Olympia
Federer bestätigt
Olympia-Teilnahme
TOKIO Roger Federer gab anlässlich
eines Show-Match in Tokio bekannt,
bei den Olympischen Spielen im
kommenden Sommer in der japani-
schen Hauptstadt an den Start gehen
zu wollen. Er habe mit seinem Team
über Wochen, sogar Monate hinweg
darüber diskutiert, was er im Som-
mer 2020 nach Wimbledon und vor
den US Open tun soll. «Am Ende des
Tages hat mein Herz entschieden, an
den Olympischen Spielen teilzuneh-
men», sagte der 38-jährige Basler.
Für Federer, der wegen fehlender
Einsätze im Davis Cup auf eine Wild-
card fürs olympische Turnier ange-
wiesen ist, wird es die fünfte Teil-
nahme an Olympischen Spielen. Die
Sommerspiele 2016 in Rio de Janeiro
hatte der 20-fache Grand-Slam-Sie-
ger wegen einer Operation seines
Knies verpasst. Bei seinem Debüt im
Jahr 2000 in Sydney traf Federer sei-
ne heutige Frau Mirka und wurde als
19-Jähriger Vierter im Einzel, 2004
und 2008 trug er die Schweizer Fah-
ne bei der Eröffnungsfeier. 2008 ge-
wann er zudem im Doppel Gold mit
Stan Wawrinka und 2012 Silber im
Einzel. (sda)
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16. OKTOBER 2019
Die japanische Rugby-Blüte
in den Tagen der Taifun-Tragödie
Rugby Japan hat sich im
Rugby einen Platz am Tisch
der Grossen erkämpft und
steht erstmals im WM-Viertel-
finale. Trotz des Heimvorteils
ist dieser Aufstieg einmalig
und unerwartet.
VON MARCEL HAUCK (KEYSTONE-SDA)
Eine
halbe Stunde nach dem
entscheidenden Sieg gegen
Schottland hat kaum einer
der über 67 000 Fans das
Yokohama International Stadium
verlassen. Aus den Lautsprechern
dröhnt der J-Pop-Hit «Rising Sun».
Die Spieler verbeugen sich, ganz
der japanischen Tradition entspre-
chend, auf allen Seiten der Arena
vor dem Publikum. Die «Brave Blos-
soms» (tapfere Kirschblüten) haben
mit der ursprünglichen Randsport-
art Rugby Millionen Fans erobert
– umso mehr, als Japan nur einen
Tag nach dem verheerenden Taifun
Hagibis mit mindestens 37 Todesop-
fern eine gute Nachricht brauchen
konnte.
«Heute ging es nicht ums Können»,
erklärte Japans Coach Jamie Joseph
nach dem Sieg. «Es ging um Emotio-
nen und Einsatz. Jeder gab 150 Pro-
zent. Wir wollten für all die Leute
spielen, die Angehörige oder ihr
Haus verloren haben.» Josephs emoti-
onaler Ausbruch in allen Ehren, aber
ohne die riesigen spielerischen Fort-
schritte der japanischen Spieler hät-
ten alle Emotionen nichts genützt.
Diese Fortschritte gleichen aus zwei
Gründen einem kleinen Wunder:
wegen der festgefahrenen Hierarchi-
en im Welt-Rugby mit riesigen Unter-
schieden zwischen den einzelnen
Teams. Und wegen der japanischen
Gesellschaft. Japan hat zwar an je-
der der bislang neun Weltmeister-
schaften teilgenommen. Dies liegt
jedoch an der Schwäche der Konkur-
renz in Asien.
WM-Vergabe als Initialzündung
Bei der WM 1995 in Südafrika gab es
gegen Neuseeland ein 17:145, 2007 in
Frankreich gegen Australien ein
3:91. Dennoch vergab der internatio-
nale Rugby-Verband im Juli 2009 die
WM 2019 an Japan. Erstmals sollten
sie in einem Land ausserhalb des
Kerngebiets, der sogenannten Tier-
1-Nationen, stattfinden. Der Ent-
scheid erweist sich als voller Erfolg.
Bereits vor vier Jahren schlug Japan
mit Südafrika sensationell erstmals
einen Tier-1-Gegner, schied aber
trotz dreier Siege in vier Vorrunden-
spielen als Gruppendritter aus. Der
Erfolg löste dennoch eine eigentliche
Euphorie aus. Natürlich brauchte Ja-
pan auf dem Weg in die Spitzengrup-
pe aber viel fremde Hilfe.
Acht der 15 Spieler in der Startfor-
mation beim Sieg am Sonntag gegen
Schottland sind im Ausland geboren
(drei in Neuseeland, zwei in Südafri-
ka, je einer in Samoa, Australien
und Südkorea). Das ist bemerkens-
wert, denn Japan ist im Gegensatz zu
den USA oder der Schweiz alles an-
dere als ein Land der Einwanderer
und Secondos. Über 98 Prozent sind
ethnische Japaner, kein anderes mo-
dernes Industrieland hat eine derart
homogene Bevölkerungsstruktur.
Vor allem in konservativen Kreisen
herrscht auch eine latente Fremden-
feindlichkeit, nicht zuletzt Anders-
farbigen gegenüber. Dabei wäre das
Land aufgrund der extrem hohen
Lebenserwartung und der tiefen Ge-
burtenrate dringend auf Einwande-
rung angewiesen.
Der Sport verändert Japan
Für einmal scheint aber der Sport
tatsächlich in der Lage, die Welt –
oder zumindest Japan – zu verän-
dern. Den Preis für den besten Spie-
ler der Partie vom Sonntag, Kenki
Fukuoka, überreichte der Tennisstar
Naomi Osaka. Auch die Tochter einer
Japanerin und eines Haitianers, de-
ren Haut dunkler ist als die des
Durchschnitts-Japaners, musste sich
die Herzen der breiten Öffentlichkeit
erst erobern. Doch bei der jüngeren
Generation sind Mischehen und Ein-
wanderer kein Tabu mehr. Auch die
«Brave Blossoms» begeistern trotz
des fremden Backgrounds mittler-
weile die breite Masse. Ein Muster-
Beispiel ist der letzte Woche 31-jäh-
rig gewordene Kapitän Michael
Leitch. Der in Neuseeland geborene
Rückraumspieler reiste im Alter von
15 Jahren für ein High-School-Jahr
nach Sapporo – und war von der
neuen Kultur so fasziniert, dass er in
Tokio studierte und danach in Japan
blieb. Oder Coach Jamie Joseph. Der
Maori aus Neuseeland spielte zu-
nächst 20 Länderspiele für die «All
Blacks», ehe er 1995 nach Fukuoka
übersiedelte und am Ende seiner
Spielerkarriere auch noch neunmal
für Japan auflief.
Dazu muss man wissen, dass es im
Rugby im Gegensatz zu den meisten
anderen Sportarten keinen Pass des
Landes braucht, das man repräsen-
tieren will. Drei Jahre da gelebt zu
haben, reicht schon. Diese laxe Re-
gelung gefällt naturgemäss nicht al-
len. Japan aber hat sie den Weg nach
oben geebnet, mittlerweile boomt
der Sport aber auch unter den Jun-
gen im Land selbst.
Wieder gegen die «Springboks»
Ob dieser Boom auch nach der Heim-
WM anhält, wird sich zeigen müs-
sen. Ein Problem für die Zukunft:
Gegen wen spielen die Japaner zwi-
schen den alle vier Jahre stattfinden-
den Weltmeisterschaften? Die sechs
europäischen Topteams haben das
«Six-Nations-Turnier», die vier bes-
ten Mannschaften der Süd-Halbku-
gel die «Rugby Championship». Im
Vorfeld der WM kamen die Japaner
zu hochkarätigen Testspielen gegen
Tier-1-Nationen. Eddie Jones, aktuel-
ler Nationalcoach Englands und von
2012 bis 2015 Cheftrainer der Japa-
ner, erinnert sich: «Vor der WM 2015
wollte kein Tier-1-Team gegen uns
antreten. Wir spielten gegen Rumä-
nien oder Georgien. Dass sie nun ge-
gen Neuseeland und ähnliche Kali-
ber spielen, zeigt, wie weit sie es ge-
bracht haben.»
Die unmittelbare Zukunft heisst
aber WM-Viertelfinale im Tokio Sta-
dium. Gegen das Südafrika, das den
Aufstieg Japans vor vier Jahren in
Brighton mit seiner Niederlage so
richtig lancierte. Den letzten Test
vor der WM verlor Japan am 6. Sep-
tember in Kumagaya übrigens ausge-
rechnet gegen Südafrika, 7:41. Die
«Springboks» tun allerdings gut dar-
an, am Sonntag mit mehr Wider-
stand zu rechnen. Immerhin spielen
die tapferen Blüten für eine ganze
Nation, um das Umwelt-Desaster we-
nigstens etwas vergessen zu lassen.
Die Sonne soll noch weiter steigen.
Japans Rugby-Nationalmannschaft feierte den erstmaligen Einzug ins
WM-Viertelfi nale mit den 67 000 Fans in Yokohama. (Foto: RM)
RUGBY-WM
Viertelfinale
In Oita: England – Australien Sa 9.15
In Tokio: Neuseeland – Irland Sa 12.15
In Oita: Wales – Frankreich So 9.15
In Tokio: Japan – Südafrika So 12.15
Halbfinale (in Yokohama)
ENG/AUS – NZL/IRL 26.10., 10.00
WAL/FRA –JPN/RSA 27.10., 10.00
Spiel um Platz 3 (in Tokio)
1. November, 10.00
Finale (in Yokohama)
2. November, 10.00
Olympiastadion-
Eröff nung mit Bolt
TOKIO Mit dem achtfachen Olympia-
sieger Usain Bolt als Stargast wird
am Montag Japans neues National-
stadion in Tokio eröffnet. Im 68 000
Zuschauern Platz bietenden Stadion,
am Ort des alten Olympiastadions
von 1964, finden nächstes Jahr im
Rahmen der Olympischen Spiele so-
wie der Paralympics die Eröffnungs-
und Schlussfeier, die Leichtathletik-
Wettbewerbe und einige Partien des
olympischen Fussballturniers statt.
Genaue Informationen zum Auftritt
von Usain Bolt (33) gaben die Organi-
satoren nicht bekannt. Bereits im
November soll die Arena fertigge-
stellt werden. Erster sportlicher Hö-
hepunkt wird das Finale des japani-
schen Fussball-Cups, dem Kaiser-
Cup, am Neujahrstag sein. (sda)
Nur ein Zeitfahren bei der Tour
Rad Wie schon in diesem Sommer wird der Gesamtsieg auch in der Tour de France 2020
wieder über einen starken Bergfahrer wie Titelverteidiger Egan Bernal führen. Selbst das ein-
zige Zeitfahren der 107. Ausgabe der Grande Boucle endet in der Höhe.
Die legendären Steigungen nach Al-
pe d’Huez oder zum Mont Ventoux
fehlen zwar auf dem Streckenplan,
sechs Bergankünfte und insgesamt
29 kategorisierte Anstiege, verteilt
auf 3470 Kilometer, werden den Fah-
rern während dreier Wochen jedoch
alles abverlangen.
«Es ist die härteste Strecke, die ich
in den vergangenen Jahren gesehen
habe», sagte etwa Chris Froome. Der
Brite, der nach einer längeren
Zwangspause wegen eines schweren
Trainingssturzes im nächsten Som-
mer seinen fünften Gesamtsieg bei
der Tour anstrebt, wohnte wie sein
Ineos-Teamkollege und Titelverteidi-
ger Egan Bernal und die beiden fran-
zösischen Hoffnungsträger Julian
Alaphilippe und Thibaut Pinot der
Streckenpräsentation in Paris bei.
Die Entscheidung um den Gesamt-
sieg dürfte wohl in der vorletzten
Etappe fallen, die mit einem 36 Kilo-
meter langen Einzelzeitfahren hin-
auf nach La Planche des Belles Filles
ebenfalls mit einer happigen Stei-
gung endet. Das Teilstück unweit
der Schweizer Grenze ist allerdings
die einzige Prüfung gegen die Uhr.
In der 15. Etappe zum Skiort Méribel
wird der 2304 Meter hohe Col de la
Loze und damit das Dach der Tour
2020 erreicht.
Gestartet wird das bedeutendste
Radrennen der Welt wegen der
Olympischen Sommerspiele in Tokio
schon am 27. Juni. Der Grand Départ
erfolgt, wie schon länger bekannt,
zum zweiten Mal nach 1981 in Nizza.
Dürfen sich die Sprinter zum Auf-
takt noch Chancen auf das erste
Maillot Jaune ausrechnen, rücken
am Folgetag wegen der vielen Hö-
henmeter bereits die Kletterer ins
Zentrum des Interesses.
Bis zur traditionsreichen Zielan-
kunft am 19. Juli auf der Pariser
Champs-Elysées bewegt sich der
Tour-Tross durch die Alpen, Pyrenä-
en, das Zentralmassiv, Jura und Vo-
gesen – und somit durch die fünf
wichtigen Gebirgszüge der Grande
Nation. Die Frankreich-Rundfahrt
konzentriert sich 2020 auf den süd-
lichen Teil des Landes und führt
ausschliesslich über heimischen
Boden. (sda)
Titelverteidiger Egan Bernal bei der
Präsentation der Tour 2020. (foto: RM) Der schwierige Etappenplan der Tour de France 2020. (Foto: RM)
Football
Crosby schiesst die
Packers zum Sieg
GREEN BAY Mit einem verwandelten
Field Goal aus 23 Yards bei ablaufen-
der Zeit schoss Mason Crosby die
Green Bay Packers in der NFL zum
23:22-Sieg gegen die Detroit Lions.
Für Green Bay war es der erste Sieg
gegen die Lions nach zuvor vier Nie-
derlagen am Stück und der Sprung
auf Platz 1 der NFC North. (jts)