Volltext: Liechtenstein 1938-1978

tat verschrieben wie die Schweiz, mit der es in engster geistiger und wirtschaftlicher Beziehung steht. Freilich, heute müssen wir erst zusehen, wie dieser fundamentale Grundsatz des Völkerrechts in die neue Vereinigung einge- baut werden wird. Etwas hat sich die Neutralität im Kurs nun seit der Auseinandersetzung der Mächte doch wieder gehoben, besonders bei den angelsächsischen Mächten, aber es wird immerhin noch Zeit brauchen, bis eine dauernde Neutralität wieder volle Anerkennung finden wird. Art. 43 der Satzungen der Vereinten Nationen spricht vom Durchmarschrecht. Ein Mitgliedstaat muss also den Truppen, die vom Sicherheitsrat in Bewegung gesetzt werden, seine Grenzen öffnen. Ein Kleinstaat kann aber bei gutem Willen sozusagen ohne Zeitverlust umgangen werden, das Durchmarschrecht kann praktisch für ihn in Wegfall kommen. Die Neutralität verbietet aber auch jede Teilnahme an Sanktionen, seien sie militärischer oder nicht- militärischer Natur. In der Abklärung unserer Stellung zur neuen Weltorgani- sation müsste demnach ein anderer Modus gefunden werden. Die Pflicht eines Mitgliedstaates zur Teilnahme an militärischen Aktionen oder zur Gewährung des Durch- marschrechtes fremder Truppen ist nämlich in der Mit- gliedschaft — sofern eine solche für uns überhaupt in Frage kommen müsste — nicht automatisch eingeschlossen. Es muss dies in einer besonderen Abmachung zwischen dem Sicherheitsrat und jedem einzelnen Mitglied fest- gelegt werden. Vorerst aber wollen wir unsere Stellung wie folgt zu- sammengefasst wissen: Die Neutralität Liechtensteins steht mit den Belangen keines einzigen Landes in Widerspruch. Sie dient dem Frieden, und das Land hat im Kriege nach Massgabe seiner Kraft zur Linderung der menschlichen Nöte beigetragen. Sie steht schon gar nicht in Wider- spruch mit den gemeinsamen Interessen der anderen Völker der neuen Vereinigung. Ich wüsste nichts, was in den Bestrebungen unseres Staates nach aussen nicht mit den Zielen der Vereinten Nationen identisch wäre. So muss denn auch uns möglich gemacht werden, angesichts der neuen Weltorganisation jene Stellung einzunehmen, die uns die dauernde Neutralität als Staatsmaxime bei- behalten lässt. Liechtensteiner Volksblatt, 10. November 1945 Primiz-Feier in Schaan. (Korr.) Am Sonntag, den 16. September, feierte H. H. Pater Herbert Biedermann, Kapuziner, in der Pfarrkirche in Schaan sein erstes hl. Messopfer. Der hochw. Neupriester ist ein Sohn des Gustav Biedermann, Schaan, und stammt aus Schellenberg . . . Unter den Klängen der Kirchenglocken und der «Har- monie»-Musik Schaan begleiteten wir am letzten Sonntag unsern Primizianten zu seinem ersten heiligen Opfer. Die festlich geschmückte Pfarrkirche, sinnige Inschriften, die Freude aller um den Neupriester Versammelten, die herzliche Teilnahme der grossen Familie sowie die feierlich gehobene Stimmung der ganzen Gemeinde gaben dem Tag jenes unvergessliche Gepräge, das noch lange in uns die Erinnerung wach halten wird an den grossen Tag . . . Liechtensteiner Vaterland, 19. September 1945 
1945 Der Landesverband der Frauen und Töchter veranstaltete am 7. und 8. September unter der umsichtigen Leitung des hochw. Hrn. Pfarrer Tschuor und der fürsorg- lichen Betreuung der Präsidentin des Verbandes eine Dankeswallfahrt nach Maria Einsiedeln. Sehr erfreulich war die grosse Teilnehmerzahl von 320 Liechtensteinerinnen (Gemeinde Schaan 80, Vaduz 35, Triesen 42, Triesenberg 26, Balzers 9, Eschen 33. Mau- ren 38, Bendern 20, Ruggell 20, Schellenberg 17). darunter mehrere Prinzessinnen unseres Fürstenhauses . . . erschienen waren. Einzelne Gemeinden waren von ihren Pfarrherren begleitet.. . Liechtensteiner Volksblatt, 18. September 1945 Lady Baden-Powell auf Besuch in Liechtenstein Sonntag, den 18. November, hatten unsere Pfadfinderinnen und Pfadfinder hohen und lieben Besuch: Lady Baden- Powell, die Gattin des Gründers der auf der ganzen Welt verbreiteten Pfadfinderbewegung, die selbst den Welt- pfadfinderinnenbund gegründet hat und führt, traf vor- mittags 10.30 Uhr in Begleitung von Missis Hill, Frl. Th. Ernst, Präsidentin des Schweizer. Pfadfinderinnenbundes, Frl. von Herrenschwand, Berner Hauptführerin und Leiterin des Chalets Adelboden, sowie Frl. Rohner, appenzell. Kantonalführerin, auf dem Bahnhof in Buchs ein, wo die Gäste von einer Delegation unserer Pfad- finderinnen und Pfadfinder abgeholt wurden. Auf dem Lindenplatze in Schaan erwarteten die Schaaner Pfadfinderinnen ihre oberste Führerin. Zur Begrüssung wurden von den Kleinsten Gedichte vorgetragen und als Erinnerung an den Besuch wurde ein Wappenteller der keramischen Werkstätte Schädler überreicht. Liechtensteiner Volksblatt, 20. November 1945 Wiedereröffnung des Bahnverkehrs Buchs—Feldkirch. Mittwoch, den 19. September 1945, verkehrte zum ersten- male wieder der Eisenbahnzug von Buchs nach Feld- kirch . . . Donnerstag fuhr um zirka 7 Uhr früh zum erstenmale wieder ein Zug von Buchs nach Feldkirch, der die Ver- treter der österreichischen Staatsbahnen, der französischen Besetzungsmacht, der schweizerischen Bundesbahnen und der berührten Gemeinden mit sich führte. In Feldkirch fand wieder eine kurze, würdige Feier statt. . . Liechtensteiner Vaterland, 22. September 1945
	        

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