Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2019)

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DONNERSTAG 
12. SEPTEMBER 2019 
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Draghi dürfte noch einmal 
die Geldschleusen öff nen 
Analyse Die Europäische Zentralbank (EZB) dürfte heute ein weiteres Kapitel in der Ge- 
schichte der lockeren Geldpolitik aufschlagen. 
Die 
Meinungen der Exper- 
ten gehen zwar weit ausei- 
nander, wie dieses genau 
aussehen wird. Einig sind 
sie sich, dass die Schweizerische Na- 
tionalbank unter Umständen rasch 
wird reagieren müssen. Mario Draghi 
gibt am Donnerstag schon fast seine 
«Abschiedsvorstellung». Die Amtszeit 
des Präsidenten der Europäischer 
Zentralbank (EZB) endet nämlich im 
Oktober. Und es ist gut möglich, dass 
die Ära Draghi mit einem Pauken- 
schlag enden wird. Die Frage lautet 
nämlich nicht, ob Draghi ein weiteres 
Kapitel in der Geschichte der locke- 
ren Geldpolitik beginnen wird. Offen 
ist laut Experten nur noch, wie dieses 
aussehen wird. Die Bandbreite der 
Erwartungen reicht von einer über- 
blickbaren Leitzinsreduktion bis hin 
zu einer Wiederaufnahme des Wert- 
papierkaufprogramms. Sogar von ei- 
ner Ausweitung des Programms auf 
europäische Aktien ist vereinzelt zu 
hören. Entsprechend der Wichtigkeit 
des Anlasses wird viel spekuliert. 
Die EZB wolle in Zukunft wieder für 
20 bis 30 Milliarden Euro pro Monat 
Staatsanleihen und vergleichbare 
Wertpapiere erwerben, hiess es auf 
der einen Seite. Wiederum andere 
wollen gehört haben, dass gleich 
mehrere Vertreter der Länder-Noten- 
banken sich gegen ein neues Wertpa- 
pierkaufprogramm ausgesprochen 
haben. Der für Julius Bär tätige Öko- 
nom David Kohl dämpft denn auch 
die Erwartungen. Er hält eine weite- 
re Reduktion der Leitzinsen um 20 
Basispunkte auf minus 0,6 Prozent 
für möglich, von einer Wiederauf- 
nahme der Wertpapierkäufe geht er 
hingegen nicht aus. Sein Berufskol- 
lege Christoph Rieger von der Com- 
merzbank teilt diese Meinung. Auch 
er sieht einen «harten Widerstand» 
gegen eine Neuauflage der Wertpa- 
pierkäufe. Die Analysten der Credit 
Suisse hingegen halten ein neues Pro- 
gramm für wahrscheinlich. Im Rah- 
men des letzten Programms hatte 
die EZB bekanntlich zwischen März 
2015 und Dezember 2018 Schuldtitel 
im Gesamtwert von 2600 Milliarden 
Euro gekauft. Denkbar sind auch 
Mittelvarianten, wie Martin Lück 
vom Vermögensverwalter BlackRock 
meint. Gemäss ihm dürfte die EZB 
den Ankauf weiterer Wertpapiere zu- 
nächst nur in Aussicht stellen, ohne 
ihn näher zu präzisieren. Weitere Lo- 
ckerungsmassnahmen erwartet der 
Ökonom dann im weiteren Jahresver- 
lauf. 
SNB wohl zum Handeln gezwungen 
Einig sind sich die Experten, dass 
die Schweizerische Nationalbank 
(SNB) unter Umständen reagieren 
muss – weil die EZB-Entscheide den 
Franken gegenüber dem Euro stär- 
ken dürften. Womöglich sei sogar ei- 
ne massive Intervention vor dem or- 
dentlichen geldpolitischen Ent- 
scheid in der nächsten Woche (Don- 
nerstag, 19. September) nötig, wird 
gemunkelt. Fremdwährungskäufe 
dürften dabei laut den Marktbeob- 
achtern weiterhin das bevorzugte 
Instrument der SNB sein. Ob dies 
zur Verhinderung eines starken An- 
stiegs des Franken genügt, ist unsi- 
cher.   (awp/sda) 
Facebook-Währung Libra 
will Finma-Bewilligung beantragen 
Pläne Die «Facebook-Wäh- 
rung» Libra benötigt in der 
Schweiz eine Bewilligung als 
sogenanntes Zahlungssystem. 
Wegen der internationalen 
Reichweite des Projekts sieht 
die Finanzmarktaufsicht 
Finma zudem ein internati- 
onal koordiniertes Vorgehen 
als unverzichtbar an. Libra 
will nun eine entsprechende 
Bewilligung beantragen. 
Die Libra Association mit Sitz in 
Genf habe die Aufsichtsbehörde um 
eine Einschätzung ihres Projekts 
nach Schweizer Aufsichtsrecht er- 
sucht, teilte die Finma am Mittwoch 
mit. Auch die Libra Association 
selbst bestätigte die Anfrage am 
Mittwoch. Die Mitteilung der Finma 
zu den Anforderungen an das Libra- 
Projekt erfolgte im Zusammenhang 
mit der Veröffentlichung neuer 
Richtlinien zu sogenannten «Stable 
Coins» im Allgemeinen. «Stable 
Coins» sind «digitale Münzen», die 
mit Währungen oder etwa auch mit 
Rohstoffen oder Immobilien unter- 
legt sind. Die Libra-Währung etwa 
soll vollumfänglich von einem Re- 
servefonds mit verschiedenen Wäh- 
rungen wie Dollar, Euro und Yen ge- 
deckt werden. 
Internationale Standards 
Das Libra-Projekt könnte gemäss ei- 
ner ersten Einschätzung nur mit ei- 
ner Finma-Bewilligung als Zahlungs- 
system auf Basis der bestehenden 
Gesetze umgesetzt werden, schreibt 
die Finma. Dabei müssten die gängi- 
gen internationalen Standards unter 
anderem in Bezug auf Geldwäsche- 
reibekämpfung sichergestellt wer- 
den. Eine Währung wie Libra müsse 
aber auch noch Anforderungen für 
«zusätzliche Dienstleistungen» er- 
füllen. «Bankähnliche Risiken müs- 
sen auch bankähnlichen Regulie- 
rungsanforderungen unterliegen», 
hält die Finma fest. Dabei geht es et- 
wa um Kreditrisiken oder Marktrisi- 
ken, aber auch um Anforderungen 
an die Liquiditäts- und die Risiko- 
verteilung und an das Management 
der Reserven. Als eine Grundvoraus- 
setzung für eine Bewilligung als 
Zahlungssystem nennt die Finma 
auch, dass die mit der Verwaltung 
des Reservefonds verbundenen Er- 
träge und Risiken vollständig von 
der Libra Association getragen wer- 
den und nicht etwa von den Besit- 
zern der Libra-Coins. Als unverzicht- 
bar bezeichnet die Finma zudem ein 
international koordiniertes Vorge- 
hen. Vorläufig sind bezüglich Libra 
allerdings noch keinerlei konkrete 
Beschlüsse gefallen: Ein allfälliges 
Bewilligungsverfahren der Finma 
würde «erst dann starten, wenn ein 
konkretes Bewilligungsgesuch ein- 
treffen sollte», schreibt die Behörde 
in der Mitteilung. Dabei werde sie 
weder über den Stand des laufenden 
Verfahrens informieren noch sich 
zum Zeitpunkt eines möglichen Ver- 
fahrensabschlusses äussern, kün- 
digt sie bereits an. Weitere Fragen 
etwa bezüglich Steuerrecht, Wettbe- 
werbsrecht oder Datenschutz gingen 
zudem über den Aufgabenbereich 
der Finma hinaus. Der Technologie- 
konzern Facebook hatte im Juni die 
Lancierung der Digitalwährung Lib- 
ra angekündigt. Diese soll von der 
Libra Association in Genf herausge- 
geben werden, die 28 Mitglieder um- 
fasst. Darunter sind etwa Zahlungs- 
anbieter wie Visa, Mastercard und 
PayPal oder Internet-Unternehmen 
wie EBay oder Uber. Allerdings hat- 
te das Libra-Projekt in den vergange- 
nen Monaten international heftigen 
Gegenwind sowohl von der Seite von 
Gesetzgebern wie auch von Noten- 
banken erfahren. Im Juli forderte et- 
wa die Gruppe der sieben führenden 
Industriestaaten (G7), dass Digital- 
währungen den höchsten Aufsichts- 
standards genügen müssen und die 
Stabilität des Finanzsystems nicht 
gefährden dürfen.   (awp/sda 
Ford legt sich fest 
Bleiben in Europa 
FRANKFURT Ford will anders als sein 
grosser US-Rivale General Motors am 
Geschäft in Europa festhalten. «Wir 
haben keine Pläne, Europa zu verlas- 
sen», sagte Europa-Chef Stuart Row- 
ley am Rande der Automesse IAA in 
Frankfurt. «Wir sind seit mehr als 
100 Jahren hier und wollen noch vie- 
le Jahre bleiben.» General Motors 
hatte dagegen seine Tochter Opel an 
den französischen Peugeot- und Cit- 
roen-Hersteller PSA abgetreten und 
sich auf den Heimatmarkt konzent- 
riert. Ford hatte Ende Juni den Abbau 
von 12 000 Arbeitsplätzen in Europa 
– rund jeder fünften Stelle – angekün- 
digt. Fünf Werke – drei in Russland 
und jeweils eins in Frankreich und 
Grossbritannien – werden geschlos- 
sen. Eine Getriebefabrik in der Slo- 
wakei wird verkauft.   (awp/sda/dpa) 
Klimaschutz 
Europas Autobauer fordern 
Staatshilfe für Elektroautos 
FRANKFURT Die europäischen Auto- 
bauer rufen beim Umstieg in die E- 
Mobilität immer lauter nach dem 
Staat. Die neuen Automodelle seien 
jetzt da, sagte der Präsident des euro- 
päischen Herstellerverbandes ACEA, 
Carlos Tavares, am Mittwoch auf der 
IAA in Frankfurt. Die nächste grosse 
Frage sei, wie erschwingliche emissi- 
onsfreie Mobilität jetzt unter die brei- 
te Masse von Käufern gebracht wer- 
de. Die EU-Staaten müssten ihre In- 
vestitionen in die Ladeinfrastruktur 
«dramatisch» erhöhen. 
Nicht erreichbar ohne E-Autos 
Der ACEA forderte ausserdem er- 
neut genug Kaufanreize, also zum 
Beispiel Kaufprämien, in allen EU- 
Staaten. Nur so könne der noch ver- 
schwindend geringe Absatz von E- 
Autos schnell genug steigen, damit 
die Autoindustrie die schärferen Kli- 
maschutzziele zum Kohlendioxid- 
Ausstoss einhalten könne. Nach ei- 
ner Studie des ACEA ist das Netz von 
Stromtankstellen noch immer viel 
zu löchrig. Im vergangenen Jahr gab 
es demnach in den 28 EU-Staaten 
144 000 Ladesäulen. Das waren 
zwar drei Mal so viele wie fünf Jahre 
zuvor. Doch den Bedarf bis 2030 
schätze die EU-Kommission auf 2,8 
Millionen. Drei Viertel der Ladestel- 
len sind ausserdem in den vier EU- 
Ländern Deutschland, Frankreich, 
Grossbritannien und den Niederlan- 
den. In Ost- und Südeuropa sei aus- 
serdem das Pro-Kopf-Einkommen 
zu niedrig, um sich die noch relativ 
teuren Elektroautos anzuschaffen. 
Der Marktanteil von reinen Elektro- 
autos machte 2018 zwei Prozent aller 
Neuwagen aus. Weitere 3,8 Prozent 
waren Hybridmodelle, die Kraft- 
stoff- und Stromantrieb kombinie- 
ren. Nach Angaben des deutschen 
Verkehrsministeriums hat die Bun- 
desregierung seit 2009 fünf Milliar- 
den Euro zur Förderung von Elekt- 
romobilität ausgegeben. In die Lade- 
infrastruktur sollen 300 Millionen 
Euro bis 2030 gesteckt werden. Man- 
gelnde Lademöglichkeiten und die 
begrenzte Reichweite von Elektroau- 
tos sind neben dem höheren Preis 
Gründe für das Zögern der Verbrau- 
cher. Die Autoindustrie kann aber 
die Ziele zur Reduktion der 
CO2- 
Emissionen auf durchschnittlich 95 
Gramm je Kilometer bis 2021 und 
weiter auf rund 60 Gramm bis 2030 
nur schaffen, wenn sie den Absatz 
mit E-Autos steigert. Politik und In- 
dustrie müssten sich besser abstim- 
men, um das Huhn-Ei-Problem von 
E-Autos und Infrastruktur zu lösen, 
sagte Tavares.   (awp/sda/reu) 
Cybersecurity 
Gemeinsame 
Anstrengungen nötig 
ZÜRICH Die Computer- und Netzsi- 
cherheit ist nach Ansicht von Urs 
Rohner «das mit Abstand grösste Ri- 
siko des Finanz- und Bankensys- 
tems». Der VR-Präsident der Gross- 
bank Credit Suisse fordert daher in 
Sachen Cybersecurity ein konzer- 
tiertes Vorgehen staatlicher und pri- 
vater Akteure. Sollte ein Cyberkri- 
mineller in der Lage sein, in den 
Kern einer IT-Infrastruktur einzu- 
dringen und das Bankensystem für 
48 Stunden zu blockieren, kann er 
«Chaos verursachen», warnte Roh- 
ner am Dienstagabend.  (awp/sda)
	        

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