Volltext: Liechtenstein 1978-1988

Dienen und Verzichten für den Staat ... In der Erbmonarchie ist die Stellung des Throninhabers relativiert und verstärkt zugleich. Wer den Thron innehat, ist Glied, dem gleich das nächste folgt; ist aber auch Glied, an dem alle anderen Glieder hängen. Was die Generationen sammeln an Taten und Verdiensten, an Erfahrung und Anse- hen, strahlt auf jeden einzelnen und bündelt sich in ihm und gibt ihm selbst Ansehen und den Schutz der Generationen; lädt aber auch die Verantwortung vor den Generationen auf die Schultern jedes aktuellen Trägers, rückwärts und vor- wärts. Diese Verantwortung ist letztlich nur in dienender Pflichterfüllung zu bestehen . . . Durchlaucht, das schlichte Wort «Dienst» steht über Ihrem Leben. Dienst gegenüber Ihrem Erbe. «Der Weg, den ich gegangen bin», so sagten Sie an Ihrem 70. Geburtstag, «war für mich nicht so schwer zu gehen. Er war für mich vorge- zeichnet . . . Ich habe nur diesen Weg mitgehen dürfen.» Diese ruhige und bescheidene Feststellung lässt aufhorchen in einer Zeit, in der die absolute Selbstverwirklichung im Schwange ist. . . Der Familie dienen. Ihre Zuneigung bis zum letzten Mitglied Ihrer grossen fürstlichen Familie und Verwandtschaft ist Ausdruck dauernden und unerschütterlichen Sorge für alle, für die Sie sich verantwortlich fühlen . . . Dienst und Verfügbarkeit für den Staat. . . Ihre erste Erklä- rung nach Regierungsantritt vor 43 Jahren geschrieben, «An mein Volk in Liechtenstein», lautete: «Auf Grund der Ver- fassung und der Hausgesetze zur Nachfolge berufen, über- nehme ich die Regierung mit der Bitte an Gott, mir Gnade und Kraft zu geben, das Erbe meiner Vorfahren getreulich zu verwalten. Ich gelobe, meinem Lande ein gerechter Fürst zu sein, die verfassungsmässigen Freiheiten zu wahren, den Bedrängten und Armen ein Helfer und dem Rechte ein gefreuter Hüter zu bleiben. Und so hoffe ich, dass es mir in gemeinsamer Arbeit mit dem Volke gelingen wird, die mir auferlegten Pflichten zum Wohle des Landes zu erfüllen.» In mehr als vierzig Jahren haben Sie diese Worte mit Leben erfüllt. Vor allem haben Sie sich verpflichtet gesehen - dies durchzieht wie ein roter Faden Ihre Thronreden - für jene einzutreten, die weniger im Vorteil sind, die alten Men- schen, die Witwen, die Jugend, die Waisen, die Familien der Ausländer, andere Konfessionen, Minderheiten. Es blieb Ihre Sorge, dass Liechtenstein ob seines Wohlstandes die Not in der Welt übersehen könnte . . . Dienen und Verzichten liegen nahe beisammen. Sie, Durch- laucht, waren noch nicht achtjährig, als die Schüsse von 
Sarajewo, die 1914 den Ersten Weltkrieg auslösten, in Franz Ferdinand, dem österreichischen Thronfolger, auch Ihren Onkel töteten. Es folgte der Zusammenbruch der Donau- monarchie, mit der auch das Schicksal Ihrer Familie in besonderem Masse verbunden war. Mit der Zerstückelung Österreichs in den Friedensverträgen nach dem Ersten Welt- krieg wurden bereits die Risse durch Europa vorgezeichnet. In der nun abgetrennten Tschechoslowakei wurden wichtige Teile des Herzstücks der Liechtenstein-Besitzungen ent- zogen. Der nahende Zweite Weltkrieg brachte auch den Abschied vom «Restösterreich» und die Übersiedlung nach Vaduz. Nach der kommunistischen Machtergreifung 1948 in der Tschechoslowakei ging auch der Überbleibsel der dor- tigen Besitzungen verloren, und jahrhundertealte Verbin- dungen brachen ab. Lauter Abschiede. Wenige Menschen haben so viele Veränderungen so intensiv erlebt und erlitten wie Sie. Und doch: das Wort Resignation kennen Sie nicht. Vielleicht hat Ihre tiefe Religiosität Sie dies alles tragen lassen und gibt Ihnen zusammen mit der geschichtlichen Erfahrung, die Überzeugung, dass es in allem Wandel weitergeht, und gibt Ihnen Mut, weiter zu bauen und auf die Zukunft zu setzen . . . Aus der Ansprache von Landtagsvizepräsident Dr. Gerard Batliner anlässlich der öffent- lichen Geburtstagsfeier für S. D. Fürst Franz Josef II. am 15. August 1981 in Vaduz- Liechtensteiner Volksblatt, 18. August 1981 Besuch S. D. des Landesfürsten in der Gemeinde Ruggell Am 8. August hat das Durchlauchte Fürstenpaar aus Anlass des Staatsfeiertages und des 75. Geburtstages S.D. des Lan- desfürsten der Gemeinde Ruggell einen Besuch abgestattet. Es bedeutete für die Gemeinde und die Einwohner von Ruggell eine grosse Ehre und Freude, den hohen Gast bei uns begrüssen zu dürfen. Seitens der Gemeinde durften wir unserem Landesfürsten als Erinnerung an seinen Besuch ein Gemälde mit einem Motiv aus dem Ruggeller Riet von Getrud Kohli-Büchel überreichen. Dieses Bild soll ein Zeichen der Verbundenheit zwischen dem Fürstenhaus und dem Dorf Ruggell sein. Diese tatsächliche Verbundenheit kam auch in der Feier im Gemeindesaal zum Ausdruck, die in einer herzlichen Atmo- sphäre verlief. Sehr viele Einwohner unseres Dorfes fanden sich ein, um unserem Landesfürsten die Referenz zu erwei- sen und ihm zu seinem Geburtstagsfeste zu gratulieren. Wir möchten seiner Durchlaucht nochmals alles Gute wünschen und ihm für seinen Besuch bei uns recht herzlich danken. Dank sagen möchten wir unserem Landesfürsten aber auch für die grosse Zuwendung, die wir aus Anlass dieses Besu- ches für unsere Schulbibliothek erhalten haben. Gemeinde Ruggell, Mitteilungen der Gemeindeverwaltung, Nr. 29 Dtember1981,S. 1 116
	        

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