Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2019)

FREITAG 
27. DEZEMBER 
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Khashoggi-Mord: Kritik an 
Saudi-Arabien nach Todesurteilen 
Fragwürdig Die Todesur- 
teile gegen fünf Männer im 
Zusammenhang mit dem 
brutalen Mord am regie- 
rungskritischen Journalisten 
Jamal Khashoggi haben 
Saudi-Arabien teils scharfe 
Kritik seitens UNO, EU, Türkei 
und Menschenrechtsorgani- 
sationen eingebracht. 
Ein hochrangiger Mitarbeiter des 
US-Aussenministeriums sprach da- 
gegen von einem «wichtigen Schritt, 
um die Verantwortlichen für das 
schreckliche Verbrechen zur Re- 
chenschaft zu ziehen». Ein saudi- 
sches Gericht hatte am Montag fünf 
Männer in dem Fall zum Tode verur- 
teilt. Drei weitere Angeklagte wur- 
den wegen «Verschleierung des Ver- 
brechens» zu Haftstrafen von insge- 
samt 24 Jahren verurteilt. 
Khashoggi, der als Kolumnist für die 
«Washington Post» tätig war, war im 
Oktober 2018 im saudischen Konsu- 
lat in Istanbul von einem Spezial- 
kommando aus Riad brutal getötet 
worden. Die saudische Regierung 
hat den Mord eingeräumt. Kron- 
prinz Mohammed bin Salman, der 
faktische Herrscher Saudi-Arabiens, 
bestritt aber, die Tötung selbst ange- 
ordnet zu haben. 
Laut Staatsanwaltschaft in Riad zeig- 
ten die Ermittlungen in dem Fall, 
dass es «zunächst keine Absichten 
zum Mord gab». Der Entschluss, 
Khashoggi zu töten, sei erst im Kon- 
sulat gefallen. Ein enger Vertrauter 
des Kronprinzen sowie der saudi- 
sche Generalkonsul in Istanbul zur 
Zeit des Mordes waren trotz eines 
anfänglichen Verdachts, möglicher- 
weise in die Tat verwickelt gewesen 
zu sein, nicht angeklagt worden. 
Unabhängige Ermittlung gefordert 
Der Prozess gegen insgesamt elf sau- 
dische Männer hatte in Riad im Ja- 
nuar begonnen. Gegen alle Urteile 
kann Berufung eingelegt werden. 
Die Namen der Verurteilten werden 
erst öffentlich gemacht, wenn der 
Fall abschliessend verhandelt ist 
und die Urteile rechtskräftig sind. 
UNO-Sonderberichterstatterin für 
den Fall ist Agnès Callamard. Die 
Drahtzieher seien «auf freiem Fuss» 
und «von den Ermittlungen und 
dem Prozess kaum berührt wor- 
den», schrieb sie. Auch UNO-Gene- 
ralsekretär António Guterres hält 
die juristische Aufarbeitung des 
Falls seinem Sprecher zufolge für 
unzureichend. Guterres forderte 
demnach eine «unabhängige und 
unparteiische Untersuchung des 
Mordes». 
Die Europäische Union kritisierte 
die Todesurteile in dem Fall. Die EU 
lehne die Todesstrafe «immer und 
ohne Ausnahme ab», sagte ein Spre- 
cher des EU-Aussenbeauftragten 
Josep Borrell in Brüssel. Dies sei ei- 
ne grausame und unmenschliche 
Strafe, die nicht abschreckend wirke 
und eine inakzeptable Verleugnung 
menschlicher Würde sei. Alle an 
dem Mord Beteiligten müssten straf- 
rechtlich verfolgt werden. 
Auch die türkische Regierung kriti- 
sierte das Urteil als unzulänglich. Es 
sei weit davon entfernt, die Erwar- 
tungen der Türkei und der internati- 
onalen Gemeinschaft zu erfüllen, 
hiess es in einer Erklärung des Au- 
ssenamts in Ankara. Die Aufklärung 
des Mordes auf türkischem Boden 
sei eine «moralische Verpflichtung». 
Präsidentensprecher Fahrettin Al- 
tun nannte das Urteil auf Twitter 
«skandalös». 
«Schönfärberei» kritisiert 
Die Menschenrechtsorganisation 
Amnesty International sprach von 
«Schönfärberei, die Jamal Khashog- 
gi und seinen Angehörigen weder 
Gerechtigkeit noch die Wahrheit 
bringt». Die Organisationen Human 
Rights Watch und Reporter ohne 
Grenzen äusserten den Verdacht, 
dass durch die Todesurteile mögli- 
cherweise redewillige (Mit-)Täter be- 
seitigt und höhere Stellen geschützt 
werden sollen. Der US-Regierungs- 
mitarbeiter sagte mit Blick auf die 
Kritik, dass die Urteile nicht alle Ver- 
antwortlichen berührten: «Wir wer- 
den Saudi-Arabien weiterhin zu 
Transparenz diesbezüglich anhal- 
ten.» Die USA hatten wegen der Tö- 
tung des Journalisten Sanktionen ge- 
gen mehrere ehemalige saudische 
Regierungsmitarbeiter verhängt. 
US-Präsident Donald Trump hatte al- 
lerdings am Königshaus als engem 
Verbündeten festgehalten. Riad ist 
der grösste Abnehmer von US-Rüs- 
tungsgütern.   (sda/dpa) 
Jamal Khashoggi. (Foto: Keystone/EPA) 
Zu Weihnachten 
Papst prangert Europas 
Abschottungspolitik an 
ROM Papst Franziskus hat zu Weih- 
nachten die Abschottungspolitik der 
reichen Länder gegenüber Flüchtlin- 
gen angeprangert. In seiner Weih- 
nachtsbotschaft auf dem Petersplatz 
in Rom erinnerte er am ersten Feier- 
tag am Mittwoch an 
das Leid derer, die aus 
Not ihre Heimatländer 
verliessen. «Es ist die 
Ungerechtigkeit, die 
sie dazu zwingt, Wüs- 
ten und Meere, die zu 
Friedhöfen werden, zu 
überqueren. Es ist die 
Ungerechtigkeit, die 
sie dazu zwingt, un- 
sagbare Misshandlun- 
gen, Knechtschaft je- 
der Art und Folter in 
den unmenschlichen 
Auffanglagern zu er- 
tragen. Es ist die Unge- 
rechtigkeit, die sie ab- 
weist von Orten, wo sie 
eine Hoffnung auf ein 
würdiges Leben haben 
könnten und die sie 
auf Mauern der Gleich- 
gültigkeit stossen 
lässt», sagte Franzis- 
kus. Am Ende seiner 
Weihnachtsbotschaft 
spendete der Papst 
den traditionellen Se- 
gen «Urbi et Orbi» (der Stadt und 
dem Erdkreis). Dieser wird jährlich 
zu Weihnachten und Ostern sowie 
nach der Wahl eines neuen Papstes 
ausgesprochen. 
Wiederholt kritisch geäussert 
Der aus Argentinien stammende Pon- 
tifex hatte auch in der Vergangenheit 
immer wieder offene Grenzen für 
Flüchtlinge verlangt und auch schon 
einmal Aufnahmelager auf den grie- 
chischen Inseln mit «Konzentrations- 
lagern» verglichen. In seiner Weih- 
nachtsbotschaft widmete er sich auf 
der Loggia des Petersdoms vor 
55 000 Gläubigen auf dem Platz auch 
den zahllosen Konflikten auf der 
Welt. «Möge Christus 
das Licht für die vielen 
Kinder sein, die unter 
dem Krieg und den 
Konflikten im Nahen 
Osten und in verschie- 
denen Ländern der Er- 
de leiden. Er richte das 
geschätzte syrische 
Volk auf, das immer 
noch kein Ende der 
Feindseligkeiten fin- 
det», sagte der Papst. 
Er erinnerte auch an 
die Volksproteste und 
Unruhen im Libanon 
und im Irak und an die 
Menschen, die unter 
dem Krieg im Jemen 
leiden. Mit Blick auf 
Afrika erwähnte er die 
Konflikte im Osten der 
Demokratischen Repu- 
blik Kongo und beklag- 
te die Angriffe «radika- 
ler Gruppierungen» in 
Burkina Faso, Mali, Ni- 
ger und Nigeria. Er for- 
derte einen dauerhaf- 
ten Frieden in der Ukraine und eine 
Aussöhnung in Venezuela. Christen 
feiern an Weihnachten die Geburt 
des Religionsstifters Jesus Christus, 
in dem nach christlichem Glauben 
Gott Mensch wurde. «In Jesus hat 
sich Gott zum Kind gemacht, um sich 
von uns umarmen zu lassen», hatte 
der Papst in der Christmette an Hei- 
ligabend gesagt. Darin rief er die 
Menschen zu selbstloser Mitmensch- 
lichkeit auf.   (sda/dpa) 
«Es ist die 
Ungerechtigkeit, 
die sie abweist von 
Orten, wo sie eine 
Hoff nung auf ein 
würdiges Leben 
haben könnten und 
die sie auf Mauern 
der Gleichgültigkeit 
stossen lässt.» 
PAPST FRANZISKUS 
KIRCHENOBERHAUPT 
Vier Tote 
Schusswechsel an 
Grenze in Kaschmir 
ISLAMABAD Bei wechselseitigem Be- 
schuss in der Himalaya-Region Kasch- 
mir sind in Indien und Pakistan je 
zwei Menschen getötet worden. Pa- 
kistanische Truppen seien am Mitt- 
woch in der Region Dewa unter Be- 
schuss geraten, teilte das Militär des 
Landes mit. Dabei seien zwei Solda- 
ten getötet worden. Die Armee habe 
das Feuer erwidert. Auch in der Regi- 
on Haji Pir habe es einen Schuss- 
wechsel über die Grenze hinweg ge- 
geben. Das Militär sprach von einer 
grundlosen Verletzung des Waffen- 
stillstandes. Indien wiederum warf 
Pakistan vor, Stellungen seiner Ar- 
mee beschossen zu haben. Dabei sei 
in der Region Rampur ein Soldat ge- 
tötet worden. Zudem sei eine junge 
Zivilistin getötet und eine weitere 
verletzt worden. Armeesprecher Ra- 
jesh Kalia sagte, das indische Militär 
habe zurückgeschossen. Kaschmir ist 
zwischen Indien und Pakistan geteilt. 
Beide Staaten beanspruchen aber das 
ganze Gebiet für sich und haben des- 
wegen schon zwei Kriege gegeneinan- 
der geführt. Die Spannungen haben 
sich im Sommer verschärft, nachdem 
Indien die Autonomie im indischen 
Teil Kaschmirs beschränkte. Der pa- 
kistanische Premierminister Imran 
Khan sagte am Donnerstag, sein indi- 
scher Kollegen Narendra Modi könne 
den pakistanischen Teil Kaschmirs 
angreifen, um von seinen innenpoliti- 
schen Schwierigkeiten abzulenken. 
Pakistan werde dann entsprechend 
reagieren.   (ap) 
Ein indischer Paramilitär in Kaschmir. 
(Symbolfoto: Keystone/EPA) 
Zahl der zivilen Opfer in Afghanistan 
übersteigt die 100 000-Marke 
Trauriger Meilenstein Im Konflikt in Afghanistan sind seit 2009 mehr als 100 000 Zivilisten getötet oder verletzt worden. 
Diese Zahl gab der UNO-Sonderbeauftragte für das Land, Tadamichi Yamamoto, am Donnerstag bekannt. 
«Mit 
äusserster Trau- 
rigkeit stelle ich 
fest, dass die Zahl 
der zivilen Opfer 
allein in den vergangenen zehn Jah- 
ren seit Beginn der systematischen 
Dokumentation im Jahr 2009 bis in 
die Gegenwart kürzlich die 100 000 
überschritten hat», schrieb er in 
einer Mitteilung. Eine genaue Zahl 
nannte er nicht. Yamamoto rief die 
Konfliktparteien nach Angaben 
der UNO-Mission in Afghanistan 
(UNAMA) zugleich auf, «echte und 
konkrete Schritte zur Beendigung 
des Krieges zu unternehmen, da es 
keine militärische Lösung für den Kon- 
flikt in diesem Land geben kann». 
Deutlicher Anstieg 
Im dritten Quartal sei die Zahl der 
verwundeten und getöteten Zivilis- 
ten im Vergleich zum Vorjahreszeit- 
raum um 42 Prozent gestiegen, teilte 
die UNAMA im Oktober mit. Der star- 
ke Anstieg zwischen dem 1. Juli und 
dem 30. September sei vor allem auf 
mehr Opfer durch die militant-isla- 
mistischen Taliban zurückzuführen, 
hatte es damals geheissen. 
US-Gespräche mit den Taliban 
Die Zunahme fiel zeitlich mit den – 
dann zeitweise unterbrochenen – 
Gesprächen der USA mit den Taliban 
über eine politische Beilegung des 
langjährigen Konflikts zusammen. 
Der US-Sondergesandte für Afgha- 
nistan, Zalmay Khalilzad, hatte vor 
einer Woche mitgeteilt, er sehe die 
Gespräche für einen Frieden in Af- 
ghanistan auf einem guten Weg. US- 
Präsident Donald Trump hatte bei 
seinem Besuch in Afghanistan Ende 
November die Wiederaufnahme der 
im September abgebrochenen Ge- 
spräche mit den Taliban angekün- 
digt.  (sda/dpa) 
Alexej Nawalny 
Russischer 
Oppositioneller 
erneut festgesetzt 
MOSKAU Die russische Polizei 
hat den prominenten Oppositi- 
onsführer Alexej Nawalny 
(rechts) erneut abgeführt. Be- 
amte hätten sich am Donners- 
tag gewaltsam Zutritt ins Büro 
seiner Stiftung zur Bekämp- 
fung von Korruption verschafft 
und ihn mitgenommen, teilte 
Nawalnys Sprecherin Kira Jar- 
mysch mit. Es seien zunächst 
keine Beschuldigungen gegen 
ihn vorgebracht worden. Ein 
Gerichtsdienst erklärte später, 
Nawalny sei nicht festgenom- 
men worden. Am Abend war er 
wieder auf freiem Fus. 
(Text: ap/reu; Foto: RM)
	        

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