Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2019)

DONNERSTAG 
5. SEPTEMBER 
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Telefon +423 232 48 22, info@steinegerta.li 
Anmeldung zu den Kursen 
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Es ist bereichernd 
zu sehen, wie die 
Teilnehmenden aus 
dem  Rückenkurs 
von Woche zu 
Woche beweglicher 
werden. 
Mela Feistenauer, 
Kursleiterin 
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Konkret 
geht es um Schaden- 
ersatz eines Mannes gegen 
die geschiedene Ehefrau auf 
Rückzahlung von Unter- 
haltsbeiträgen: Die Streitteile waren 
verheiratet. Während der Ehe brach- 
te die Beklagte ein Kind zur Welt, 
das der Kläger für sein leibliches 
hielt. Nach der Scheidung konnte 
festgestellt werden, dass das Kind 
nicht vom Kläger stammt. Die Be- 
klagte hat eingewendet, dass auch 
ihr der Umstand der Vaterschaft ei- 
nes anderen Mannes nicht bekannt 
gewesen sei. Sie sei Lehrerin und ha- 
be im fraglichen Zeitraum an mehre- 
ren Fortbildungsveranstaltungen 
teilgenommen. Das Gericht hat je- 
doch der Klage des Vaters stattgege- 
ben, er hat den Unterhalt aus dem 
Titel des Schadenersatzes zurückge- 
fordert und es wurde klargestellt, 
dass es für die Beklagte keinen 
Grund gäbe, warum ihr der Ehe- 
bruch nicht vorwerfbar sein sollte. 
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Rechtstipp 
Rückzahlung von 
Unterhaltsbeiträgen 
DR. REINHARD PITSCHMANN 
RECHTSANWALT, 
LIECHTENSTEIN / ÖSTERREICH 
Erwachsenenbildung 
Mittelalterliche Adels- 
sitze in Liechtenstein 
BALZERS Schloss Vaduz und Burg Gu- 
tenberg sind die prominentesten 
und schon aus der Ferne sichtbaren 
Adelssitze des Fürstentums Liech- 
tenstein. Andere befinden sich an 
abgelegenen Orten in zum Teil un- 
wegsamem Gelände. Die Exkursion 
führt zu allen bekannten Burgstel- 
len des Landes. Der Kurs 3A07 mit 
Hansjörg Frommelt startet am Sams- 
tag, den 28. September, um 8 Uhr in 
Balzers. Anmeldung und Auskunft 
bei der Erwachsenenbildung Stein 
Egerta in Schaan (Telefonnummer: 
232 48 22 oder per E-Mail an die Ad- 
resse info@stein egerta.li).   (pr) 
Gamanderhof im Fokus 
des Denkmaltags 
Einblicke Der 27. Europa- 
Tag des Denkmals in Liech- 
tenstein am Samstag, den 
7. September, steht ganz im 
Zeichen des Jubiläums zu 
300 Jahre Fürstentum Liech- 
tenstein und findet im Ga- 
manderhof in Schaan statt. 
Der Gamanderhof wurde in der Fol- 
ge der Erhebung der Herrschaft 
Schellenberg und der Grafschaft Va- 
duz zum Reichsfürstentum Liech- 
tenstein im Jahre 1720/21 als fürstli- 
cher Meierhof zur Bewirtschaftung 
der neuen Herrschaftsgüter in 
Schaan erbaut. Unter dem Titel «300 
Jahre herrschaftlicher Meierhof Ga- 
mander ob Schaan» steht die histori- 
sche Anlage an der Plankner Strasse 
39 (Bus LIEmobil 26 bis Haltestelle 
«Schaan, Kinderheim») nun am 7. 
September von 14 bis 17 Uhr zur Be- 
sichtigung offen. Um 14, 15 und 16 
Uhr bietet Denkmalpfleger Patrik 
Birrer Führungen an. «Interessant 
wird auch der Blick in die soeben in- 
stand gestellte Stallscheune sein, in 
der Toni Büchel und Luis Hilti vom 
Verein ELF aktuell ihre Karta-Bar 
eingerichtet haben und sich Gedan- 
ken über die Zukunft des gemeinsa- 
men Lebensraums in Liechtenstein 
machen», teilte das Amt für Kultur 
am Mittwoch weiter mit. 
Bedeutendes Kulturgut 
Als einzige barocke Anlage im Land 
ist der Hof Gamander den Angaben 
zufolge ein «Baudenkmal ersten 
Ranges», nicht nur für die Gemeinde 
Schaan, sondern für ganz Liechten- 
stein. Der Bau des Gamanderhofs 
stehe in Zusammenhang mit den Re- 
formbemühungen der Fürsten von 
Liechtenstein nach dem Kauf der 
Grafschaft Vaduz im Jahre 1712. Er 
war nachfolgend in der Dienstinst- 
ruktion von 1719, als oberste Hand- 
lungsanweisung des Fürstenhauses, 
als Massnahme zur Intensivierung 
der in Eigenregie betriebenen Vieh- 
wirtschaft vorgesehen und bezweck- 
te die Steigerung der herrschaftli- 
chen Erträge aus dem neu geschaffe- 
nen Fürstentum. 
Gemäss geschichtlichen Quellen er- 
teilte Fürst Anton Florian den Auf- 
trag zum Bau des Meierhofs in 
Schaan, welcher ideal an der «Obe- 
ren Reichsstrasse» gelegen war, die 
einst die Kultur- und Wirtschaftszen- 
tren Deutschlands und Italiens ver- 
band.   (red/ikr) 
Europäische Tage des Denkmals 
Der Denkmaltag findet in Liechtenstein bereits 
zum 27. Mal statt. Er wird seit 1993 begangen und 
bietet jährlich die Möglichkeit Baudenkmäler und 
andere Kulturgüter zu besichtigen, die normaler- 
weise nicht für die Öffentlichkeit zugänglich sind. 
Die «European Heritage Days» stehen unter dem 
Patronat des Europarats und der Europäischen 
Kommission und wurden 1985 in Frankreich ins 
Leben gerufen. Dabei haben die zahlreichen Ver- 
anstaltungen in den rund 50 beteiligten Ländern 
den gemeinsamen Grundsatz, dass im übergrei- 
fenden internationalen kulturellen Dialog die Viel- 
falt und der Reichtum des gemeinsamen Erbes ins 
Bewusstsein gerufen und zugleich auch die zahl- 
reichen nationalen und regionalen Eigenheiten in 
den Blickpunkt gerückt werden. Europaweit neh- 
men bis zu 20 Millionen Menschen am Anlass teil. 
Historische Kulturgüter, die vielfach nur wenig Be- 
achtung finden, werden vorgestellt und deren Be- 
deutung bewusst gemacht. Damit wird auch das 
nötige Verständnis zu deren Erhaltung und letzt- 
lich auch für die Arbeit der Denkmalpflege ge- 
schaffen. 
Der Gamanderhof mit neu instand gestellter Stallscheune kann am kommenden 
Samstag besichtigt werden. (Foto: Amt für Kultur/Denkmalpfl ege) 
Ein mittelalterlicher Zeitzeuge als 
Hintergrundkulisse für das Tattoo 
Führung In den kommenden drei Tagen halten auf der oberen Burgruine in Schellenberg die Klänge der schottischen 
«Highlands» Einzug. Dass die Burg genau so geschichtsträchtig ist wie die gespielte Musik, zeigte eine Führung am Mittwoch. 
VON MICHAEL WANGER 
Heute 
Abend erfolgt der 
Startschuss zum Princely 
Liechtenstein Tattoo. Seit 
der ersten Austragung 
dieses musikalischen Events im Jahr 
2012 dient die obere Burgruine in 
Schellenberg als Kulisse. Dieses Mal 
gewinnt das mittelalterliche Bau- 
werk allerdings an Symbolkraft, da 
Liechtenstein ja bekanntlich sein 
300. Jubiläum feiert. Hier war der 
Mittelpunkt der Herrschaft Schellen- 
berg, die im Jahre 1719 mit der Graf- 
schaft Vaduz vereint und somit zum 
Reichsfürstentum Liechtenstein er- 
hoben wurde. Patrik Birrer, Leiter 
der Denkmalpfl ege beim Amt für 
Kultur (AKU), führte Interessierte 
am Mittwoch durch die Geschichte 
der Burg und gewährte somit einen 
Blick hinter die Kulissen des 7. Prin- 
cely Liechtenstein Tattoo. 
Sowohl die obere als auch die untere 
Burg sind laut Birrer im Verlauf des 
13. Jahrhunderts entstanden. Bau- 
herren waren die Herren von Schel- 
lenberg, ein Adelsgeschlecht aus 
Bayern, das sich gegen 1280 auf dem 
Eschnerberg niederliess. «Warum es 
zwei Burgen sind, wissen wir nicht. 
Man muss sich das aber so vorstel- 
len, dass eine Burg damals einfach 
ein Wohnsitz einer Adelsfamilie war. 
Somit standen in Schellenberg ein- 
fach zwei ‹bessere› Wohnungen», er- 
klärte Birrer. Allzu lange waren die 
beiden Burgen allerdings nicht im 
Besitz der Schellenberger: 1317 ver- 
kaufte das Adelsgeschlecht die bei- 
den Bauten an die Grafen von Wer- 
denberg-Heiligenberg. 
«1405 fiel die Burg während den Ap- 
penzellerkriegen einer Brandschat- 
zung zum Opfer. Historiker fanden 
mehrere Schutt- und Brandspuren 
im Innern des Hauptturms», so Bir- 
rer. Doch die Burg sei anschliessend 
wieder aufgebaut worden. Denn bis 
ins 16. Jahrhundert hinein soll eine 
der beiden Burgen sogar noch be- 
wohnbar gewesen sein. 1616 bezeich- 
net die Emser Chronik die Anlagen 
dann allerdings als Ruinen. 
Ein wandlungsfähiges Bauwerk 
Begonnen habe alles mit einem 
Wohnturm auf dem dreieckigen Pla- 
teau, sagte Birrer. Kurz darauf hät- 
ten die Bauherren eine Schildmauer 
um diesen herum gebaut. Im 14. 
Jahrhundert kamen dann eine Vor- 
burg mit einer Ringmauer, Wirt- 
schaftsgebäude wie zum Beispiel 
Ställe und auch eine Zisterne hinzu. 
«Eine Zisterne sammelt Regenwas- 
ser, das anschliessend aus einem 
Brunnen geschöpft werden kann», 
erklärte Birrer. Ein Zeichen dafür, 
dass sich der Burgenbau innerhalb 
von zwei Jahrhunderten grundle- 
gend verändert hatte, zeige das Bei- 
spiel der äusseren Verteidigungsli- 
nie der Burg: Im 15. Jahrhundert er- 
hielt die Anlage nicht nur eine noch 
dickere Schutzmauer zur Abwehr, 
sondern auch einen Torzwinger mit 
Zugbrücke. «Angreifer konnten so- 
mit nicht mehr direkt in die Burg 
eindringen, sondern landeten erst 
einmal in einem engen Zwinger. In 
diesem konnte beispielsweise ein 
Rammbock unmöglich um 90 Grad 
gewendet werden, um das nächste 
Tor niederzubringen», erklärte Bir- 
rer. 
Erst zwischen 1960 und 1964 restau- 
rierte der Historische Verein die 
Burganlage. Zuvor war die Festung 
lange in Privatbesitz. «In der Zeit ih- 
res Zerfalls diente die Burg oftmals 
als Steinbruch. So sind viele Steine 
im Schellenberger Kloster verbaut. 
Auch die alte Kirche bestand teilwei- 
se aus Steinen der oberen Burg», 
sagte Birrer. Somit mussten die His- 
toriker während der Sanierung erst 
einmal das Mauerwerk sichern. Pat- 
rik Birrer deutete auf schwache, gel- 
be Streifen auf dem Mauerwerk im 
Innenhof der Ruine und erklärte, 
dass diese Markierungen angeben, 
wo das originale Mauerwerk endet. 
Alles darüber – meist etwa ein hal- 
ber Meter – sei eine Art Schutz- 
schicht, die auf die Mauerkrone ge- 
setzt wurde. 
Grossanlass an historischer Stätte 
«Keine Schraube, kein Nagel, rein 
gar keine Befestigung dürfen wir an 
dem Mauerwerk anbringen», sagte 
Manuela Jehle-Seger, stellvertreten- 
de Produzentin des Tattoos. Das, 
weil die Anlage ja unter Denkmal- 
schutz steht. Es sei also jedes Mal 
wieder von Neuem eine Herausfor- 
derung, die ganze Infrastruktur für 
die Veranstaltung aufzurichten. 
«Wir haben 150 Tonnen Material auf 
dem Burghügel platziert. Dafür wa- 
ren etwa 100 Helikopterflüge not- 
wendig», so Jehle-Seger. Dazu habe 
es nicht nur 100 tatkräftige Helfer, 
sondern auch 17 grosszügige Sponso- 
ren aus Liechtenstein gebraucht. 
Nun aber könnten die 300 Musiker 
aus Liechtenstein, der Schweiz, 
Deutschland, Niederlande, Schott- 
land und England getrost mit ihren 
Darbietungen loslegen. 
Denkmalpfl eger Patrik Birrer führte die Interessierten durch die Geschichte Schellenbergs und dessen zwei Burgen. Er erklärte auch, wie sich die obere Burgruine im 
Lauf der Jahrhunderte veränderte (rechts). Hierzu verwendete er eine Rekonstruktionszeichnung der Burganlage. (Fotos: Michael Zanghellini / Michael Wanger)
	        

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