Gut unterwegs sind etwa die Spiel-
banken. Die «Casino-Schwemme»,
die es kürzlich zum Wort des Jahres
geschafft hat, ist bekanntlich nicht
nach Ihrem Geschmack. Weshalb?
Ich bin überzeugt, dass der Ruf «Ca-
sinoland», den wir uns gerade er-
werben, unserer Reputation weit ab-
träglicher ist, als es eine Regelung
der Casinodichte wäre. Leider ist
diese Meinung weder in Regierung
noch im Landtag mehrheitsfähig.
Dass wir des schnellen Geldes we-
gen zur Mithilfe bereit sind, in unse-
ren Nachbarstaaten Sozialfälle zu
produzieren, hinterlässt vielerorts
ein schales Gefühl. Wir hätten so
viel Grund, auf Leuchtturmleistun-
gen der Industriebetriebe und ande-
rer Dienstleister stolz zu sein, ohne
uns auf dieser Ebene in wirtschaftli-
che Abhängigkeit zu begeben.
Wie haben Sie die Zusammenarbeit
der Koalition FBP und VU wahrge-
nommen?
Man muss bei der Beurteilung der
Koalition realistisch sehen, dass ei-
ne Koalition eine Zweckgemein-
schaft ist. Die Koalitionäre stehen
auch im politischen Wettbewerb zu-
einander, was absolut legitim ist.
Wichtig ist es, bedeutsame gemein-
same Ziele zu definieren und umzu-
setzen, was mit den Finanzbeschlüs-
sen für Schulbauten, Landesbiblio-
thek, Dienstleistungszentrum und
Landesspital gut gelungen ist. Das
darf sich doch sehen lassen. Sicher
gibt es bezüglich einer vertrauens-
vollen Zusammenarbeit beidseitig
noch Verbesserungspotenzial.
Im Sommer hat die grosse Mehrheit
der Abgeordneten Regierungsrätin
Aurelia Frick das Vertrauen entzo-
gen. Welches Resümee ziehen Sie
aus der Affäre?
Regierungsmitglieder werden von
Landtag gewählt und dem Fürsten
zur Ernennung vorgeschlagen.
Ebenso kann der Landtag im Einver-
nehmen mit dem Staatsoberhaupt
einem Regierungsmitglied das Miss-
trauen aussprechen. Im Sommer hat
der Landtag mit 21 von 23 Stimmen
von dieser Möglichkeit Gebrauch ge-
macht. Ein Entscheid, der nieman-
dem leicht gefallen ist und der die
gute Arbeit von Aurelia Frick in den
vorangegangenen Jahren auch nicht
schmälern darf.
Für eine Überraschung sorgte zwei
Monate später die Bekanntgabe,
dass Katrin Eggenberger neue FBP-
Regierungsrätin werden soll und
schliesslich auch wurde. Wie schwie-
rig war es, jemanden so kurzfristig
für die Regierung zu gewinnen?
Der Findungsprozess wurde inner-
halb der FBP schnell gestartet. Kat-
rin Eggenberger war hierzulande ja
keine absolut Unbekannte, wurde
sie zuvor doch verschiedentlich im
Zusammenhang mit ihrer Tätigkeit
beim WEF in den beiden Landeszei-
tungen porträtiert. Katrin Eggen-
berger entspricht dem von der FBP
erstellten Wunsch-
profil sehr gut.
Trotzdem war ihre
Nomination für
viele eine faustdi-
cke Überraschung.
Zwischenzeitlich
wurde Katrin Eg-
genberger vom
Landtag gewählt
und vom Erbprinzen ernannt. Dass
sie schon in ihrer ersten Landtags-
sitzung angegriffen wurde, stösst in
der Bevölkerung auf Unverständnis.
Eine weitere Überraschung: Ende No-
vember stellte Johannes Kaiser den
Antrag, dass er zur FBP zurückzu-
kehren möchte. Wie sehen Sie es:
War es die richtige Entscheidung, den
Abkömmling wieder aufzunehmen?
Ja, es war eine richtige Entscheidung
– nachdem Johannes Kaiser von sich
aus den Wunsch geäussert hat, in die
FBP zurückzukehren und er sich
auch für die Vor-
kommnisse ent-
schuldigt hat. Ich
erachte es von bei-
den Seiten als ein
Zeichen von Stär-
ke, aufeinander zu-
zugehen, sich die Hände zu reichen
und Konflikte beenden zu können.
Mit Johannes Kaiser ist die FBP
wieder stärkste Fraktion. Wie wich-
tig ist dies mit Blick auf das kom-
mende Jahr?
Ich erachte das als notwendige Kor-
rektur. Der Wählerwille wird im
Parlament in diesem Fall wieder
korrekt abgebildet. Das ist sehr
wichtig. Die Wahl der Volksvertre-
tung ist das wohl bedeutendste di-
rektdemokratische Recht der Bürge-
rinnen und Bürger. Der Entscheid
des Volkes soll gelten. Weil gesetzli-
che Grundlagen für den Umgang mit
Austritten oder einer Parteienspal-
tung fehlen, hat der Landtag eine
Besondere Kommission eingesetzt,
die entsprechende Vorschläge un-
terbreiten soll. Es besteht grosse
Übereinstimmung, dass mit einer
Regelung zukünftig dafür gesorgt
sein soll, dass der Wählerwille ver-
lässlich gewahrt bleibt.
2020 dürfte wiederum turbulent
werden, schliesslich rücken die
nächsten Landtagswahlen näher. Mit
welchen Hoffnun-
gen blicken Sie ins
kommende Jahr?
Das letzte Amts-
jahr unterscheidet
sich erfahrungsge-
mäss von den Vor-
jahren, weil der
auf kei mende
Wahlkampf im
Landtag zunehmend spürbar wird.
Ich hoffe aber, dass wir zumindest
bis nach den Sommerferien noch mit
der gleichen Effizienz arbeiten kön-
nen. Der politische Wettbewerb um
die besten Ideen fürs Land ist grund-
sätzlich etwas Positives, sofern er mit
anständigen Mitteln betrieben wird.
Genau darauf hoffe ich, weil es die
Landtagsarbeit im kommenden Jahr
sehr begünstigen würde.
Sie betonten in Ihrer Rede am
Staatsfeiertag, dass wir das Jubilä-
umsjahr in der wohl besten Zeit un-
serer Geschichte
feiern dürfen. Was
ist zu tun, dass die
Erfolgsgeschichte
fortgesetzt wird?
Wir müssen dazu
Sorge tragen, dass
wir die herausragenden Qualitäten
unserer Bevölkerung bewahren kön-
nen. Pflichtbewusstsein, Verläss-
lichkeit und sehr gute Ausbildung
der Menschen sind bedeutsame Pfei-
ler des Erfolges unserer Gemein-
schaft. Eine wichtige Rolle kommt
daher dem Bildungswesen zu. Alle
Politiker sind sich einig, dass gute
Bildung unser wichtigster Rohstoff
ist. Das dürfen keine blossen Lip-
penbekenntnisse sein, sondern das
muss mit Taten gefüllt werden. Die
Arbeit im Bildungsbereich muss in
jeder Hinsicht die ihr zustehende
Wertschätzung erfahren. Auch poli-
tische Stabilität sowie eine voraus-
schauende Wirtschafts- und Sozial-
politik sind wichtige Erfolgsfakto-
ren, die es zu erhalten gilt. Es wird
die grosse Aufgabe der kommenden
Jahrzehnte sein, das im Land Er-
reichte auf hohen Niveau bewahren
zu können.
Was wünschen Sie den Menschen im
Land zum Jahreswechsel?
Das Jubiläumsjahr neigt sich dem
Ende zu. Mit Stolz dürfen wir auf
unsere dreihundertjährige Ge-
schichte als Fürstentum Liechten-
stein zurückblicken. 300 Jahre auch
in schwierigsten Zeiten in densel-
ben Grenzen als eigenes Staatswe-
sen überleben zu dürfen, ist auch
eine glückliche Fügung des Schick-
sals. Noch eindrücklicher ist der
Wandel vom Armenhaus zum Wohl-
fahrtsstaat in wenigen Jahrzehnten.
Den Menschen im Lande wünsche
ich die Erkenntnis, dass wir dank-
bar und zufrieden sein dürfen, und
die Zuversicht, dass wir als starke
Gemeinschaft weiterhin erfolgreich
sein werden.
Ich wünsche allen Mitbewohnerin-
nen und Mitbewohnern eine besinn-
liche und erholsame Weihnachtszeit
und ein glückliches neues Jahr.
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weil die Festlichkeiten über das ganze Jahr verteilt worden sind. (Foto: Zanghellini)
«Johannes Kaiser wieder
aufzunehmen, war eine
richtige Entscheidung.»
«Ich bin überzeugt, dass
der Ruf ‹Casinoland›
unserer Reputation
weit abträglicher ist, als
es eine Regelung der
Casinodichte wäre.»