DONNERSTAG
10. OKTOBER 2019 | null
Öff entlicher Protest gegen Feldkircher
Tunnel und Lkw-Stau an der Grenze
Aktion Die Gegner der
geplanten Tunnelspinne in
Feldkirch geben nicht auf. Sie
hoffen auf ein Umdenken der
Landesregierung – auch, weil
Vorarlberg den Klimanot-
stand ausgerufen hat.
VON DANIELA FRITZ
Während
in der Felsenau
die ersten Vorarbeiten
beginnen, kämpfen die
Gegner des Projekts
nach wie vor gegen die geplante
Tunnelspinne in Feldkirch. Gestern
früh protestierten sie an der Tisner
Grenze zu Liechtenstein. Der Ort
war nicht zufällig gewählt: Dort
reihen sich morgens auf der Liech-
tensteinerstrasse die Lastwagen,
die über die Grenze wollen. Die Ver-
kehrssicherheit leide massiv unter
dem Lkw-Stau, kritisieren die De-
monstranten.
Tatsächlich kam es an diesem Mitt-
wochmorgen zu einigen gefährli-
chen Situationen, wenn Fussgänger
die Strasse queren wollten. Teils
überholten sich die Lastwagen auch
gegenseitig und behinderten da-
durch den Verkehr. Ein Anrainer kri-
tisiert, dass zudem häufig die Bus-
haltestelle durch die Lkw zugeparkt
sei. «Wer auf den Bus wartet, muss
erstens hoffen, dass dieser die War-
tenden sieht. Wenn er hält, müssen
die Passagiere aber auch noch durch
die Lkw durch», erzählte er. Ein wei-
terer Tisner schilderte, dass beim
Einbiegen aus Nebenstrassen wegen
der Lkw oft schlechte Sicht auf die
Liechtensteinerstrasse herrsche. Es
habe deshalb bereits Unfälle gege-
ben.
Auf der Suche nach Lösungen
Die Situation in Tisis ist laut den
Gegnern bereits seit Jahren bekannt.
Bisher ist politisch aber noch nicht
viel geschehen, um die Situation zu
entschärfen. Zwar hat sich in Vorarl-
berg mittlerweile eine Arbeitsgrup-
pe gebildet, die Lösungen für den
Lkw-Stau sucht. Dies berichtete
«Feldkirch aktuell» in der September -
ausgabe. Der Schwarze Peter wird
jedoch gerne Liechtenstein zuge-
schoben. Der Lkw-Stau habe nichts
mit dem Tunnel, sondern dem
Nachtfahrverbot in Schaanwald zu
tun, meinte Projektleiter Bernhard
Braza. Er dürfte damit bei den Liech-
tensteinern aber auf Granit beissen:
Sowohl Mauren als auch Eschen-
Nendeln halten am Fahrverbot fest
(das «Volksblatt» berichtete).
Doch auch die Gegner des Stadttun-
nels – vor Ort war auch die Liechten-
steinerin Andrea Matt von «Mobil
ohne Stadttunnel» – können einer
Ausdehnung der Fahrzeiten wenig
abgewinnen. Dadurch würde die
Zollabfertigungskapazität erhöht
und der Grenzübergang Tisis/Scha-
anwald nochmals attraktiver für den
Transitverkehr. Sie fordern, dass der
Lkw-Transit nicht durch das Wohn-
gebiet geleitet und stattdessen auf
Schiene verlagert wird.
Die Gegner befürchten zudem, dass
durch die Tunnelspinne der Lkw-
Transitverkehr noch weiter zuneh-
men wird. Daher wollen die De-
monstranten von der Vorarlberger
Politik wissen, wo Warteflächen aus-
serhalb von Feldkirch geplant sind,
damit die Lkw auf die Zollabferti-
gung warten können.
Tunnel sei nicht zukunftsfähig
Einmal mehr ging es gestern aber
vor allem um die geplante Tunnel-
spinne selbst. Dass es bei den im
Jahr 2016 mit rund 250 Millionen
Euro veranschlagten Kosten bleibt,
bezweifeln die Gegner. Sie rechnen
vielmehr mit 400 Millionen. Dies sei
mit «sparsamem, wirtschaftlichem
und zweckmässigem Handeln», zu
dem die Vorarlberger Landesregie-
rung laut Verfassung verpflichtet ist,
nicht vereinbar.
Zudem kritisieren die Gegner, dass
das Tunnelprojekt nicht zukunftsfä-
hig sei. Seit mehreren Jahrzehnten
werde an dem Projekt geplant. Heu-
te wisse man, dass eine Entlastung
durch neue Strassen nur wenige Jah-
re anhalte. «Die Tunnelspinne ist ein
Projekt aus der Vergangenheit, das
massive Auswirkungen auf die Zu-
kunft hat», heisst es seitens der Vor-
arlberger Bürgerinitiative «Statt-
Tunnel». Bisher sei nicht geprüft
worden, welche Klimaauswirkungen
der Tunnel habe – bei der Genehmi-
gung habe dies keine Rolle gespielt.
«Vorarlberg hat den Klimanotstand
ausgerufen», erinnerte Friederike
Egle, die Sprecherin der Initiative.
Sie hofft nun auf ein Umdenken bei
den Verantwortlichen.
Das dürfte aber nicht der Fall sein,
die Verantwortlichen des Projeks
Tunnelspinne planen eifrig. Mit dem
Bau des eigentlichen Tunnels soll im
Frühjahr 2020 begonnen werden,
heisst es in «Feldkirch aktuell». The-
oretisch könnten die Gegner das
Projekt noch gerichtlich verhindern.
Dass die Höchstgerichte die Bewilli-
gung der UVP-Behörde jedoch noch
kippen, halten die Projekverant-
wortlichen jedoch für «ziemlich un-
wahrscheinlich».
Eine wichtige Rolle würden dabei
die Daten spielen, die dem Verkehrs-
modell zugrundeliegen. Bisher wei-
gerte sich Vorarlberg aber, diese he-
rauszugeben. «Was haben die zu ver-
bergen?», fragt sich Andrea Matt.
Die Gegner sind überzeugt, dass der
Tunnel mehr Verkehr bringen wür-
de. Nur nachweisen lässt sich dies
ohne Daten nicht. Matt ist dennoch
zufrieden mit den bisherigen Errun-
genschaften vor Gericht: «Wir haben
bisher im Verfahren schon viel er-
reicht.» So mussten die Tunnelver-
antwortlichen beispielsweise im
Verlauf des Verfahrens weitere Zuge-
ständnisse bei Lärmschutzmassnah-
men machen.
Die Autos müssen ausgerechnet im Bereich des Zebrastreifens auf der Liechtensteinerstrasse oftmals auf die andere Strassenseite ausweichen, um am Lkw-Stau
kurz vor der Grenze vorbeizukommen. Scannen Sie das Foto mit der Xtend-App und sehen Sie sich ein Video an. (Foto: Michael Zanghellini)
Und so gehts
• «Xtend»-App herunterladen
App öffnen
• Auf die pinke Schaltfläche «AR
Scan» klicken
• Handy auf das Foto mit dem
AR-Symbol richten
• Der Inhalt startet
Im Video: Gefährliche
Überholmanöver
AR
Ein
Baby ist in der Lage, sich
für kurze Zeit intensiv zu
konzentrieren. Wissen-
schaftler haben festgestellt,
dass Kinder ein Ereignis dreimal
wahrnehmen, bevor sie das Interes-
se verlieren. Als das Fernsehen die
«Teletubbies» entwickelte, haben
sie Psychologen beauftragt, festzu-
stellen, was Kleinkinder fesselt und
wie lange man ihr Interesse halten
kann. Völlig egal, was man von «Te-
letubbies» hält, die Abläufe sind auf
eine dreimalige Wiederholung aus-
gelegt und erstaunlicherweise
spricht das Programm Kleinkinder
an. Es ist unmöglich zu definieren,
wie lang die Konzentrationszeit ei-
nes Kleinkindes sein soll. Sie ist auf
jeden Fall relativ kurz. Die Konzent-
ration beginnt, wenn das Kind in
der Lage ist, seine Hände und Fin-
ger zu kontrollieren, zu sitzen und
Aktivitäten durchzuführen.
Kinder ab 3 Jahren
Ein Kind von 3 Jahren hat in der Re-
gel eine Konzentrationsdauer von
maximal 3 Minuten. Diese steigert
sich jedes Jahr um eine Minute, das
heisst ein Kind mit vier Jahren hat 4
Minuten, ein Kind mit fünf Jahren 5
Minuten, ein Kind mit zehn Jahren
10 Minuten und ein Jugendlicher mit
16 Jahren maximal 16 Minuten. Das
sind Richtlinien, ein Mittelwert. Je-
der Mensch ist anders, hat eine indi-
viduelle Persönlichkeit und unter-
schiedliche Fähigkeiten. Wenn Ihr
Kind diese Konzentrationsdauer
nicht hat, ist es nicht schlimm. Sie
kann gesteigert und verbessert wer-
den. Die Konzentrationssteigerung
endet mit 17 Minuten. Wenn Sie in
der Lage sind, sich 17 Minuten zu
konzentrieren, brauchen Sie nur ei-
ne kleine Verschnaufpause, um sich
erneut zu konzentrieren, zum Bei-
spiel kurz aus dem Fenster schauen,
sich strecken, gähnen, einen Schluck
trinken – danach beginnt die Kon-
zentration aufs Neue. Für Kinder be-
deutet dies: einmal aufstehen, sich
drehen, mit den Händen eine Gri-
masse ziehen. Andere wesentliche
Faktoren spielen eine Rolle, etwa
Müdigkeit und/oder Stress.
Konzentration, Frustration
Ein Kind muss lernen, mit Frustrati-
on umzugehen und es kann lernen,
sich zu konzentrieren. Dies kann
durch eine Anzahl von Aktivitäten
erreicht werden. Ein Kind, das
lernt, sich zu konzentrieren und mit
Frustration umzugehen, entwickelt
gleichzeitig Durchsetzungsvermö-
gen und Ausdauer – ein wichtiger
Bestandteil der Disziplin. Spiele für
Kleinkinder wie ein Würfel mit ver-
schiedenen Lochformen, in die man
Gegenstände mit derselben Form
werfen kann, fördern die Konzent-
ration und Ausdauer. Gleichzeitig
lernt das Kind geometrische Formen
kennen. Alle Spiele, die das Kind in
dieser Art und Weise fördern, hel-
fen Konzentration und Ausdauer zu
entwickeln. Geben Sie einem klei-
nen Kind eine grosse Nadel und ei-
nen Faden und zeigen Sie, wie ein-
gefädelt wird. Diese Aktivität kann
wiederholt werden – je nach Fähig-
keit werden die Nadeln immer klei-
ner und die Fäden immer dünner.
Selbst ein Ei richtig herum in einen
Eierbecher zu stellen, ist für ein
kleines Kind eine Herausforderung.
Flüssigkeit in ein Glas zu giessen,
verlangt motorische Koordination,
räumliche Wahrnehmung sowie
Konzentration. Etwas zu öffnen wie
der Schraubverschluss eines Milch-
kartons ist für einen Erwachsenen
selbstverständlich, aber für ein
Kind eine Herausforderung. Es muss
gelernt werden und verlangt Kon-
zentration und Ausdauer. Obwohl
Videospiele von vielen Eltern ver-
pönt werden, verlangen sie einen
hohen Grad an psychomotorischen
Fähigkeiten und Ausdauer. Hier
lernt ein Kind wirklich mit Frustra-
tion umzugehen, wenn es weiter
spielen will. Alle spielerischen Akti-
vitäten sind nur von Nutzen, wenn
sie Spass machen. Das Kind muss
Ehrgeiz entwickeln, es muss spielen
WOLLEN. Es ist besser, das Spiel auf
dem Höhepunkt zu beenden, als
zum Weitermachen zu zwingen.
Später, wenn ein Kind gezwungen
wird, eine Aufgabe zu Ende zu füh-
ren, muss es mit Frustration umge-
hen können und lernt dabei Diszip-
lin. Dann wird gelobt.
Disziplin
Denken Sie daran: Sie sind ein Vor-
bild. Wenn Sie sagen: «Ich habe kei-
ne Lust zu bügeln oder den Rasen
zu mähen», sieht Ihr Kind diese Hal-
tung als akzeptabel an: «Ich mache
die Hausaufgaben morgen. Ich habe
keine Lust.» Disziplin ist nicht blin-
der Gehorsam, sondern Selbstdis-
ziplin und Selbstbeherrschung. Das
Vorbild der Eltern ist wesentlich. Es
beginnt mit Aufräumen und Sachen
ordentlich halten. Dies muss gelernt
und vorgelebt werden. Hochbegabte
Schüler, die immer hervorragende
Noten in der Schulzeit erzielten,
weil ihnen alles leicht fiel, versagen
erstaunlicherweise in ihrem Studi-
um, weil sie nie gelernt haben, dis-
zipliniert zu arbeiten.
Über «Lernen lernen»
Eltern sind primäre Erzieher und Ausbilder ihrer
Kinder. Sie wollen im Allgemeinen alles richtig
machen. In dieser Artikelreihe erhalten Eltern
Tipps und Hinweise, wie sie ihre Kinder im Lern-
prozess fördern und unterstützen können. Das
«Volksblatt» veröffentlicht Beiträge in loser Fol-
ge. Nächstes Thema: Sprachen, Fremdsprache.
«Lernen lernen», Teil 8
Konzentration
und Disziplin
TONY STOCKWELL, TRIESEN
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