SAMSTAG
7. DEZEMBER
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Manifest des Frauenstreiktags – Forderung 6: «Lohngleichheit»
Sabine
und Rafael kennen sich
seit Kindergartentagen. Frü-
her hatten sie den gleichen
Freundeskreis, waren immer
gemeinsam unterwegs. Nach der
Matura entscheiden sich die beiden,
gemeinsam Betriebswirtschaftsleh-
re an einer Schweizer Universität zu
studieren. Nach Abschluss der Aus-
bildung gehen sie getrennte Wege.
Sabine findet einen tollen Job in ei-
nem renommierten Unternehmen
in Vaduz und Rafael macht zu-
nächst eine Weltreise. Die beiden
verlieren sich aus den Augen. Zum
15-jährigen Klassentreffen sehen
sich Sabine und Rafael wieder, sie
sind überglücklich und haben sich
viel zu erzählen. Sie stellen fest,
dass sie etwa den gleichen Weg ge-
gangen sind. Beide haben Familie
und Kinder und sind in der Finanz-
branche tätig. Sabine muss zweimal
schlucken, als sie von Rafael er-
fährt, was er im Monat verdient, ob-
wohl beide einer ähnlichen Tätig-
keit nachgehen. Rafael bekommt je-
den Monat sage und schreibe 1500
Franken mehr als Sabine! Zwei
Funktionen mit fast gleichen Tätig-
keiten, Anforderungen und Verant-
wortungsgrad, allerdings mit einem
Unterschied: Frau und Mann.
Seit 1992 ist das Prinzip der Gleich-
stellung von Mann und Frau in Art.
31 Abs. 2 der liechtensteinischen
Verfassung verankert. Frauen und
Männer haben gemäss Gleichstel-
lungsgesetz sowie §1173 Art. 9 des
ABGB das Recht auf gleichen Lohn
für gleiche oder gleichwertige Ar-
beit. In der Praxis sieht es aber an-
ders aus: In Liechtenstein verdie-
nen Frauen 15,2 Prozent weniger
wie ihre männlichen Kollegen. Zur
Veranschaulichung: Frauen müssen
bis zum 25. Februar des darauffol-
genden Jahres arbeiten, um gleich
viel zu verdienen wie Männer bis
zum 31. Dezember. 42 Prozent des
Lohnunterschieds von aktuell
15,2 Prozent sind unerklärbar und
deshalb diskriminierend. Sie kön-
nen nicht auf strukturelle Faktoren
wie Bildungsniveau, Alter, Berufser-
fahrung etc. zurückgeführt werden.
Besonders hoch ist der geschlechts-
spezifische Lohnunterschied in den
Dienstleistungsberufen mit rund 30
Prozent.
Armutsrisiko im Pensionsalter
ist bei Frauen deutlich höher
Die Lohnlücke vergrössert sich im
Laufe des Erwerbslebens. Der finan-
zielle Verlust einer erwerbstätigen
Frau kann über ihr ganzes Arbeits-
leben betrachtet auf eine halbe Mil-
lion Franken anwachsen. Entspre-
chend ist das Armutsrisiko bei den
Frauen im Pensionsalter viel höher.
Dies, obwohl die Frauen bei den Bil-
dungsabschlüssen die Männer
längst überholt haben.
Die Lohnungleichheit ist ungerecht,
ineffizient und muss systematisch
beseitigt werden. Die Arbeit der
Frauen ist nicht weniger wert als die
der Männer! Frauen müssen für glei-
che Arbeit den gleichen Lohn erhal-
ten wie Männer. Seit 2018 verbietet
Island als erstes Land der Welt ge-
schlechterbasierte Lohndiskriminie-
rung gesetzlich. Und genau in die-
sem Land ist die Lohnlücke zwischen
Frauen und Männern am kleinsten.
Fortsetzung folgt – wir bleiben
dran!
Aktionskomitee Frauenstreiktag
Mit dieser Beitragsreihe möchte das Aktionskomi-
tee Frauenstreiktag das Manifest mit sieben For-
derungen zur Gleichstellung in den Vordergrund
rücken. Die Autorinnen erhalten Raum, ihre Mei-
nung zu äussern.
(Foto: Streikkomitee)
Serie des Aktionskomitees Frauenstreiktag
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Aktion «2 x Weihnachten»
Gemeinsam
verpacken wir Glück
VADUZ Vom 24. Dezember 2019 bis 11
Januar 2020 führt das Liechtensteini-
sche Rote Kreuz (LRK) zusammen
mit der Liechtensteinischen Post AG
auch dieses Jahr die Aktion «2 x
Weihnachten» durch. Legen Sie bitte
ausschliesslich lang haltbare Lebens-
mittel sowie Hygiene- und Toiletten-
artikel, Schulmaterial, Schreibwaren
und neue Kinderschuhe in Ihr Paket.
Geben Sie Ihr Paket vom 24. Dezem-
ber 2019 bis 11. Januar 2020 kostenlos
am Schalter einer Postfiliale der
Liechtensteinischen Post AG oder bei
einem Postpartner in Liechtenstein
auf. Sie erhalten dort auch vorge-
druckte Adressetiketten für die Akti-
on «2 x Weihnachten». Die Waren
werden in der Schweiz direkt an be-
dürftige Menschen und an soziale In-
stitutionen verteilt, die sich sehr dar-
über freuen. Weitere Informationen
erhalten Sie in allen liechtensteini-
schen Postfilialen, unter www.lrk.li
oder unter www.2xweihnachten.ch.
Das Liechtensteinische Rote Kreuz
und die Liechtensteinische Post AG
bedanken sich im Voraus für Ihre So-
lidarität und wünschen allen Spende-
rinnen und Spendern frohe Festtage
und ein gutes neues Jahr. (pr)
Aus der Region
Uni St. Gallen
wächst weiter –
8872 Studierende
ST. GALLEN An der Uni St. Gallen (HSG)
sind im laufenden Semester 8872 Stu-
dierende eingeschrieben, rund 200
mehr als noch vor einem Jahr. Ein
Viertel der Studierenden kommen
aus dem Ausland. Der Frauenanteil
beträgt 35 Prozent. Insgesamt sind
Studierende aus 83 Staaten an der
HSG eingeschrieben, wie es in einer
Mitteilung vom Freitag heisst. Die
grösste Gruppe bilden die Deutschen
mit knapp 1500 Personen. Studieren-
de aus Österreich, Italien, Frank-
reich, China und den USA bilden
ebenfalls grössere Gruppen. Die Aus-
länderquote an der HSG ist gesetzlich
auf 25 Prozent beschränkt. (sda)
Sicherheitspolitische Spannungen
im Fokus des OSZE-Ministerrats
Austausch In Bratislava
stand am Donnerstag und
Freitag der 26. Ministerrat
der Organisation für Sicher-
heit und Zusammenarbeit
in Europa (OSZE) auf dem
Programm.
Die
liechtensteinische Dele-
gation wurde von Botschaf-
ter Martin Frick, Leiter
des Amts für Auswärtige
Angelegenheiten, angeführt, der Aus-
senministerin Katrin Eggenberger
aufgrund der Landtagssitzung ver-
trat. Wie das Ministerium für Äus-
seres, Justiz und Kultur am Freitag
weiter mitteilte, prägten die wach-
senden sicherheitspolitischen He-
rausforderungen und Spannungen
zwischen den 57 Teilnehmerstaaten
das diesjährige Haupttreffen der
OSZE-Minister. Im Mittelpunkt sei
erneut der Konflikt in der Ukraine
gestanden.
Humanitäre Aspekte betont
In seiner Rede habe Amtsleiter Mar-
tin Frick die liechtensteinische Pers-
pektive zu den aktuellen sicherheits-
politischen Fragen in der OSZE dar-
gelegt. «Besonders betonte er dabei
die humanitären Aspekte und die
Notwendigkeit, die Lage der Zivilbe-
völkerung im Zusammenhang mit
den andauernden Konflikten zu be-
rücksichtigen», wie es in der Mittei-
lung heisst.
Vor dem Hintergrund des 300-Jahr-
Jubiläums ging Amtsleiter Frick den
Angaben zufolge auf die Frage ein,
was Grundlage für die Gestaltung
der Souveränität Liechtensteins ist.
Dazu gehöre neben der Stabilität des
politischen Systems und den engen
und freundschaftlichen Beziehun-
gen zu den Nachbarn die bewusste
Einbindung in Europäische und glo-
bale Institutionen. Der OSZE bzw.
der Konferenz für Sicherheit und Zu-
sammenarbeit in Europa (KSZE) als
ihrer Vorgängerin sei dabei eine be-
sondere Rolle zugekommen; Liech-
tenstein gehörte 1975 zu den Grün-
dungsmitgliedern der KSZE.
Vorsitz geht an Albanien über
Mit ihrem umfassenden Sicherheits-
konzept sei die OSZE prädestiniert,
einen wesentlichen Beitrag zu einem
effektiven Multilateralismus zu leis-
ten, für den sich Liechtenstein ein-
setze. Die Organisation leiste einen
wertvollen Beitrag zu den Arbeiten
im Rahmen der «Liechtenstein-Initi-
ative» zur Rolle des Finanzsektors
bei der Bekämpfung von moderner
Sklaverei und Menschenhandel. Bis
Ende des Jahres wird die Slowakei
den OSZE-Vorsitz innehaben. Dieser
wird dann im Jahr 2020 von Albani-
en übernommen. (red/ikr)
Auf einen Blick: Die Teilnehmer beim OSZE-Ministerrat in Bratislava. (Fotos: IKR)
Martin Frick, Leiter Amt für Auswärtige Angelegenheiten, bei seiner Rede.
Am Donnerstag
Drei Selbstunfälle,
zwei Mal Fahrerfl ucht
NENDELN/TRIESEN/VADUZ Diverse
Sachschäden und eine verletzte Per-
son: So lautet die Bilanz von drei
Verkehrsunfällen, zu denen die Lan-
despolizei am Donnerstag ausrü-
cken musste. Wie es in der Mittei-
lung vom Freitag heisst, war in Nen-
deln um etwa 9 Uhr ein Sattelschlep-
perfahrer auf der Bahngasse in nörd-
liche Richtung unterwegs. Als er
links in die Rheinstrasse einbog, um
anschliessend in Richtung Eschen
zu fahren, beschädigte das Fahrzeug
das linksseitige Lichtsignal samt
Lampenschirmen und den rechtssei-
tigen Schrankenbaum. Ohne den Ge-
schädigten oder die Landespolizei
zu verständigen, habe der unbe-
kannte Fahrer die Unfallstelle mit
seinem Fahrzeug verlassen. Am
Nachmittag, um etwa 15 Uhr, war in
Triesen eine Frau mit ihrem Auto
auf der Landstrasse in südliche Rich-
tung unterwegs. «Aufgrund eines
Staus musste sie anhalten und war-
ten. Da ihr dies zu lange dauerte, be-
schloss sie, zu wenden. Dabei über-
sah sie eine Mittelinsel sowie den
darauf befindlichen Inselschutz-
pfosten und kollidierte mit diesem.
Ohne sich um die Schadensregelung
zu kümmern, verliess sie die Unfall-
stelle», wie die Landespolizei infor-
miert. Schliesslich war in Vaduz um
circa 16 Uhr ein jugendlicher Fahr-
radfahrer auf dem südlichen Trot-
toir der Nebenstrasse «Altenbach»
bergwärts unterwegs. Als er dieses
verlassen wollte, sei er in den vor
ihm stehenden Eisengusspfosten ge-
fahren und zu Sturz gekommen. «Er
verletzte sich am linken Oberarm
und musste mit dem Rettungsdienst
ins Spital gebracht werden», heisst
es in der Medienmitteilung der Lan-
despolizei abschliessend. (red/lpfl)