Obstbauer besorgt
Millionenschäden
wegen Wanzen
WÜLFLINGEN Der Schweizer Obst-
verband schätzt die Schäden
durch die Marmorierte Baumwan-
ze für 2019 auf deutlich über drei
Millionen Franken. Obstprodu-
zenten fordern wirksame Mittel
gegen den aus Asien stammenden
Schädling, mit Nützlingen, Netzen
und Insektiziden. Dieser macht
sich in der Schweiz breit und da-
bei immer grössere Teile der Ern-
te zunichte. Insbesondere die
Kantone Thurgau und Zürich sind
betroffen, teilte der Schweizer
Obstverband mit. (sda)
null
FREITAG
13. DEZEMBER 2019
Gehaltsverhandlungen 2020: LANV
setzt Reallohnerhöhungen durch
Gewerkschaft Aufgrund der anhaltend guten Wirtschaftslage in Liechtenstein, aber eher verhaltenen Prognosen, hatte der
LANV für 2020 Lohnerhöhungen bis zu zwei Prozent gefordert. Wie dieser nun mitteilte, wurden harte aber faire Verhand-
lungen mit 14 Sektionen geführt: Die Ergebnisse seien für die Arbeitnehmenden insgesamt zufriedenstellend ausgefallen.
«Die nominellen Lohnerhöhungen
liegen zwischen 0,5 und 1,8 Pro-
zent, womit abzüglich Teuerung ei-
nige Reallohnerhöhungen erreicht
werden konnten», teilte der Liech-
tensteinische Arbeitnehmerver-
band (LANV) am Donnerstag mit.
«Mit fünf Branchen konnten wir
uns auf generelle Erhöhungen eini-
gen. Nicht ganz zufriedenstellend
sind die häufigen Abschlüsse mit
0,5 Prozent individuell. Nach unse-
ren Erfahrungen profitieren zu we-
nige Arbeitnehmende von individu-
ellen Erhöhungen. Erfreulicherwei-
se hat unsere Kampagne für höhere
Mindestlöhne an den Verhandlun-
gen Wirkung gezeigt. So konnten
wir in 10 der 14 Verhandlungsrun-
den die Mindestlöhne teilweise sig-
nifikant erhöhen.»
Sowohl bei den Baumeistern als
auch bei den Innendekorateuren
konnte der LANV nebst Erhöhun-
gen der Mindestlöhne auch eine ge-
nerelle Lohnerhöhung von 50 Fran-
ken erzielen, wie es weiter heisst.
Dort profitieren nächstes Jahr also
alle Arbeitnehmenden von einem
höheren Lohn. «Nachdem wir bei
den Gebäudereinigern die Mindest-
löhne bereits an der letzten Lohn-
runde deutlich erhöhen konnten,
erreichten wir auch in diesem Jahr
wieder Verbesserungen», so der
LANV. Für Arbeitnehmende, die
zum Mindestlohn eingestellt wer-
den, bedeute auch dies eine nomi-
nelle Lohnerhöhung.
LANV: «Affront in der Gastronomie»
«Nach neun Jahren Stillstand in Sa-
chen Lohnerhöhungen konnten wir
uns mit der Sektion Gastronomie un-
ter Berücksichtigung der schwieri-
gen Situation in der Branche endlich
wieder auf ein erfreuliches Ergebnis
einigen», schreibt der LANV weiter.
«Eine Mehrheit der Jahresversamm-
lung, die dem Ergebnis noch zustim-
men musste, verwarf jedoch wie be-
reits 2017 sämtliche
Verhandlungsergeb-
nisse.» Begründet
worden seien die
zehn aufeinander-
folgenden Nulllohn-
runden damit, «…
dass sie nicht mehr
gewillt sind, weiter-
hin Lohnforderungen zu erfüllen,
wenn sich nicht alle Gastronomiebe-
triebe im Land daran halten müs-
sen», wie es in der Mitteilung heisst.
Der LANV erklärt: «Die Mehrheit des
zweiten Gastro-Verbandes, der Liech-
tensteinische Hotel- und Gastrono-
mieverband, blockiert seit Jahren al-
le Anstrengungen für einen gemein-
samen allgemeinverbindlichen Ge-
samtarbeitsvertrag. Somit müssen
sich deren Mitglie-
der sowie jene Be-
triebe, die keinem
der beiden Verbän-
de angehören,
nicht an den Ge-
samtarbeitsvertrag
zwischen dem
LANV und der Sek-
tion Gastronomie der Wirtschafts-
kammer halten. Damit ist die Gastro-
Branche wie keine andere dem Lohn-
und Sozialdumping ausgesetzt.»
Feiertagszuschlag für Stundenlöhner
Weiter seien die restlichen Branchen
den LANV-Argumenten für eine Kor-
rektur des Feiertagzuschlags für
Stundenlöhner gefolgt. So hätte der
Arbeitnehmerverband diesen ent-
sprechend der zehn Feiertage, die in
Liechtenstein durchschnittlich auf
einen Wochentag fallen, auf 4 Pro-
zent erhöhen können.
Abwarten beim Vaterschaftsurlaub
«Gar kein Gehör fanden unsere Ar-
gumente für eine Erhöhung des Va-
terschaftsurlaubs», so der LANV.
«Die Sektionen der WKL haben sich
abgesprochen, zuerst die Umset-
zung der neuen EU-Richtlinie für ei-
nen zehntägigen gesetzlichen Vater-
schaftsurlaubs abzuwarten.»
«Zufriedenstellend»: Der LANV gab gestern die Ergebnisse der Lohnverhandlungen 2020 bekannt. (Symbolfoto: Nils Vollmar)
SNB kontert Kritik am Negativzins
Hochfi nanz Die Schweize-
rische Nationalbank (SNB)
führt ihre expansive Geld-
politik unverändert fort. Die
lauter gewordene Kritik am
Negativzins weist sie zurück.
Der Negativzins «feiert» Jubiläum.
Vor fünf Jahren führte ihn die SNB
ein. Seit der Aufhebung des Euro-
Mindestkurses im Januar 2015 befin-
det er sich auf dem aktuellen Niveau
von –0,75 Prozent. Und das bleibt
auch so, wie die Nationalbank anläss-
lich ihrer vierteljährlichen geldpoliti-
schen Lagebeurteilung mitteilte. Der
Franken sei nach wie vor hoch be-
wertet, hiess es. Deshalb benötige es
den Negativzins nach wie vor. Zudem
will die SNB weiterhin bei Bedarf am
Devisenmarkt intervenieren, um den
Franken zu schwächen. Insgesamt
«bleibt unsere expansive Geldpolitik
angebracht», sagte SNB-Präsident
Thomas Jordan.
Wirklich hoch bewertet?
Allerdings gab es während der letz-
ten fünf Jahre immer wieder Kritik.
Zuletzt nahmen insbesondere Ban-
kenlobbyisten die Geldpolitik ins Vi-
sier. Sie bezweifelten, dass die Nega-
tivzinsen auf dem aktuell tiefen Ni-
veau belassen werden müssten, um
die angepeilte Wirkung zu erzielen.
Manche Ökonomen meinten zudem,
der Franken sei eigentlich gar nicht
mehr besonders hoch bewertet. Jor-
dan nahm sich daher am Donnerstag
viel Zeit, um seine Argumente für
den Negativzins zu erklären. Laut
ihm hätte eine Anhebung des Zinses
nämlich weitreichende Folgen:
«Frankenanlagen würden wesent-
lich attraktiver, und wir müssten mit
einer raschen und starken Aufwer-
tung rechnen.» Bei einem Zinsschritt
auf null müsste seiner Meinung so-
gar mit einer Rezession gerechnet
werden. Die Inflation käme laut dem
SNB-Chef dann wohl weit im negati-
ven Bereich zu liegen, und die Ar-
beitslosigkeit nähme zu. Die SNB sei
sich aber bewusst, dass die tiefen
Zinsen Herausforderungen mit sich
brächten, versuchte der SNB-Präsi-
dent die Kritiker zu beruhigen «Uns
ist klar, dass die Negativzinsen gera-
de mit Blick auf die spätere Pension
viele Menschen verunsichern», sagte
er etwa. Die «Nebenwirkungen» wür-
den ernst genommen, hielt er weiter
fest. So würden zum Beispiel die
Banken nur so stark belastet wie nö-
tig. Sein Fazit aber ist klar: «Wir sind
überzeugt, dass der Nutzen des Ne-
gativzinses klar überwiegt.»
Die Hauptschuld für die tiefen Zin-
sen in vielen Volkswirtschaften tra-
gen laut Jordan im Übrigen nicht die
Notenbanken. Der Hauptgrund sei,
dass seit geraumer Zeit global mehr
gespart und verhältnismässig wenig
investiert werde. Und dies habe mit
der Demografie und geringen Pro-
duktivitätsfortschritten zu tun.
«Wird mehr gespart und weniger in-
vestiert, dann sinkt der Zins, bei
dem die Wirtschaft im Gleichge-
wicht ist», so Jordan. Dieser Ent-
wicklung könne sich die Schweiz
nicht entziehen. Die Zinsdifferenz
zu den USA und der Eurozone ist
zuletzt sogar kleiner geworden,
weil dort die Zinsen gesenkt wur-
den. Einige Ökonomen werteten es
daher am Donnerstag positiv, dass
die Währungshüter keinerlei Signa-
le für eine weitere Leitzinssenkung
gaben. (sda)
Chlorothalonil
CH-Zulassung
für Fungizid per
sofort entzogen
BERN Zu hohe Chlorothalonil-
Rückstände im Trinkwasser hat-
ten im Sommer für Schlagzeilen
gesorgt. Nun wird das Fungizid
in der Schweiz verboten. Der
Bund entzieht die Zulassung für
das Inverkehrbringen des «wahr-
scheinlich krebserregenden»
Fungizids mit sofortiger Wir-
kung. Ab dem 1. Januar 2020 dür-
fen Produkte mit diesem Wirk-
stoff nicht mehr verwendet wer-
den. Das teilte das Bundesamt
für Landwirtschaft (BLW) mit.
Die Prüfung der zusätzlichen In-
formationen durch das Bundes-
amt für Lebensmittelsicherheit
und Veterinärwesen ergab, dass
nicht ausgeschlossen werden
kann, dass gewisse Abbaupro-
dukte dieses Fungizids keine
langfristigen negativen Auswir-
kungen auf die Gesundheit ha-
ben. Das Verfahren zum Verbot
des Fungizids war im Sommer
eingeleitet worden. Chlorothalo-
nil wird in der Landwirtschaft
seit den Siebzigerjahren etwa
beim Anbau von Kartoffeln, Ge-
treide und Gemüse angewendet.
Im Jahr 2017 wurden laut BLW
insgesamt 2025 Tonnen Pestizide
eingesetzt, davon 45 Tonnen des
Wirkstoffes Chlorothalonil. (sda)
«Uns ist klar, dass die
Negativzinsen gerade
mit Blick auf die spätere
Pension viele Menschen
verunsichern.»
THOMAS JORDAN
SNB-PRÄSIDENT
«Die Gastro-Branche
ist wie keine andere
dem Lohn- und Sozial-
dumping ausgesetzt.»
LANV
IN DER MITTEILUNG
www.volksblatt.li
Erneuerbare Energie dank LKW-Auslandsbeteiligung
Windpark Lübbenau
erfolgreich ausgebaut
SCHAAN/LÜBBENAU Die Liechtenstei-
nischen Kraftwerke (LKW) haben als
Aktionärin der Repartner Produk-
tions AG den Windpark in Lübbenau
(Deutschland) um eine Windturbine
erweitert, wie es in einer Mitteilung
heisst. Diese verfüge über eine Leis-
tung von 3,45 Megawatt und sei An-
fang Dezember planmässig ans Netz
gegangen. «Die neue Windturbine
produziert im Jahr voraussichtlich
rund 10,7 Gigawattstunden Strom.
Mit dieser Strommenge können 1000
Elektroautos über je 50 000 Kilome-
ter weit fahren», schreiben die LKW.
«Die Investitionskosten für die neue
Windturbine mit einer Nabenhöhe
von 132 Metern belaufen sich auf 6,8
Millionen Euro.» Der Windpark Lüb-
benau war 2010 mit acht Windturbi-
nen in Betrieb genommen worden.
Mit der jetzt erfolgten Erweiterung
hätte die jährliche Gesamtproduk-
tion des Windparks um rund ein
Drittel auf insgesamt 42 Gigawatt-
stunden erhöht werden können, so
die LKW.
Erneuerbare Energie für Partner
Bauherrin der neuen Anlage sei die
Repartner Wind GmbH, die eine
100-prozentige Tochtergesellschaft
der Repartner Produktions AG ist.
Die LKW halten 10 Prozent an der
Repartner Produktions AG, die ih-
ren Aktionären Zugang zu diversifi-
zierter, erneuerbarer Stromproduk-
tion bietet. Gerald Marxer, Vorsit-
zender der Geschäftsleitung der
LKW: «Wir freuen uns, mit der Inbe-
triebnahme der neuen Windturbine
unsere Eigenproduktion mit erneu-
erbarer Energie zu erhöhen. Unser
Anteil der Produktion des Wind-
parks entspricht etwa einem Drittel
der Jahresproduktion des Kraft-
werks Lawena.» (red/pd)
Die neue Windturbine. (Foto: ZVG)