Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2019)

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SAMSTAG 
28. SEPTEMBER 2019 
Landesvoranschlag 
Armes reiches 
Liechtenstein 
Was für eine Schlagzeile auf der Ti- 
telseite vom Donnerstag, den 26. 
September! «Regierung erwartet für 
Ende Jahr ein Plus von 104 Millio- 
nen Franken.» 
Leider werden die Millionen sehr 
schnell aufgebraucht sein. Das Dach 
des Landtagsgebäudes, welches ein 
wenig mehr kostet, ist nur der An- 
fang. Dann kommt ja auch noch die 
Mauer der Zufahrt zur Tiefgarage 
dazu, aber auf Die paar Tausend 
Franken kommt es ja nicht an. 
Jetzt weiss ich auch, warum das 
Geld nicht mehr reicht, um die letz- 
ten 30 Meter der Vorarlbergerstra- 
sse vor dem Zollamt zu sanieren. 
Es ist den Volksvertretern ja egal, 
ob die Strasse sowie die Mini- 
Schachtdeckel saniert sind, so hat 
man auf den 30 Meter Trottoir bei 
Regen immer eine Gratisdusche. 
Nur was machen die Eltern mit Kin- 
derwagen, Rollstuhlfahrer und Ve- 
lofahrer? Sind diese dann selber 
schuld, wenn sie bei Regen und 
Schnee da entlanggehen oder fah- 
ren? Es spielt ja keine Rolle. Schaan- 
wald ist ja so weit weg von Vaduz, 
Regierung und Landtag!? 
Nur, wie wollen unsere Volksvertre- 
ter von Regierung und Landtag ein 
neues Spital planen und berechnen, 
wenn sie nicht einmal die Kosten 
von einem Dach im Griff haben, ge- 
schweige denn, 30 Meter Strasse am 
anderen Ende des Landes?! 
Manfred Kaiser, 
Vorarlbergstrasse 200, Schaanwald 
«HalbeHalbe» 
Müllphrasen? 
In seinem Forumsbeitrag – «Volks- 
blatt» vom 25. September: «Rotkäpp- 
chen macht eine nicht repräsentati- 
ve Umfrage» – schreibt Walter Kranz, 
Mitglied des Initiativkomitees «Hal- 
beHalbe»: Es gebe keine Hinterlist, 
wofür er als Mitglied des Komitees 
geradestehen würde. Er beginnt sein 
Pamphlet mit der Ansicht, dass Kil- 
lersätze, Leerformeln, gar Müllphra- 
sen wären, die das Gespräch blo- 
ckieren und Fronten schaffen wür- 
den. Als Beispiele nennt er: «Das ha- 
ben wir immer so gemacht», «Das 
haben wir nie so gemacht», «Das ha- 
ben wir x-mal versucht, es geht bei 
uns nicht», «Es bringt sowieso 
nichts!» und «da könnte ja jeder 
kommen, oder jede, oder, «wo 
kommst du denn her?», «das wird 
keine Mehrheit finden!». 
Wenn man solche Einwendungen 
als Killersätze, ja Totschlagargu- 
mente abtut, nur weil man keinen 
Grips hat sich dagegen zu wehren, 
macht man genau das, was man ja 
verhindern will. Nämlich, einem gu- 
ten Gespräch den Durchbruch ver- 
wehren. Wie könnte ein solches 
stattfinden, wenn das Gegenüber 
bei jedem Satz, der ihm nicht passt, 
dich sofort als Killer und Totschlä- 
ger verurteilt und sich schmollend 
in seine Rotkäppchen-Anstandshüt- 
te zurückzieht. 
Was dieser Gesellschaft abhanden- 
gekommen ist, ist der Mut zur frei- 
en Rede und zur freien Meinung. 
Wir leben längst in einer Welt von 
überbordendem Gutmenschenan- 
stand, in dem jeder, der den ande- 
ren denunziert, als Wächter über 
Sitte und Moral auch noch hofiert 
wird. 
Wie wäre es mit Erwachsenheit? Je 
ausbeuterischer der Neoliberalis- 
mus ist, desto «zartfühlender» wird 
die Sprache seiner Repräsentanten, 
konstatiert Robert Pfaller in «Er- 
wachsenensprache. Über ihr Ver- 
schwinden aus Politik und Kultur»: 
Eine klarsichtige Gegenwartsanaly- 
se, in der Pfaller eine zunehmende 
Infantilisierung der Öffentlichkeit 
kritisiert. Sätze, deren Anwender 
Herr Kranz als Mörder verurteilt, 
sollten unter gebildeten Menschen 
Anregung sein, das Gespräch zu 
pflegen und seinen Windungen frei- 
en Lauf zu lassen, damit sie letzt- 
endlich frei von Verlogen und Ver- 
tuschtheit ihr Ziel der Klarheit fin- 
den. Sagt einer, «Das haben wir im- 
mer so gemacht», entgegne man: 
Darum hat es ja nie funktioniert. 
«Das haben wir x-mal versucht, das 
geht bei uns nicht» – Wenn ihr das 
versucht, dann kann es ja nicht ge- 
hen. «Wo kommst du denn her?» – 
Von da, wo man Dumme wie dich 
ins Heim steckt. Und so weiter. 
Oder man verwende ruhig Schopen- 
hauer, der die geistige Fechtkunst 
als Dialektik der Verteidigung wah- 
rer wie unwahrer Behauptungen 
sieht und meint: «Eine Grobheit be- 
siegt jedes Argument.» 
Jo Schädler, 
Eschnerstrasse 64, Bendern 
Neinsager-Parteien 
Nein, nein, nein 
und nochmals nein 
Wir Wähler von Liechtenstein müs- 
sen noch einmal über die Bücher. 
Wir müssen zurück zu den Wurzeln 
der Grossparteien, sei es Schwarz 
oder Rot. Mit diesen Neinsager-Par- 
teien, die nur Sitzungsgelder auf 
Kosten der Steuerzahler beziehen, 
muss Schluss sein. Das ganze Land 
kommt so nicht weiter. Es kann 
doch nicht sein, dass alles nur über 
Privatinvestoren geregelt und von 
denen gebaut wird. 
An die Neinsager-Politiker: Nehmt 
den Hut und bleibt zu Hause oder 
krempelt die Ärmel hoch und 
schaut, dass es vorwärts geht. 
Zu eurer Information: Thema Spitä- 
ler. Chur, St. Gallen, Grabs und Zü- 
rich haben in den vergangenen Jah- 
ren Millionen in ihre Spitäler inves- 
tiert. Und das soll nicht gut sein? 
Die Neuwahlen stehen vor der Tür. 
Ihr Neinsager-Parteien habt uns ent- 
täuscht. Nun wissen wir, was ge- 
wählt werden muss. 
Hosen runter, Ärmel hoch: Nur so 
kommt Liechtenstein weiter. 
Baut eine Glaskugel über Liechten- 
stein, dann haben wir die nächsten 
300 Jahre Stillstand unsere Uren- 
kelkinder werden dankbar sein und 
staunen was unsere Neinsager-Poli- 
tiker geschaffen haben. 
Jakob Erne, 
Schliessa 23, Triesen 
Spitalneubau 
Gedanken zu 
Pia Fricks Leserbrief 
Selbstverständlich sind Kinder von 
Liechtensteinerinnen, die im Aus- 
land geboren sind, keine schlechte- 
ren oder besseren Liechtensteiner. 
Für mich ist aber klar, dass die Fa- 
milien die Wahl haben sollten, wo 
der Nachwuchs auf die Welt kom- 
men soll. 
Ob das Führen einer Geburtenstati- 
on, auch wenn sie defizitär sein 
sollte, Nostalgie ist, muss jeder für 
sich selbst entscheiden. Ich weiss 
nur, dass im Jahre 1918 durch den 
Wunsch und mit finanzieller Hilfe 
des Fürsten Johannes II der Bau ei- 
nes Krankenhauses mit Geburten- 
abteilung angestossen wurde. Sein 
Wunsch war auch, dass die Bewoh- 
ner Liechtensteins die Möglichkeit 
hatten, im eigenen Land Heilung zu 
suchen. Nach meiner Ansicht hat 
die Bevölkerung auch heute noch 
grösstenteils diesen Wunsch. 
Davon abgesehen gehört zu einem 
souveränen Staat wie Liechtenstein, 
der finanziell keine Sorgen hat, eine 
eigene medizinischen Versorgung 
im Krankenhaus, die unabhängig 
von anderen Staaten ist. Das ist um 
so wichtiger, da wir nie sicher sein 
werden, ob der oder die ausländi- 
schen Staaten, bei denen wir die 
Dienstleistungen einkaufen, eines 
Tages aus welchen Gründen auch 
immer, die Verträge aufkündigen 
und wir ohne oder mit schlechter 
medizinischer Versorgung dastehen. 
Diese Staaten hätten aber auch die 
Möglichkeit, die Behandlungskosten 
für Ausländer, ja wir sind halt in der 
Schweiz und in Österreich auch Aus- 
länder, massiv anzuheben oder bei 
anderen Verhandlungen als Druck- 
mittel einzusetzen. 
Das kann durch den Bau eines mo- 
dernen, dem neusten Standard ent- 
sprechenden Krankenhauses mit 
Geburtenstation verhindert werden. 
Gleichzeitig würde dies dem Land 
Liechtenstein auch die Möglichkei- 
ten bieten, im Gesundheitsbereich 
neue und innovative Wege zu be- 
schreiten. 
Die negativen Argumente für den 
Standort haben mich nicht über- 
zeugt. Durch die Nähe der Auto- 
bahn sind die Krankenwagen relati- 
ve schnell im Unter- beziehungswei- 
se Oberland. Die Lärmbelästigung, 
die auch am alten Standort vorhan- 
den ist, kann man durch bauliche 
Massnahmen in den Griff bekom- 
men. Die Überflutungsgefahr bei ei- 
nem Jahrhundertwetter, die immer 
wieder erwähnt wird, ist natürlich 
möglich. Die Verstärkung der Däm- 
me am Rhein muss sowieso in na- 
her Zukunft im ganzen Lande ange- 
gangen werden. Also was spricht 
dann eigentlich noch gegen diesen 
Standort? 
Ich hoffe, dass das Volk dem Bau 
des Krankenhauses zustimmt und 
somit alle Patienten die Wahl zwi- 
schen einer Behandlung im eigenen 
Land oder im Ausland haben. 
Kurt H. Elsensohn, 
Haldenstrase 19d, Triesen 
Zu viel spricht 
dagegen – Darum 
Nein 
Nicht nur der Kanton St. Gallen, 
nein, in fast sämtlichen Kantonen 
der Schweiz werden derzeit Spital- 
betten-Überkapazitäten abgebaut. 
Die Spitallandschaft ändert sich 
derzeit sehr drastisch. In unseren 
Augen wäre ein Neubau in diesem 
sich wandelnden Umfeld fahrlässig. 
Genau jetzt ist es an der Zeit, mit 
dem Kanton St. Gallen, insbesonde- 
re dem Spital Grabs, Kooperationen 
und Koordinationen zu besprechen 
und Lösungen zu finden, in wel- 
chen nicht der gegenseitige Wettbe- 
werb im Vordergrund steht. Nach 
der verlorenen Volksabstimmung 
zum Neubau des Landesspitals 
(LLS) wurde eine Volksbefragung 
gemacht. In der Zusammenfassung 
der Umfrage von den Autoren wur- 
de Folgendes ausgeführt: «Insge- 
samt wurde also eine enge Anbin- 
dung an die Spitalregion, die Ab- 
stimmung der Leistungsangebote, 
eine Spezialisierung mit entspre- 
chend überzeugenden qualitativen 
Leistungen sowie eine Kooperation 
zwischen den Spitälern favorisiert. 
Gleichzeitig sollte das Landesspital 
ein gewisses Mass an Eigenständig- 
keit bewahren und ein definiertes 
und attraktives Leistungsangebot 
auf hohem Niveau unterhalten.» 93 
Prozent der Befragten wünschten 
eine enge Abstimmung der Aktivitä- 
ten mit den umliegenden Spitälern! 
Dem können wir beipflichten. 
Es ist höchste Zeit, die regionale 
Einbettung des LLS in Angriff zu 
nehmen.  Die Zeit ist reif!  Genau 
darum sollte man jetzt mit einem 
Neubau zuwarten. 
Die Unabhängigen (DU) 
Familienförderung 
Erhöhung 
des steuerlichen 
Kinderabzugs: 
unnötig und 
ungerecht 
Die Erhöhung des Kinderabzuges 
von heute 9000 Franken auf 12 000 
Franken schiesst am propagierten 
Ziel «Familienförderung» vorbei. 
Entlastet durch die vorgeschlagene 
Änderung des Steuergesetzes wer- 
den allein die Gut- und Besserver- 
diener. Der gesamte Mittelstand 
geht grösstenteils leer aus, dabei 
wäre Unterstützung dort am nötigs- 
ten. Schauen wir genauer hin. 
Ausgangspunkt dieser Gesetzesän- 
derung war ein Postulat der VU mit 
dem erklärten Ziel: «Es sei dringend 
angezeigt, dass Familien steuerliche 
Entlastungen erfahren. Gerade der 
untere Mittelstand und Geringver- 
diener sind – angesichts steigender 
Lebenshaltungskosten – immer stär- 
ker auf Unterstützungen angewie- 
sen. Das zeigen nicht zuletzt zuneh- 
mende Ausgaben der Wirtschaftli- 
chen Sozialhilfe. Entlastet man Fa- 
milien, fördert man Ausbil- 
dungschancen und leistet Hilfe zur 
Selbsthilfe. Denn mit guten Ausbil- 
dungen beugt man Armut am bes- 
ten vor.» 
Die Freie Liste hat die angedachte 
Erhöhung des Kinderabzuges unter 
die Lupe genommen. Die Freie Liste 
ist natürlich für Familienförderung. 
Aber sie soll jeder Familie und da- 
mit jedem Kind einigermassen aus- 
gewogen zugutekommen – gerade 
wenn man vom «unteren Mittel- 
stand und Geringverdiener» spricht 
oder Worte wie «Wirtschaftliche So- 
zialhilfe» und «Chancengleichheit 
in der Ausbildung» in den Mund 
nimmt. Denn genau dies wird mit 
einer Erhöhung des Kinderabzugs 
nicht erreicht! Die jüngste Steuer- 
statistik legt nahe, dass eine solche 
Massnahme bei rund 50 Prozent 
der Familienhaushalte überhaupt 
keinen oder fast keinen Effekt hat; 
profitieren wird aber sehr wohl je- 
ne Hälfte der Familien mit höherem 
Erwerb. 
In der Schweiz, bei der gleichgela- 
gerten Diskussion, sagte selbst Fi- 
nanzminister Maurer (SVP) jüngst: 
«Wenn wir Familien entlasten, dann 
gezielt.» Das sei beim höheren Kin- 
derabzug nicht der Fall. Und Mau- 
rer doppelte nach: «Wir dürfen 
nicht einfach solche Hüftschüsse 
unterstützen, auch wenn es vor den 
Wahlen ist.» 
Anders in Liechtenstein. Hier will 
der Finanzminister jährlich auf 
rund 2,2 Millionen Franken Steuer- 
einnahmen verzichten und zwar zu- 
gunsten von gut und sehr gut Ver- 
dienenden. Der Mittelstand soll leer 
ausgehen. Ein Schelm, wer Böses 
dabei denkt! 
Die Fraktion der Freien Liste wird 
diese unsoziale Massnahme aus 
dem Steuerpaket nicht mittragen 
und der Regierung nahelegen, den 
Kinderabzug unverändert zu belas- 
sen. Es gibt eindeutig bessere Mass- 
nahmen zur Familienförderung. 
Teilen Sie die Meinung der FL zur 
Erhöhung des Kinderabzugs, der 
nur den 50 Prozent Gutverdienen- 
den zukommen soll? Schreiben Sie 
uns auf info@freieliste.li 
Landtagsfraktion der Freien Liste 
LESERMEINUNGEN / FORUMSBEITRÄGE 
www.volksblatt.li 
Ausbildung beendet 
Neue Polizisten 
vereidigt 
VADUZ Regierungschef Adrian 
Hasler vereidigte im Beisein von In- 
nenministerin Dominique Hasler 
und Polizeichef Jules Hoch drei 
neue Polizisten. Während der Verei- 
digung im Regierungsgebäude wie- 
sen Hasler und Hasler auf den ho- 
hen Stellenwert gut ausgebildeter 
Polizisten hin. «Die Möglichkeit, die 
Aspiranten der Landespolizei ge- 
meinsam mit den Polizeikorps der 
Ostschweiz ausbilden zu können, 
garantiert professionellen Polizein- 
achwuchs: Sie sind mit dieser Aus- 
bildung bestens für diese an- 
spruchsvollen Aufgaben im Polizei- 
alltag in Liechtenstein gerüstet», 
wird die Innenministerin in der Me- 
dienmitteilung vom Freitag zitiert. 
Hoch betonte in seiner Ansprache, 
dass Sicherheit nur mit qualifizier- 
tem Personal möglich ist: «Der be- 
vorstehende Ausbau der Poli- 
zeigrundausbildung auf zwei Jahre 
belegt die steigenden Anforderun- 
gen an diesen Beruf. Nur mit top 
ausgebildeten Polizisten und Poli- 
zistinnen kann die Landespolizei 
gewährleisten, dass das Sicherheits- 
niveau in Liechtenstein auch künf- 
tig auf dem aktuell sehr hohen 
Stand bleibt.» Marc Gantenbein, Ste- 
fan Ott und Sebastian Wenaweser 
absolvierten ihre einjährige Ausbil- 
dung bei der Polizeischule Amriswil 
(Kanton Thurgau). Neben den theo- 
retischen, taktischen und hand- 
lungspraktischen Grundlagen der 
Polizeiarbeit wurde in zusätzlichen 
Spezialmodulen auch Wissen zur 
hiesigen Rechtsmaterie vermittelt. 
  (Text: red/ikr; Foto: IKR)
	        

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