Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2019)

Olympia 
Federer bestätigt 
Olympia-Teilnahme 
TOKIO Roger Federer gab anlässlich 
eines Show-Match in Tokio bekannt, 
bei den Olympischen Spielen im 
kommenden Sommer in der japani- 
schen Hauptstadt an den Start gehen 
zu wollen. Er habe mit seinem Team 
über Wochen, sogar Monate hinweg 
darüber diskutiert, was er im Som- 
mer 2020 nach Wimbledon und vor 
den US Open tun soll. «Am Ende des 
Tages hat mein Herz entschieden, an 
den Olympischen Spielen teilzuneh- 
men», sagte der 38-jährige Basler. 
Für Federer, der wegen fehlender 
Einsätze im Davis Cup auf eine Wild- 
card fürs olympische Turnier ange- 
wiesen ist, wird es die fünfte Teil- 
nahme an Olympischen Spielen. Die 
Sommerspiele 2016 in Rio de Janeiro 
hatte der 20-fache Grand-Slam-Sie- 
ger wegen einer Operation seines 
Knies verpasst. Bei seinem Debüt im 
Jahr 2000 in Sydney traf Federer sei- 
ne heutige Frau Mirka und wurde als 
19-Jähriger Vierter im Einzel, 2004 
und 2008 trug er die Schweizer Fah- 
ne bei der Eröffnungsfeier. 2008 ge- 
wann er zudem im Doppel Gold mit 
Stan Wawrinka und 2012 Silber im 
Einzel. (sda) 
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16. OKTOBER 2019 
Die japanische Rugby-Blüte 
in den Tagen der Taifun-Tragödie 
Rugby Japan hat sich im 
Rugby einen Platz am Tisch 
der Grossen erkämpft und 
steht erstmals im WM-Viertel- 
finale. Trotz des Heimvorteils 
ist dieser Aufstieg einmalig 
und unerwartet. 
VON MARCEL HAUCK (KEYSTONE-SDA) 
Eine 
halbe Stunde nach dem 
entscheidenden Sieg gegen 
Schottland hat kaum einer 
der über 67 000 Fans das 
Yokohama International Stadium 
verlassen. Aus den Lautsprechern 
dröhnt der J-Pop-Hit «Rising Sun». 
Die Spieler verbeugen sich, ganz 
der japanischen Tradition entspre- 
chend, auf allen Seiten der Arena 
vor dem Publikum. Die «Brave Blos- 
soms» (tapfere Kirschblüten) haben 
mit der ursprünglichen Randsport- 
art Rugby Millionen Fans erobert 
– umso mehr, als Japan nur einen 
Tag nach dem verheerenden Taifun 
Hagibis mit mindestens 37 Todesop- 
fern eine gute Nachricht brauchen 
konnte. 
«Heute ging es nicht ums Können», 
erklärte Japans Coach Jamie Joseph 
nach dem Sieg. «Es ging um Emotio- 
nen und Einsatz. Jeder gab 150 Pro- 
zent. Wir wollten für all die Leute 
spielen, die Angehörige oder ihr 
Haus verloren haben.» Josephs emoti- 
onaler Ausbruch in allen Ehren, aber 
ohne die riesigen spielerischen Fort- 
schritte der japanischen Spieler hät- 
ten alle Emotionen nichts genützt. 
Diese Fortschritte gleichen aus zwei 
Gründen einem kleinen Wunder: 
wegen der festgefahrenen Hierarchi- 
en im Welt-Rugby mit riesigen Unter- 
schieden zwischen den einzelnen 
Teams. Und wegen der japanischen 
Gesellschaft. Japan hat zwar an je- 
der der bislang neun Weltmeister- 
schaften teilgenommen. Dies liegt 
jedoch an der Schwäche der Konkur- 
renz in Asien. 
WM-Vergabe als Initialzündung 
Bei der WM 1995 in Südafrika gab es 
gegen Neuseeland ein 17:145, 2007 in 
Frankreich gegen Australien ein 
3:91. Dennoch vergab der internatio- 
nale Rugby-Verband im Juli 2009 die 
WM 2019 an Japan. Erstmals sollten 
sie in einem Land ausserhalb des 
Kerngebiets, der sogenannten Tier- 
1-Nationen, stattfinden. Der Ent- 
scheid erweist sich als voller Erfolg. 
Bereits vor vier Jahren schlug Japan 
mit Südafrika sensationell erstmals 
einen Tier-1-Gegner, schied aber 
trotz dreier Siege in vier Vorrunden- 
spielen als Gruppendritter aus. Der 
Erfolg löste dennoch eine eigentliche 
Euphorie aus. Natürlich brauchte Ja- 
pan auf dem Weg in die Spitzengrup- 
pe aber viel fremde Hilfe. 
Acht der 15 Spieler in der Startfor- 
mation beim Sieg am Sonntag gegen 
Schottland sind im Ausland geboren 
(drei in Neuseeland, zwei in Südafri- 
ka, je einer in Samoa, Australien 
und Südkorea). Das ist bemerkens- 
wert, denn Japan ist im Gegensatz zu 
den USA oder der Schweiz alles an- 
dere als ein Land der Einwanderer 
und Secondos. Über 98 Prozent sind 
ethnische Japaner, kein anderes mo- 
dernes Industrieland hat eine derart 
homogene Bevölkerungsstruktur. 
Vor allem in konservativen Kreisen 
herrscht auch eine latente Fremden- 
feindlichkeit, nicht zuletzt Anders- 
farbigen gegenüber. Dabei wäre das 
Land aufgrund der extrem hohen 
Lebenserwartung und der tiefen Ge- 
burtenrate dringend auf Einwande- 
rung angewiesen. 
Der Sport verändert Japan 
Für einmal scheint aber der Sport 
tatsächlich in der Lage, die Welt – 
oder zumindest Japan – zu verän- 
dern. Den Preis für den besten Spie- 
ler der Partie vom Sonntag, Kenki 
Fukuoka, überreichte der Tennisstar 
Naomi Osaka. Auch die Tochter einer 
Japanerin und eines Haitianers, de- 
ren Haut dunkler ist als die des 
Durchschnitts-Japaners, musste sich 
die Herzen der breiten Öffentlichkeit 
erst erobern. Doch bei der jüngeren 
Generation sind Mischehen und Ein- 
wanderer kein Tabu mehr. Auch die 
«Brave Blossoms» begeistern trotz 
des fremden Backgrounds mittler- 
weile die breite Masse. Ein Muster- 
Beispiel ist der letzte Woche 31-jäh- 
rig gewordene Kapitän Michael 
Leitch. Der in Neuseeland geborene 
Rückraumspieler reiste im Alter von 
15 Jahren für ein High-School-Jahr 
nach Sapporo – und war von der 
neuen Kultur so fasziniert, dass er in 
Tokio studierte und danach in Japan 
blieb. Oder Coach Jamie Joseph. Der 
Maori aus Neuseeland spielte zu- 
nächst 20 Länderspiele für die «All 
Blacks», ehe er 1995 nach Fukuoka 
übersiedelte und am Ende seiner 
Spielerkarriere auch noch neunmal 
für Japan auflief. 
Dazu muss man wissen, dass es im 
Rugby im Gegensatz zu den meisten 
anderen Sportarten keinen Pass des 
Landes braucht, das man repräsen- 
tieren will. Drei Jahre da gelebt zu 
haben, reicht schon. Diese laxe Re- 
gelung gefällt naturgemäss nicht al- 
len. Japan aber hat sie den Weg nach 
oben geebnet, mittlerweile boomt 
der Sport aber auch unter den Jun- 
gen im Land selbst. 
Wieder gegen die «Springboks» 
Ob dieser Boom auch nach der Heim- 
WM anhält, wird sich zeigen müs- 
sen. Ein Problem für die Zukunft: 
Gegen wen spielen die Japaner zwi- 
schen den alle vier Jahre stattfinden- 
den Weltmeisterschaften? Die sechs 
europäischen Topteams haben das 
«Six-Nations-Turnier», die vier bes- 
ten Mannschaften der Süd-Halbku- 
gel die «Rugby Championship». Im 
Vorfeld der WM kamen die Japaner 
zu hochkarätigen Testspielen gegen 
Tier-1-Nationen. Eddie Jones, aktuel- 
ler Nationalcoach Englands und von 
2012 bis 2015 Cheftrainer der Japa- 
ner, erinnert sich: «Vor der WM 2015 
wollte kein Tier-1-Team gegen uns 
antreten. Wir spielten gegen Rumä- 
nien oder Georgien. Dass sie nun ge- 
gen Neuseeland und ähnliche Kali- 
ber spielen, zeigt, wie weit sie es ge- 
bracht haben.» 
Die unmittelbare Zukunft heisst 
aber WM-Viertelfinale im Tokio Sta- 
dium. Gegen das Südafrika, das den 
Aufstieg Japans vor vier Jahren in 
Brighton mit seiner Niederlage so 
richtig lancierte. Den letzten Test 
vor der WM verlor Japan am 6. Sep- 
tember in Kumagaya übrigens ausge- 
rechnet gegen Südafrika, 7:41. Die 
«Springboks» tun allerdings gut dar- 
an, am Sonntag mit mehr Wider- 
stand zu rechnen. Immerhin spielen 
die tapferen Blüten für eine ganze 
Nation, um das Umwelt-Desaster we- 
nigstens etwas vergessen zu lassen. 
Die Sonne soll noch weiter steigen. 
Japans Rugby-Nationalmannschaft feierte den erstmaligen Einzug ins 
WM-Viertelfi nale mit den 67 000 Fans in Yokohama. (Foto: RM) 
RUGBY-WM 
Viertelfinale 
In Oita: England – Australien Sa 9.15 
In Tokio: Neuseeland – Irland Sa 12.15 
In Oita: Wales – Frankreich So 9.15 
In Tokio: Japan – Südafrika So 12.15 
Halbfinale (in Yokohama) 
ENG/AUS – NZL/IRL 26.10., 10.00 
WAL/FRA –JPN/RSA 27.10., 10.00 
Spiel um Platz 3 (in Tokio) 
1. November, 10.00 
Finale (in Yokohama) 
2. November, 10.00 
Olympiastadion- 
Eröff nung mit Bolt 
TOKIO Mit dem achtfachen Olympia- 
sieger Usain Bolt als Stargast wird 
am Montag Japans neues National- 
stadion in Tokio eröffnet. Im 68 000 
Zuschauern Platz bietenden Stadion, 
am Ort des alten Olympiastadions 
von 1964, finden nächstes Jahr im 
Rahmen der Olympischen Spiele so- 
wie der Paralympics die Eröffnungs- 
und Schlussfeier, die Leichtathletik- 
Wettbewerbe und einige Partien des 
olympischen Fussballturniers statt. 
Genaue Informationen zum Auftritt 
von Usain Bolt (33) gaben die Organi- 
satoren nicht bekannt. Bereits im 
November soll die Arena fertigge- 
stellt werden. Erster sportlicher Hö- 
hepunkt wird das Finale des japani- 
schen Fussball-Cups, dem Kaiser- 
Cup, am Neujahrstag sein. (sda) 
Nur ein Zeitfahren bei der Tour 
Rad Wie schon in diesem Sommer wird der Gesamtsieg auch in der Tour de France 2020 
wieder über einen starken Bergfahrer wie Titelverteidiger Egan Bernal führen. Selbst das ein- 
zige Zeitfahren der 107. Ausgabe der Grande Boucle endet in der Höhe. 
Die legendären Steigungen nach Al- 
pe d’Huez oder zum Mont Ventoux 
fehlen zwar auf dem Streckenplan, 
sechs Bergankünfte und insgesamt 
29 kategorisierte Anstiege, verteilt 
auf 3470 Kilometer, werden den Fah- 
rern während dreier Wochen jedoch 
alles abverlangen. 
«Es ist die härteste Strecke, die ich 
in den vergangenen Jahren gesehen 
habe», sagte etwa Chris Froome. Der 
Brite, der nach einer längeren 
Zwangspause wegen eines schweren 
Trainingssturzes im nächsten Som- 
mer seinen fünften Gesamtsieg bei 
der Tour anstrebt, wohnte wie sein 
Ineos-Teamkollege und Titelverteidi- 
ger Egan Bernal und die beiden fran- 
zösischen Hoffnungsträger Julian 
Alaphilippe und Thibaut Pinot der 
Streckenpräsentation in Paris bei. 
Die Entscheidung um den Gesamt- 
sieg dürfte wohl in der vorletzten 
Etappe fallen, die mit einem 36 Kilo- 
meter langen Einzelzeitfahren hin- 
auf nach La Planche des Belles Filles 
ebenfalls mit einer happigen Stei- 
gung endet. Das Teilstück unweit 
der Schweizer Grenze ist allerdings 
die einzige Prüfung gegen die Uhr. 
In der 15. Etappe zum Skiort Méribel 
wird der 2304 Meter hohe Col de la 
Loze und damit das Dach der Tour 
2020 erreicht. 
Gestartet wird das bedeutendste 
Radrennen der Welt wegen der 
Olympischen Sommerspiele in Tokio 
schon am 27. Juni. Der Grand Départ 
erfolgt, wie schon länger bekannt, 
zum zweiten Mal nach 1981 in Nizza. 
Dürfen sich die Sprinter zum Auf- 
takt noch Chancen auf das erste 
Maillot Jaune ausrechnen, rücken 
am Folgetag wegen der vielen Hö- 
henmeter bereits die Kletterer ins 
Zentrum des Interesses. 
Bis zur traditionsreichen Zielan- 
kunft am 19. Juli auf der Pariser 
Champs-Elysées bewegt sich der 
Tour-Tross durch die Alpen, Pyrenä- 
en, das Zentralmassiv, Jura und Vo- 
gesen – und somit durch die fünf 
wichtigen Gebirgszüge der Grande 
Nation. Die Frankreich-Rundfahrt 
konzentriert sich 2020 auf den süd- 
lichen Teil des Landes und führt 
ausschliesslich über heimischen 
 Boden. (sda) 
Titelverteidiger Egan Bernal bei der 
Präsentation der Tour 2020. (foto: RM) Der schwierige Etappenplan der Tour de France 2020. (Foto: RM) 
Football 
Crosby schiesst die 
Packers zum Sieg 
GREEN BAY Mit einem verwandelten 
Field Goal aus 23 Yards bei ablaufen- 
der Zeit schoss Mason Crosby die 
Green Bay Packers in der NFL zum 
23:22-Sieg gegen die Detroit Lions. 
Für Green Bay war es der erste Sieg 
gegen die Lions nach zuvor vier Nie- 
derlagen am Stück und der Sprung 
auf Platz 1 der NFC North. (jts)
	        

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