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Schwerpunkt Stiftung «Lebenswertes Liechtenstein»
Die beiden Gründungsstifter Prinz Max und Michèle Frey-Hilti stellten
die Stiftung «Lebenswertes Liechtenstein» vor. (Foto: Michael Zanghellini)
Prinz Max: «Es gibt viele hervorragende Ideen bei uns im Land»
Interview Wenn zwei namhafte Familien zusammenarbeiten, könnte grundsätzlich sehr viel erreicht werden. Das Ziel: Eine ganzheitliche Zukunftssicherung
Liechtensteins. Wie dies in den kommenden Jahren erreicht werden könnte, verdeutlichen die beiden Gründungsstifter Prinz Max und Michèle Frey Hilti.
VON HOLGER FRANKE
«Volksblatt»: Die Fürstliche Familie
und die Familie Hilti: Das dürfte ei-
ne recht schlagkräftige Verbindung
sein. Wie kam es dazu, dass sich bei-
de Familien im Rahmen der Stiftung
«Lebenswertes Liechtenstein» enga-
gieren möchten?
Prinz Max: Beide Familien engagie-
ren sich seit vielen Jahren unter an-
derem durch die Hilti Family Found-
ation und die LGT Venture Philanth-
ropy Foundation aktiv für die Um-
welt und den sozialen Bereich. Wäh-
rend diese Organisationen grössten-
teils Projekte und Organisationen
ausserhalb von Liechtenstein unter-
stützen, soll sich die Stiftung «Le-
benswertes Liechtenstein» auf das
Land Liechtenstein fokussieren.
Michèle Frey-Hilti: Wir leben in ei-
nem wunderschönen Land mit einer
intakten Natur, solidarischen Gesell-
schaft und florierender Wirtschaft.
Doch die gesellschaftlichen Heraus-
forderungen unserer Zeit werden an
Liechtenstein nicht einfach vorbei-
gehen. Deshalb müssen wir aktiv
werden, um das zu erhalten, was wir
so schätzen. Das haben auch viele
andere Unternehmer und Privatper-
sonen erkannt. Die von Ihnen ange-
sprochene Schlagkraft erreicht die
Stiftung vor allem durch die breite
und starke Unterstützung von denje-
nigen Unternehmern und Privatper-
sonen im Land, die sich schon als
Stifter oder als Stiftungsräte einge-
bracht haben oder sich noch ein-
bringen werden.
Wo sollen die künftigen Projekte
umgesetzt werden: Hier im Land
oder auch im Ausland?
Michèle Frey-Hilti: Der Schwer-
punkt soll auf Projekten im Inland
liegen. Hier möchten wir mit lokalen
Organisationen und Vereinen zu-
sammenarbeiten und diese bei ihrer
Arbeit unterstützen. Im Bereich Um-
welt und Klimaschutz zum Beispiel
werden auch grenzüberschreitende
Projekte nötig
sein, die sich
dennoch positiv
auf unser Land
auswirken. Denn
es gibt gewisse
Projekte wie die
Aufforstung, die
nur in grösseren
Regionen sinnvoll sind. Ausserdem
geht es uns in Liechtenstein schon
sehr gut. Ziel ist es daher, den jetzi-
gen Stand zu erhalten und auch Soli-
darität zu zeigen.
Es klingt so einfach: Zur Vision der
Stiftung gehört, soziale, ökologische
und wirtschaftliche Interessen mit-
einander zu vereinbaren. Der Blick
in die Vergangenheit zeigt aber, dass
genau hier die Krux liegt: Wirt-
schaftliche Interessen stehen oft in
Konflikt mit ökologischen. Soziale
Interessen sind oft nicht oder nur
schwer mit wirtschaftlichen Interes-
sen zu vereinbaren. In der Theorie
klingt der Stiftungsgedanke natür-
lich naheliegend, aber was macht
Sie so sicher, diese Ziele künftig
wirklich erreichen zu können?
Prinz Max: Die Vergangenheit hat
vor allem auch gezeigt, dass ein
Gleichgewicht von wirtschaftlichen,
sozialen und
ökologischen In-
teressen das Ziel
sein muss, um
eine nachhaltige
Entwicklung zu
erreichen. Die-
ses Ziel müssen
wir noch stärker
verankern, dann werden wir mit gu-
tem unternehmerischem Geschick
auch Fortschritte erzielen. Die Aus-
gangslage in Liechtenstein ist hierfür
gut, da wir bereits über eine gesunde
wirtschaftliche Basis und hohe Inno-
vationskraft verfügen und die Ab-
stimmung mit verschiedenen Inter-
essensgruppen aufgrund der Klein-
heit des Landes etwas leichter fällt.
Vor fast zehn Jahren haben die Mil-
liardäre Bill Gates und Warren Buf-
fett die philanthropische Kampag-
ne «The Giving
Pledge» gegrün-
det. Ihr Ziel ist
es, äusserst
wohlhabende
Menschen dazu
zu bewegen, den
Grossteil ihres
Vermögens der
Philanthropie zu übergeben. Einige
Milliardäre sollen sogar die Hälfte
ihres Vermögens abgetreten haben.
Im Vergleich dazu fällt die finan-
zielle Ausstattung der Stiftung «Le-
benswertes Liechtenstein» zurück-
haltend aus, oder?
Michèle Frey-Hilti: Wie bereits ein-
gangs erwähnt, sind unsere beiden
Familien neben dem Engagement in
der neuen Stiftung «Lebenswertes
Liechtenstein» schon seit langer Zeit
philanthropisch aktiv. Die Budgets
hierfür liegen jährlich jeweils im sie-
benstelligen Bereich. Dieses philan-
thropische Engagement wird auch
weiterhin, neben der Stiftung «Le-
benswertes Liechtenstein», beste-
hen bleiben. Mit dem Gründungska-
pital für die Stiftung «Lebenswertes
Liechtenstein» haben wir in einem
ersten Schritt den nötigen Betrag
eingebracht, um die Betriebskosten
der Stiftung für die nächsten fünf
Jahre zu decken
und erste Pro-
jekte zu finan-
zieren. Das
heisst, sämtliche
weiteren Mittel
von Stiftern oder
Unterstützern
werden direkt in
die Projekte fliessen. Je nach Grösse
werden wir aber für die Finanzie-
rung von Projekten weitere Mittel
benötigen. Die finanzielle Ausstat-
tung der Stiftung wird daher stark
von der Projektplanung abhängen.
Es sind zwar durchaus namhafte
Geldbeträge, die die Stiftung bewe-
gen möchte. Gemessen an den Aufga-
ben stellt sich jedoch die Frage, was
mit diesen Beträgen in der Praxis tat-
sächlich bewegt werden kann. Um
«Die Stiftung ‹Lebenswertes
Liechtenstein› soll sich auf
das Land Liechtenstein
fokussieren.»
PRINZ MAX
GRÜNDUNGSSTIFTER
«Sämtliche weiteren
Mittel von Stiftern oder
Unterstützern werden direkt
in die Projekte fl iessen.»
MICHÈLE FREY-HILTI
GRÜNDUNGSSTIFTERIN
DIE GRÜNDUNGSSTIFTER DER STIFTUNG «LEBENSWERTES LIECHTENSTEIN»
Hilty Family Foundation
LGT Group Foundation
Anton-Martin Familienstiftung
First Advisory Group
Flora Gruner
Stiftung Fürstl.
Kommerzienrat Guido Feger
Hoval Aktiengesellschaft
Kaiser Aktiengesellschaft
Florian Marxer
Herbert Ospelt Anstalt
Toni Hilti Familien-Treuhänderschaft
VP Bank Stiftung
Zukunftsstiftung der
Liechtensteinischen Landesbank AG
Private wollen sich
noch stärker für das
Gemeinwohl einsetzen
Engagement Verschiedene
Liechtensteiner Unternehmer
und Privatpersonen haben
gemeinsam die Stiftung
«Lebenswertes Liechtenstein»
ins Leben gerufen. Mit der
Stiftung möchten die Gründer
einen Beitrag zu einer ganz-
heitlichen Zukunftssicherung
Liechtensteins leisten.
VON HOLGER FRANKE
«Es
war immer eine
grosse Stärke in
Liechtenstein, dass
sich Menschen für
das Gemeinwohl eingesetzt haben»,
machte Prinz Max als einer der
Gründungsstifter gestern deutlich.
Ziel der Stiftung «Lebenswertes
Liechtenstein» ist es, die weitere Ent-
wicklung Liechtensteins zu fördern
– sowohl in sozialer, ökologischer
als auch wirtschaftlicher Hinsicht.
«Liechtenstein bietet uns Bewoh-
nern einen hohen Lebensstandard,
Sicherheit und eine weitgehend in-
takte Umwelt. Das ist in der heutigen
Zeit nicht selbstverständlich», sagte
Prinz Max. Denn global betrachtet,
sehe sich unsere Gesellschaft mit
vielen Herausforderungen wie dem
Klimawandel und sozialen Unruhen
konfrontiert. «Diese werden sich
auch auf unser Land auswirken. Un-
sere Vision ist es deshalb, Liechten-
stein wie wir es kennen und schät-
zen, für die nächsten Generationen
zu erhalten», sagte Prinz Max.
Breite Trägerschaft im Land
Um ihre Ziele zu erreichen, möchte
die Stiftung «Lebenswertes Liechten-
stein» in ihrem Wirkungsbereich Pro-
jekte gemeinsam mit bestehenden lo-
kalen Organisati-
onen, der Privat-
wirtschaft und
der öffentlichen
Hand realisie-
ren. Denn ge-
messen an der
Grösse des Lan-
des gibt es in
Liechtenstein sehr viele Akteure, die
sich für eine nachhaltige Entwick-
lung einsetzen, wie die Initianten
während der intensiven Vorberei-
tungsphase erkannt haben. Doch oft
fehlt die nötige Finanzierung, das
Know-how oder das Netzwerk, um die
Projekte voranzutreiben. Zudem kon-
zentrieren sich die Organisationen
meist auf ein Thema oder ausschliess-
lich auf eine Projektphase. Die Stif-
tung «Lebenswertes Liechtenstein»
will deshalb themenübergreifende
Initiativen strategisch und langfristig
vorantreiben. Sie wird Projekte för-
dern, begleiten, eigenständig oder in
Kooperation mit Dritten umsetzen
und ideell, finanziell sowie personell
unterstützen. Die Projekte sollen so-
wohl im Inland wie auch grenzüber-
schreitend wirken. Der Fokus der
Stiftung «Lebenswertes Liechten-
stein» wird insbesondere auf den
Themen Mobilität, Energie und Res-
sourcen, Ernährung und Landwirt-
schaft sowie sozialer Zusammenhalt
liegen. «Die Herausforderungen un-
serer Gesellschaft wie der Klimawan-
del, der hohe Verbrauch an natürli-
chen Ressourcen
oder die schlei-
chende Erosion
des sozialen Zu-
sammenhalts
werden nicht an
der Grenze zu
Liechtenstein
halt machen»,
sagte Michèle Frey-Hilti, Geschäfts-
führerin der Hilti Family Foundation
und eine der Gründungsstifterinnen.
Die Stiftung
«Lebenswertes
Liechten-
stein» soll noch im laufenden Jahr ge-
gründet werden. Dank einer grossen
Zahl von Gründungsstiftern, die das
Projekt grosszügig finanziell wie
auch ideell unterstützen, wird die
Stiftung in Liechtenstein breit veran-
kert sein. Der Stiftungsrat wird sich
aus Prinz Max von und zu Liechten-
stein (Vorsitz), Michèle Frey-Hilti
(Stv. Vorsitzende), Werner Bach-
mann, Fabian Frick, Markus Kaiser,
Johannes Matt und Katja Rosenplän-
ter-Marxer zusammensetzen.
«Die Herausforderungen
werden nicht an der
Grenze zu Liechtenstein
halt machen.»
MICHÈLE FREY-HILTI GRÜNDUNGSSTIFTERIN