Volltext: Liechtenstein 1938-1978

1960 Fürstlicher Musikdirektor Severin Brender f Am 12. März mittags ereilte uns die schmerzliche Kunde vom Hinschied unseres lieben und unvergesslichen Kollegen und Musikdirektor Severin Brender. 38 Jahre hatte er an unserer Schule mit beispielhafter Hingabe und Liebe zu seinem Beruf gewirkt. Viele seiner Lied- bearbeitungen für die Schule blieben Zeugen selbstloser Arbeit. Stets war er ein vorbildlicher Kollege und bester Freund von lebensbejahender, froher Natur. — Am 15. März gaben ihm Kollegen und Schüler das letzte Geleit. Der Schulleiter würdigte in einer Ansprache am Grabe sein Wirken an der Schule. Gedenkbuch der Realschule Vaduz Ein halbes Jahrhundert hat Severin Brender der holden Kunst der Musik gedient, bis zuletzt in unvermindertem Idealismus, in vorbildlicher Begeisterung. Nach gediegener Ausbildung am Konservatorium Mönchen-Gladbach und an der kirchenmusikalischen Akademie in Regensburg kam er 1910 als Lehrer an die Stella Matutina in Feldkirch, und schon ein Jahr später begann seine Tätigkeit in unserem Lande, die auf vielen Gebieten so segensreich, aber auch voll von Aufopferung. Entbehrung und aufreibender Kleinarbeit gewesen ist . . . Vielfältig war seine Arbeit in den Vereinen . . . Zwanzig Jahre Arbeit in Vaduz für die Sänger, die Harmoniemusik, den Frauenchor und den Orchesterverein, mehr als dreissig Jahre Dirigent in Balzers. zuletzt auch für den Kirchengesang, eine Arbeit, die ihm ganz besonders ans Herz gewachsen war . .. Stets war die Zusammenarbeit der Musikbegeisterten sein Ziel. Die Gründung des Liechtensteinischen Sängerbundes ist recht eigentlich sein Werk, und von 1919 bis 1946 war er Bundeschor- meister. Er hatte den Boden gefunden, von dem aus er das Niveau des Vereinsgesanges im ganzen Lande heben konnte. Echte Werke wahrer Kunst zu pflegen, sei es aus dem Kunstgesang oder dem Kreise des Volks- liedes, das war sein grosses Anliegen in den Vereinen, und er hat sein Ziel erreicht. Der Titel eines fürstlichen Musikdirektors war Anerkennung für diese Bemühungen, für die Gesamtheit des Wirkens im Lande . . . Liechtensteiner Vaterland, 16. März 1960 Fürstlicher Studienrat Prof. Dr. Eugen Nipp, alt Landtagsabgeordneter, 
Vaduz j . .. Am l. August 1886 in Balzers geboren und als einfacher Bauernbub aufwachsend, konnte noch niemand ahnen, welch grosse Aufgaben diesem aufgeweckten Knaben warteten. Bald aber wurden seine Fähigkeiten erkannt und bereits im Jahre 1907 maturierte der vielversprechende Student in Schwyz. Im Jahre 1911 promovierte er nach Studien in Wien und Fribourg zum Doktor Phil. I und holte sich anschliessend das Lehramtspatent in Latein und Französisch. Im Jahre 1913 trat er in den Dienst der Landesschule, der er ab 1920 bis zu seinem Ruhestand im Jahre 1952 als Direktor vorstand. 1918 wurde er vom Landesfürsten mit dem Titel eines Professors ausgezeichnet und ihm im Jahre 1936 der Titel eines Fürstlichen Studienrates verliehen. — Trotz aller Ehrungen und Verdienste blieb Fürstl. Studienrat Prof. Dr. Nipp ein Mitbürger, der mitten im Volke stand; denken wir nur an sein Wirken als Wein- baukommissär, seine jahrzehntelange Tätigkeit im Obersten Gerichtshof unseres Landes, im Historischen Verein und überall dort, wo man um seine Kenntnisse und Fähigkeiten und um seine Lebenserfahrung wusste. Bleibende Verdienste hat sich Fürstl. Studienrat Prof. Dr. Eugen Nipp als Mitglied der Verfassungskommission erworben, deren Entwurf am 5. 10. 1921 nach Sanktion des Landesfürsten und Gutheissung durch das Volk in Kraft gesetzt werden konnte. Seine Mitarbeit erwies sich damals als äusserst wertvoll. Noch heute wird unsere Verfassung von Staatsrechtlern als beispielgebend zitiert. Ihre Gestaltung und ihr Aufbau fielen in eine bewegte Zeit. Fürstl. Studienrat Prof. Dr. Nipp stellte auch in dieser schweren Aufgabe seinen ganzen Mann . . . Liechtensteiner Volksblatt, 23. Juni 1960 
. . . Ganz in seinem Element aber war er im staats- bürgerlichen Unterrichte, dem seine besondere Sorgfalt galt. Hier schöpfte er aus seinem reichen Wissen und seiner vielfältigen Erfahrung als Mann des öffentlichen Lebens und ehemaliger Parlamentarier. Hier sprach der überzeugte Patriot, der begeisterte Liechtensteiner, hier sprach das Herz mit. Vielen Hunderten von Männern und Frauen, die heute im Leben stehen, hat Dr. Nipp die ersten staatsbürgerlichen Begriffe vermittelt. . . Mit Studienrat Prof. Dr. Nipp hat der Historische Verein eines seiner prominentesten Mitglieder verloren. Das Studium alten Sprachgutes und der Volkssagen und -Bräuche hat ihn zeit seines Lebens beschäftigt. Von der Sprache her suchte er das I )unkel um die I lerkunft unserer rätischen Ahnen zu erhellen und viele Rätsel in der Kulturgeschichte unseres Landes zu lösen . . . Felix Marxer, Prof. Dr. Eugen Nipp, Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein, 60. Band, 1960 Schaan. Professor Curt Götz f Im Krankenhaus in Grabs ist am Montagabend Professor Curt Götz nach kurzer Krankheit gestorben. Erst dieses Frühjahr noch haben Seine Durchlaucht der Landesfürst in Anerkennung seiner Verdienste auf kulturellem Gebiet Curt Götz den Titel eines Professors verliehen. Der bekannte deutsche Bühnenschriftsteller und Schauspieler war seit 1951 in Schaan ansässig . . . Professor Curt Götz w urde am 17. November 18S8 in Mainz als Sohn eines Kaufmanns geboren. Sein erster Wirkungsort war Berlin. Nach 193*3 lebte er in der Schweiz, später bis 1946 in den Vereinigten Staaten und schliesslich suchte er sich ein ruhiges Plätzchen in unserem Fürsten- tum. Der geistreich witzige Dialog in seinen Komödien hielt die Zuschauer in Bann. Prof. Curt Götz ist oft selbst in den Hauptrollen seiner Bühnenwerke aufgetreten. Ein Teil seines schriftstellerischen Schaffens wurde auch verfilmt. Zu seinen bekanntesten Bühnenwerken gehören «Das Haus in Montevideo» . «Hokuspokus». «Der Lügner und die Nonne» und «Dr. med. Hiob Prätorius» .. . Liechtensteiner Volksblatt, 15. September 1960 Alt Landtagsabgeordneter, alt Regierungsrat, alt Gemeindevorsteher Franz Hoop, Ruggell f Seine Geburt fällt in das Jahr 1886. Als Bauernsohn betätigte sich Franz von frühester Jugend an in der Landwirtschaft. Sein ganzes Leben lang war er Bauer mit Leib und Seele. Seinen ererbten Betrieb hat er nicht nur erhalten, nein, durch sein zähes, unermüdliches Schaffen, durch seine Anspruchslosigkeit und sein Sparen am richtigen Ort konnte er seinen Bauernbetrieb stetig vergrössern und verbessern . . . Beim Ansehen, das Franz Hoop bei seinen Mitbürgern genoss, konnte es nicht ausbleiben, dass ihm öffentliche Ämter übertragen wurden. So wurde er schon im Jahre 1924 in den Gemeinderat gewählt. In den Jahren 1930 bis 1939 war er Vorsteher seiner Heimatgemeinde. Sein sicheres, zielbewusstes Auftreten in der Gemeinde hatte seine Wahl in den Landtag zur Folge, dem er von 1932 bis 1949 angehörte . . . Anlässlich der totalen Umbildung unserer Landesregierung kurz nach dem zweiten Weltkrieg w urde Franz Hoop in die Regierung gewählt. Volle acht Jahre gehörte er der Exekutive als sehr geschätztes Mitglied an. Seine Erfahrungen, die er als langjähriges Mitglied des Gemeinderates, dann als Vorsteher und als Landtags- abgeordneter gesammelt hatte, kamen ihm nun sehr zustatten . . . Aus der Grabrede von Regierungschef Alexander Frick anlässlich der Beisetzung von alt Regierungsrat Franz Hoop am 4. November 1960 - Liechtensteiner Volksblatt. 5. November 1960 273
	        

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