Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2019)

SAMSTAG 
7. DEZEMBER 
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Manifest des Frauenstreiktags – Forderung 6: «Lohngleichheit» 
Sabine 
und Rafael kennen sich 
seit Kindergartentagen. Frü- 
her hatten sie den gleichen 
Freundeskreis, waren immer 
gemeinsam unterwegs. Nach der 
Matura entscheiden sich die beiden, 
gemeinsam Betriebswirtschaftsleh- 
re an einer Schweizer Universität zu 
studieren. Nach Abschluss der Aus- 
bildung gehen sie getrennte Wege. 
Sabine findet einen tollen Job in ei- 
nem renommierten Unternehmen 
in Vaduz und Rafael macht zu- 
nächst eine Weltreise. Die beiden 
verlieren sich aus den Augen. Zum 
15-jährigen Klassentreffen sehen 
sich Sabine und Rafael wieder, sie 
sind überglücklich und haben sich 
viel zu erzählen. Sie stellen fest, 
dass sie etwa den gleichen Weg ge- 
gangen sind. Beide haben Familie 
und Kinder und sind in der Finanz- 
branche tätig. Sabine muss zweimal 
schlucken, als sie von Rafael er- 
fährt, was er im Monat verdient, ob- 
wohl beide einer ähnlichen Tätig- 
keit nachgehen. Rafael bekommt je- 
den Monat sage und schreibe 1500 
Franken mehr als Sabine! Zwei 
Funktionen mit fast gleichen Tätig- 
keiten, Anforderungen und Verant- 
wortungsgrad, allerdings mit einem 
Unterschied: Frau und Mann. 
Seit 1992 ist das Prinzip der Gleich- 
stellung von Mann und Frau in Art. 
31 Abs. 2 der liechtensteinischen 
Verfassung verankert. Frauen und 
Männer haben gemäss Gleichstel- 
lungsgesetz sowie §1173 Art. 9 des 
ABGB das Recht auf gleichen Lohn 
für gleiche oder gleichwertige Ar- 
beit. In der Praxis sieht es aber an- 
ders aus: In Liechtenstein verdie- 
nen Frauen 15,2 Prozent weniger 
wie ihre männlichen Kollegen. Zur 
Veranschaulichung: Frauen müssen 
bis zum 25. Februar des darauffol- 
genden Jahres arbeiten, um gleich 
viel zu verdienen wie Männer bis 
zum 31. Dezember. 42 Prozent des 
Lohnunterschieds von aktuell 
15,2 Prozent sind unerklärbar und 
deshalb diskriminierend. Sie kön- 
nen nicht auf strukturelle Faktoren 
wie Bildungsniveau, Alter, Berufser- 
fahrung etc. zurückgeführt werden. 
Besonders hoch ist der geschlechts- 
spezifische Lohnunterschied in den 
Dienstleistungsberufen mit rund 30 
Prozent. 
Armutsrisiko im Pensionsalter 
ist bei Frauen deutlich höher 
Die Lohnlücke vergrössert sich im 
Laufe des Erwerbslebens. Der finan- 
zielle Verlust einer erwerbstätigen 
Frau kann über ihr ganzes Arbeits- 
leben betrachtet auf eine halbe Mil- 
lion Franken anwachsen. Entspre- 
chend ist das Armutsrisiko bei den 
Frauen im Pensionsalter viel höher. 
Dies, obwohl die Frauen bei den Bil- 
dungsabschlüssen die Männer 
längst überholt haben. 
Die Lohnungleichheit ist ungerecht, 
ineffizient und muss systematisch 
beseitigt werden. Die Arbeit der 
Frauen ist nicht weniger wert als die 
der Männer! Frauen müssen für glei- 
che Arbeit den gleichen Lohn erhal- 
ten wie Männer. Seit 2018 verbietet 
Island als erstes Land der Welt ge- 
schlechterbasierte Lohndiskriminie- 
rung gesetzlich. Und genau in die- 
sem Land ist die Lohnlücke zwischen 
Frauen und Männern am kleinsten. 
Fortsetzung folgt – wir bleiben 
dran! 
Aktionskomitee Frauenstreiktag 
Mit dieser Beitragsreihe möchte das Aktionskomi- 
tee Frauenstreiktag das Manifest mit sieben For- 
derungen zur Gleichstellung in den Vordergrund 
rücken. Die Autorinnen erhalten Raum, ihre Mei- 
nung zu äussern. 
  (Foto: Streikkomitee) 
Serie des Aktionskomitees Frauenstreiktag 
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Aktion «2 x Weihnachten» 
Gemeinsam 
verpacken wir Glück 
VADUZ Vom 24. Dezember 2019 bis 11 
Januar 2020 führt das Liechtensteini- 
sche Rote Kreuz (LRK) zusammen 
mit der Liechtensteinischen Post AG 
auch dieses Jahr die Aktion «2 x 
Weihnachten» durch. Legen Sie bitte 
ausschliesslich lang haltbare Lebens- 
mittel sowie Hygiene- und Toiletten- 
artikel, Schulmaterial, Schreibwaren 
und neue Kinderschuhe in Ihr Paket. 
Geben Sie Ihr Paket vom 24. Dezem- 
ber 2019 bis 11. Januar 2020 kostenlos 
am Schalter einer Postfiliale der 
Liechtensteinischen Post AG oder bei 
einem Postpartner in Liechtenstein 
auf. Sie erhalten dort auch vorge- 
druckte Adressetiketten für die Akti- 
on «2 x Weihnachten». Die Waren 
werden in der Schweiz direkt an be- 
dürftige Menschen und an soziale In- 
stitutionen verteilt, die sich sehr dar- 
über freuen. Weitere Informationen 
erhalten Sie in allen liechtensteini- 
schen Postfilialen, unter www.lrk.li 
oder unter www.2xweihnachten.ch. 
Das Liechtensteinische Rote Kreuz 
und die Liechtensteinische Post AG 
bedanken sich im Voraus für Ihre So- 
lidarität und wünschen allen Spende- 
rinnen und Spendern frohe Festtage 
und ein gutes neues Jahr.   (pr) 
Aus der Region 
Uni St. Gallen 
wächst weiter – 
8872 Studierende 
ST. GALLEN An der Uni St. Gallen (HSG) 
sind im laufenden Semester 8872 Stu- 
dierende eingeschrieben, rund 200 
mehr als noch vor einem Jahr. Ein 
Viertel der Studierenden kommen 
aus dem Ausland. Der Frauenanteil 
beträgt 35 Prozent. Insgesamt sind 
Studierende aus 83 Staaten an der 
HSG eingeschrieben, wie es in einer 
Mitteilung vom Freitag heisst. Die 
grösste Gruppe bilden die Deutschen 
mit knapp 1500 Personen. Studieren- 
de aus Österreich, Italien, Frank- 
reich, China und den USA bilden 
ebenfalls grössere Gruppen. Die Aus- 
länderquote an der HSG ist gesetzlich 
auf 25 Prozent beschränkt.   (sda) 
Sicherheitspolitische Spannungen 
im Fokus des OSZE-Ministerrats 
Austausch In Bratislava 
stand am Donnerstag und 
Freitag der 26. Ministerrat 
der Organisation für Sicher- 
heit und Zusammenarbeit 
in Europa (OSZE) auf dem 
Programm. 
Die 
liechtensteinische Dele- 
gation wurde von Botschaf- 
ter Martin Frick, Leiter 
des Amts für Auswärtige 
Angelegenheiten, angeführt, der Aus- 
senministerin Katrin Eggenberger 
aufgrund der Landtagssitzung ver- 
trat. Wie das Ministerium für Äus- 
seres, Justiz und Kultur am Freitag 
weiter mitteilte, prägten die wach- 
senden sicherheitspolitischen He- 
rausforderungen und Spannungen 
zwischen den 57 Teilnehmerstaaten 
das diesjährige Haupttreffen der 
OSZE-Minister. Im Mittelpunkt sei 
erneut der Konflikt in der Ukraine 
gestanden. 
Humanitäre Aspekte betont 
In seiner Rede habe Amtsleiter Mar- 
tin Frick die liechtensteinische Pers- 
pektive zu den aktuellen sicherheits- 
politischen Fragen in der OSZE dar- 
gelegt. «Besonders betonte er dabei 
die humanitären Aspekte und die 
Notwendigkeit, die Lage der Zivilbe- 
völkerung im Zusammenhang mit 
den andauernden Konflikten zu be- 
rücksichtigen», wie es in der Mittei- 
lung heisst. 
Vor dem Hintergrund des 300-Jahr- 
Jubiläums ging Amtsleiter Frick den 
Angaben zufolge auf die Frage ein, 
was Grundlage für die Gestaltung 
der Souveränität Liechtensteins ist. 
Dazu gehöre neben der Stabilität des 
politischen Systems und den engen 
und freundschaftlichen Beziehun- 
gen zu den Nachbarn die bewusste 
Einbindung in Europäische und glo- 
bale Institutionen. Der OSZE bzw. 
der Konferenz für Sicherheit und Zu- 
sammenarbeit in Europa (KSZE) als 
ihrer Vorgängerin sei dabei eine be- 
sondere Rolle zugekommen; Liech- 
tenstein gehörte 1975 zu den Grün- 
dungsmitgliedern der KSZE. 
Vorsitz geht an Albanien über 
Mit ihrem umfassenden Sicherheits- 
konzept sei die OSZE prädestiniert, 
einen wesentlichen Beitrag zu einem 
effektiven Multilateralismus zu leis- 
ten, für den sich Liechtenstein ein- 
setze. Die Organisation leiste einen 
wertvollen Beitrag zu den Arbeiten 
im Rahmen der «Liechtenstein-Initi- 
ative» zur Rolle des Finanzsektors 
bei der Bekämpfung von moderner 
Sklaverei und Menschenhandel. Bis 
Ende des Jahres wird die Slowakei 
den OSZE-Vorsitz innehaben. Dieser 
wird dann im Jahr 2020 von Albani- 
en übernommen.   (red/ikr) 
Auf einen Blick: Die Teilnehmer beim OSZE-Ministerrat in Bratislava. (Fotos: IKR) 
Martin Frick, Leiter Amt für Auswärtige Angelegenheiten, bei seiner Rede. 
Am Donnerstag 
Drei Selbstunfälle, 
zwei Mal Fahrerfl ucht 
NENDELN/TRIESEN/VADUZ Diverse 
Sachschäden und eine verletzte Per- 
son: So lautet die Bilanz von drei 
Verkehrsunfällen, zu denen die Lan- 
despolizei am Donnerstag ausrü- 
cken musste. Wie es in der Mittei- 
lung vom Freitag heisst, war in Nen- 
deln um etwa 9 Uhr ein Sattelschlep- 
perfahrer auf der Bahngasse in nörd- 
liche Richtung unterwegs. Als er 
links in die Rheinstrasse einbog, um 
anschliessend in Richtung Eschen 
zu fahren, beschädigte das Fahrzeug 
das linksseitige Lichtsignal samt 
Lampenschirmen und den rechtssei- 
tigen Schrankenbaum. Ohne den Ge- 
schädigten oder die Landespolizei 
zu verständigen, habe der unbe- 
kannte Fahrer die Unfallstelle mit 
seinem Fahrzeug verlassen. Am 
Nachmittag, um etwa 15 Uhr, war in 
Triesen eine Frau mit ihrem Auto 
auf der Landstrasse in südliche Rich- 
tung unterwegs. «Aufgrund eines 
Staus musste sie anhalten und war- 
ten. Da ihr dies zu lange dauerte, be- 
schloss sie, zu wenden. Dabei über- 
sah sie eine Mittelinsel sowie den 
darauf befindlichen Inselschutz- 
pfosten und kollidierte mit diesem. 
Ohne sich um die Schadensregelung 
zu kümmern, verliess sie die Unfall- 
stelle», wie die Landespolizei infor- 
miert. Schliesslich war in Vaduz um 
circa 16 Uhr ein jugendlicher Fahr- 
radfahrer auf dem südlichen Trot- 
toir der Nebenstrasse «Altenbach» 
bergwärts unterwegs. Als er dieses 
verlassen wollte, sei er in den vor 
ihm stehenden Eisengusspfosten ge- 
fahren und zu Sturz gekommen. «Er 
verletzte sich am linken Oberarm 
und musste mit dem Rettungsdienst 
ins Spital gebracht werden», heisst 
es in der Medienmitteilung der Lan- 
despolizei abschliessend.   (red/lpfl)
	        

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