Volltext: Liechtenstein 1938-1978

1970 . . . Ihr Besuch hat im gegenwärtigen Zeitpunkt seinen besonderen Sinn und Wert; ist es doch ein gutes halbes Jahrhundert her. seitdem Ihr Land mit der Schweiz in nähere Beziehungen getreten ist. Aber von jeher verband engste Nachbarschaft unsere beiden Länder. Auch stürmische Zeiten vermochten so wenig wie die zuweilen reissenden Wogen des Rheins uns zu trennen. Stets konnten die Brücken der Freundschaft erhalten bleiben. Die Bevölkerung von Liechtenstein spricht die gleiche Sprache wie eine Mehrheit des Schweizer Volkes. Es sind nahverwandte alemannische Dialekte. In einem Teil Ihres Landes — in Triesenberg — wird überdies noch aus alter Zeit der aus dem Wallis stammende Walser Dialekt gesprochen. Trotz der Verschiedenheit der Staatsformen stimmen wir in unserer freiheitlichen und demokratischen Überzeugung völlig überein. So war es für die Schweizer selbstverständlich, dem Nachbarvolk, für das sich am Ende des Ersten Weltkrieges grosse Schwierigkeiten einstellten, beizustehen. Die damals geschaffenen engen Bande und die in der Folge abge- schlossenen Verträge — vor allem der Zollanschlussvertrag von 1923 — haben sich im Laufe der Jahre bewährt und glücklich ausgewirkt. Für die Schweiz ist es eine grosse Befriedigung, heute feststellen zu können, dass Liechten- stein seine Wirtschaft, vor allem seine Industrie, mit glänzendem Erfolg entwickelt hat. . . Aus der Begrüssungsansprache von Bundespräsident Dr. Hans Peter Tschudi anlässlich des Staatsbesuches in Bern am 22. Oktober 1970 - Liechtensteiner Volksblatt, 24. Oktober 1970 . . . Dieses enge Band, welches unsere Stellung zur Schw eiz zeichnet, ist nicht nur begründet durch den alemannischen Volkscharakter östlich und westlich des jungen Rheines sowie durch gemeinsame kulturelle Gegebenheiten und wirtschaftliche Interessen, sondern vor allem durch die Erkenntnis, dass die Schweizer stets wahre Freunde waren und sind. In Dankbarkeit werden wir uns immer daran erinnern, wie vor ungefähr fünfzig Jahren die Schweiz Liechtenstein in seiner bedrängten Lage geholfen hat und wir mit ihr den Zoll- und Postvertrag abschliessen konnten. Diese Verträge blieben für das Schweizer Volk und seine Behörden kein toter Buchstabe. Sie wurden von ihnen in dem Geiste, welcher zum Abschluss dieser Verträge führte, interpretiert und entsprechend den sich ändernden Verhältnissen angewendet. Die Schweiz hat nicht nur uns Liechtensteinern, sondern der übrigen Welt gezeigt, wie sich das Ideal verwirklichen lässt vom gemeinsamen Leben in Frieden und Freiheit, sowohl der einzelnen Menschen als auch der Völker auf Erden . . . Ich kann sagen, dass die langjährige Pflege und der von beiden Seiten geförderte Ausbau der Beziehungen Schweiz—Liechtenstein eine zwischenstaatliche Verbindung besonderer Art geschaffen und ihre Lebensfähigkeit bestätigt hat. Sie kann sowohl ihrem Geiste nach, wie auch in ihrer Verwirklichung als eine Form echter Partner- schaft auf zwischenstaatlicher Ebene gelten. Es ist dies ein konkretes Beispiel, wie das nebeneinander Bestehen und Gedeihen von kleinen und grossen Staatswesen unter Wahrung ihrer Eigenart und Selbständigkeit ermöglicht wird. Gerade diese enge Verbindung und Freundschaft mit der Schweiz haben Liechtenstein und sein Volk befähigt. 
um vieles mehr als früher seine Eigenständigkeit und Selbständigkeit zu betonen. Auch so konnten die für Liechtenstein gefahrvollen Zeiten von 1938 bis 1945 überstanden werden. Wir Liechtensteiner hoffen, dass wie bisher der Geist der Freundschaft und des gegenseitigen Verständnisses unsere besondere Stellung zur Schweiz bestimmen und weiter entwickeln möge .. . Aus der Ansprache S. D. Fürst Franz Josef II. anlässlich des Staats- besuches in Bern am 22. Oktober 1970 - Liechtensteiner Volksblatt, 24. Oktober 1970 Willkommene Gäste aus Liechtenstein . . . Wenn Fürst und Fürstin, begleitet von Regierungschef Alfred Hübe und Vizechef Walter Kiebcr, heute Donnerstag zu einem Staatsbesuch in der Schweiz ein- treffen — in unserem Lande, in dem ihre fünf Kinder auf die Welt gekommen sind, das sie privat ja schon unzählige Male besucht haben und wo sie viele treue Freunde besitzen —. so ist den Gästen aus der Nachbar- schaft ein herzlicher Willkomm gewiss. Wenn auch diese oder jene staatliche Vereinbarung revisionsbedürftig geworden ist, so steht doch die freundschaftliche Verbundenheit bei diesem unbeschwerten Staatsbesuch, der auch unseren Sicherheitsorganen keinerlei Sorgen machen wird, ganz im Vordergrund. Die Schweizer können in diesen Tagen einem gewinnenden und sympathischen Fürstenpaar ihre Achtung und Zuneigung bezeugen — und unser Land, welches das Lebensrecht des Kleinstaates mit gutem Grund immer wieder in den Vordergrund rückt, erhält Gelegenheit, den Repräsentanten eines noch kleineren souveränen Nachbarlandes für gute Zusammen- arbeit und treue Freundschaft zu danken. gg. Neue Zürcher Zeitung, 22. Oktober 1970 Verabschiedung der Besucher in Bern durch den Schweizer Bundespräsidenten (links) und Begrüssung in Schaan durch I. D. Erbprinzessin Marie und die Enkel- kinder des Fürstenpaares (rechts) 397
	        

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