SAMSTAG
27. JULI
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VON DOMINIQUE HASLER
Die Hitze macht so manchem zu
schaffen. Ein konkreter Anstieg der
Patientenzahlen im Liechtensteini-
schen Landesspital sei während der
Ferienzeit bisher aber nicht zu ver-
zeichnen. «Jedoch erwarten wir mit
jedem Tag, an dem die Hitze anhält,
dass wir hitzebedingt mit zuneh-
mend mehr Patienten konfrontiert
werden», gibt Markus Körnlein, lei-
tender Arzt am Landesspital Liech-
tenstein, Auskunft. Jüngere würden
das Spital bei Hitze vor allem wegen
Kreislaufproblemen aufsuchen, älte-
re Personen wegen «Austrocknung.»
«Dies ist auf einen viel grösseren
Flüssigkeitsverlust durch Schwitzen
und eine im Vergleich viel zu gerin-
ge Flüssigkeitsaufnahme zurückzu-
führen», so Körnlein.
Besonders anfällig für Erkrankun-
gen, die durch die anhaltende Hitze
hervorgerufen werden, seien zum
einen Kinder, da deren Körperober-
fläche im Vergleich zum Körpervo-
lumen sehr gross ist und sie dadurch
schneller als Erwachsene viel Flüs-
sigkeit verlieren. Zum anderen seien
vor allem ältere Personen betroffen,
da mit zunehmendem Alter oft das
Durstgefühl nachliesse, was zu einer
Austrocknung führen kann. «Aller-
dings sind bei den derzeitig herr-
schenden Temperaturen grundsätz-
lich alle Personen betroffen, die sich
körperlich anstrengen müssen», er-
gänzt Körnlein. Hierbei sei nicht nur
an die eben geschilderten Folgen
von Flüssigkeitsmangel wie Kreis-
laufprobleme oder «Austrocknung»
zu denken, sondern an direkte Hit-
zefolgen wie Hitzeschlag, Hitzeer-
schöpfung oder Sonnenstich, die
teils lebensbedrohlich werden kön-
nen.
Tipps gegen die Hitze
So weit muss es aber nicht kommen,
wenn man sich richtig vorbereitet.
Hier einige Empfehlungen:
• Dem Körper ausreichend Flüssig-
keit zuführen (mindestens 1,5 bis 2
Liter pro Tag) und gleichzeitig den
Salz- und Wasserverlust ausglei-
chen (beispielsweise mit natrium-
haltigem Mineralwasser, Säften,
Suppen, wasserreichen Früchten
wie Melonen, Gurken, Tomaten,
Erdbeeren oder Pfirsichen).
• Aktivitäten im Freien auf Morgen-
und Abendstunden beschränken
und wenn möglich schattige Stel-
len bevorzugen.
• Körperliche Anstrengungen wenn
möglich vermeiden. Bei körperli-
cher Arbeit genügend Flüssigkeit
zu sich nehmen.
• Sich vor direkter Sonneneinstrah-
lung schützen (Schatten, Beklei-
ung, Kopfbedeckung, Sonnenbril-
le, Sonnencrème und so weiter).
• Möglichst luftige und helle Klei-
dung tragen.
• Frisches, kühles, leichtes Essen zu
sich nehmen und möglichst über
den Tag verteilen.
• Während oder nach sportlichen
Betätigungen sollte der Salzverlust
ausgeglichen werden.
• Es hilft, tagsüber Fenster und Türen
geschlossen zu halten, die Jalousien
zu schliessen und vor allem in den
Nacht- und frühen Morgenstunden
ordentlich zu lüften; wichtig ist
aber, «Zug» zu vermeiden, da dies zu
Muskelverspannungen oder gar
grippalen Infekten führen kann.
• Ein Pkw kann sich in der prallen
Sonne innerhalb kürzester Zeit auf
Temperaturen von über 50°C auf-
heizen. Deshalb sollten Kinder und
Tiere nie unbeaufsichtigt im Auto
gelassen werden, auch nicht für
kurze Zeit.
• Weiterhin ist auf immer wieder-
kehrende kurze Abkühlungen und
nur eine geringe körperliche Belas-
tung zu achten. «Lauwarm» zu du-
schen ist für den Körper sinnvoller
als «kalt» – auch wenn das subjekti-
ve Empfinden hier ein anders ist.
Hitzeopfer blieben im Landesspital
glücklicherweise noch aus
Zu heiss Vor allem Jüngere und Ältere sind bei Hitze gefährdet. Das Landesspital kann aber
mit guten Nachrichten aufwarten: Bisher mussten nicht viele Hitzeopfer behandelt werden.
Besonders ältere Menschen sind bei Hitze gefährdet. (Foto: Shutterstock)
Freibäder hoff en auf den August
Zwischenbilanz Um das
leichte Gästeminus gegen-
über dem Vorjahr auszu-
gleichen, hofft man im
Schwimmbad Mühleholz und
beim Badesee Grossabünt auf
einen heissen August.
VON DOMINIQUE HASLER
Wer
in diesen Tagen zu
den Glücklichen gehört,
die Ferien haben, den
zieht es ins Schwimm-
bad. Im kühlen Nass lassen sich die
derzeitigen Temperaturen gut aus-
halten. Das freut René Ott, Betriebs-
leiter des Schwimmbads Mühleholz:
«Ich bin sehr zufrieden mit dem
Sommer bis jetzt, obwohl er nicht
ganz so gut war, wie im vergangenen
Jahr.» Trotz des guten Wetters sind
im Juni weniger Besucher ins Freibad
gekommen als im Juni 2018. Dafür
haben die sogenannten Hundstage
jetzt im Juli wieder einiges gutge-
macht. «So ist eben jeder Sommer
etwas unterschiedlich», sagt Ott.
Die Aussichten auf eine gute Saison
sind aber ungetrübt. Die nächsten
Tage könnten hier entscheidend
sein. «Wir befinden uns derzeit un-
gefähr im Rahmen des vergangenen
Jahres, aber der Juli ist ja noch nicht
ganz vorbei», meint Ott. So besuch-
ten bis jetzt rund 43 000 Badegäste
das Schwimmbad Mühleholz. Die ge-
nauen Zahlen liegen aber erst am
Ende der Saison vor, doch laut Schät-
zungen des Betriebsleiters hinkt
man den Besucherzahlen vom Som-
mer 2018 insgesamt ein wenig hin-
terher. Trotzdem bleibt Ott optimis-
tisch: «Wir haben ja noch bis 8. Sep-
tember offen und in dieser Zeit kann
noch so einiges passieren», sagt Ott.
«Man merkt, dass Ferienzeit ist»
Leider sorgt gutes Wetter alleine
aber nicht immer für volle Schwimm-
bäder. Speziell im Juli merkt man
deutlich, dass sehr viele Leute in die
Ferien verreist sind. «In der Ferien-
zeit kommen durchschnittlich 25 bis
30 Prozent weniger Besucher als an
vergleichbaren Tagen», merkt Ott
an. Diese Tendenz beobachtet auch
Heinz Keller, Betriebswart in der
Grossabünt. «Man merkt, dass Feri-
enzeit ist», erklärt Keller. Durch-
schnittlich kämen an einem schönen
Tag am Wochenende etwa 600 bis
700 Personen an den Badesee in
Gamprin, während es jetzt in der Fe-
rienzeit etwa 400 Gäste seien. Hier-
bei handelt es sich jedoch lediglich
um Schätzungen, da die Grossabünt
gratis ist und somit keine Eintritte
gezählt werden. Alles in allem zeigt
sich Keller sehr zufrieden mit dem
bisherigen Sommer, obwohl er nicht
so gut sei wie der voriges Jahr. «Letz-
ten Sommer war eigentlich kontinu-
ierlich schönes Wetter, während wir
dieses Jahr im Mai und April ver-
mehrt schlechte Tage hatten», er-
klärt Keller.
2018 wird schwer einzuholen sein
Da der Kiosk an der Grossabünt pri-
vatfinanziert wird, ist man auf die
Besucherzahlen – und somit das
schöne Wetter – angewiesen. «Es
wird schwierig werden, in den ver-
bleibenden Sommertagen die Besu-
cherzahlen von vergangenem Jahr
noch einzuholen, aber insgesamt
war es gerade im Juni und Juli ein
schöner Sommer», so Keller.
Freitagnachmittag
im Mühleholz: Die
Ferienzeit merkt
man. (Foto: Michael
Zanghellini)
FREIBAD MÜHLEHOLZ
Entwicklung der
Besucherzahlen
2010: 65 000
2011: 55 000
2012: 66 000
2013: 69 000
2014: 40 000
2015: 78 000
2016: 60 000
2017: 61 000
2018: 74 000
2019: bis heute ca. 43 000
Besucher (Stand: 26. Juli)
Schwerpunkt «Hundstage» in Liechtenstein
Trotz Hitze
Später Winterschnee
könnte Gletschern
zugute kommen
ZÜRICH Trotz derzeitiger Sommerhit-
ze haben die Schweizer Alpenglet-
scher gute Chancen auf ein weniger
verlustreiches Jahr. Nach vorläufi-
gen Messungen lagen nach dem Win-
terhalbjahr im Mai 20 bis 40 Prozent
mehr Schnee auf den Gletschern als
im langjährigen Mittel, wie Glaziolo-
ge Andreas Bauder von der Eidge-
nössischen Technischen Hochschule
(ETH) Zürich sagte. Das Winterwet-
ter 2018/19 war sehr schneereich
und hielt lange an: «Normalerweise
dauert der Winter im Hochgebirge
bis Anfang Mai,» sagte Bauder der
Deutschen Presse-Agentur. «In die-
sem Jahr hatten wir sogar bis Ende
Mai noch ordentlich Schneefälle.»
Bauder war vor Kurzem am Silvret-
tagletscher unterwegs und stellte er-
staunt fest, dass zur Zeit selbst im
Vorfeld des Gletschers noch grösse-
re Schneereste vorhanden sind. «Im
vergangenen Jahr setzte die Schnee-
schmelze bereits im April ein und
hielt nahezu ohne Unterbrechung
bis in den Juli an», sagte Bauder. Vie-
le Bergbäche führten auch noch
sehr klares Wasser – ein Hinweis,
dass in den Bergen darüber nicht
Gletscher, sondern Schnee schmel-
ze. «Eine abschliessende Bilanz lässt
sich erst Ende des Sommers, im Sep-
tember, ziehen, aber die Vorzeichen
für die Gletscher sind gut», sagte
Bauder. «Solange die Hitze nicht ei-
nen Monat oder länger anhält, sind
wir vorsichtig optimistisch.» Auch
im Vorjahr gab es viel Schnee. In der
Schweiz war die Wintersaison
2017/18 von November bis April be-
trachtet oberhalb von 1500 Metern
die schneereichste der vergangenen
30 Jahre. Dann kamen aber von
April bis September viele heisse Ta-
ge. So waren viele Gletscher schon
im August schneefrei, und bis Ende
September schmolzen grosse Eis-
massen. Nach Schätzungen verloren
die Schweizer Gletscher insgesamt
1,4 Kubikkilometer Eisvolumen – 2,5
Prozent. Der langfristige Trend ist
bei den Schweizer Gletschern seit
Jahrzehnten rückläufig, wie das
Schweizer Gletschermessnetz (Gla-
mos) zeigt. Der Silvrettagletscher et-
wa hat mit vier kleinen Ausnahmen
seit 1985 jedes Jahr Masse verloren.
Er war 2017 gut 400 Meter kürzer als
1956. (sda/dpa)