsere Monarchie mit berechtigtem Stolz. Im Willen und Bewusstsein des Liechtensteinischen Volkes ist die Monarchie als zentrale staatsrechtliche Idee zusammen mit den demokratischen Rechten lebendig. Diesen Willen und dieses Bewusstsein des Volkes zu bewahren, wird eine existenzielle Aufgabe für die Zukunft bleiben. Gott schütze unseren Fürsten, unser Land und unser Volk. Aus der Ansprache von Landtagspräsident Dr. Karlheinz Ritter anlässlich der Jubiläums- und Gratulationsfeier aus Anlass des 50. Regierungsjubiläums S. D. Fürst Franz Josef II. am 14. August 1988- Liechtensteiner Vaterland, 16. August 1988 Fackelträger auf dem Fürstensteig am U.August 1988 350
	        

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