Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2019)

  
Schwerpunkt 50 Jahre Mondlandung 
null 
«Ein grosser Schritt 
für die Menschheit» 
Apollo 11 Vor einem halben Jahrhundert einte eine Übertragung aus dem All die Mensch- 
heit. Hunderte Millionen Menschen sassen in der Nacht zum 21. Juli 1969 am Radio oder starr- 
ten auf körnige Schwarz-Weiss-Bilder im Fernsehen – als der erste Mensch den Mond betrat. 
VON MARCIA DUNN, AP 
Es 
war eine der grandiosesten 
technischen Leistungen in 
der Geschichte der Mensch- 
heit: Der US-Astronaut Neil 
Armstrong betrat als erster Mensch 
den Mond. Sein Kollege Buzz Aldrin 
folgte kurz darauf. US-Präsident 
Richard Nixon gratulierte persön- 
lich über Funk und sagte: «Für ei- 
nen unbezahlbaren Moment in der 
Geschichte der Menschheit sind 
alle Menschen auf der Welt wirklich 
vereint.» Armstrong, Aldrin und ihr 
Pilot Michael Collins waren am 16. 
Juli in Florida zum Mond aufgebro- 
chen. Rund eine Million Menschen 
säumten die Strassen und Strände 
in Cape Canaveral um das Kennedy 
Space Center, benannt nach dem 
massgeblichen Initiator des Raum- 
programms, dem ermordeten US- 
Präsidenten John F. Kennedy. 500 
Personen verfolgten den Start im 
Kontrollraum, darunter Raketenwis- 
senschafter und ehemalige National- 
sozialist Wernher von Braun, der das 
Mastermind hinter der US-amerikai- 
schen Saturn-V-Rakete war. 
Die Saturn V war zu diesem Zeit- 
punkt mit ihren 110 Metern Höhe die 
grösste und stärkste Rakete der 
Welt. Ein noch stärkeres sowjeti- 
sches Modell war zwei Wochen zu- 
vor kurz nach dem Start explodiert – 
und damit auch die Träume des 
Kremls von einer Reise zum Mond. 
Um 9.32 Uhr Ortszeit hob die Saturn 
V mit dem Kommandomodul «Co- 
lumbia» und dem Mondmodul «Eag- 
le» vom Startblock 39A ab. Drei Tage 
später erreichte sie ihr 386 000 Kilo- 
meter entferntes Ziel. Am 20. Juli 
stiegen Armstrong und Aldrin in die 
Landefähre zum Mond, während 
Collins im Mutterschiff allein den 
Himmelskörper umkreiste. 
Risikoreiche Landung 
Collins war nicht übermässig be- 
sorgt, dass Armstrong und Aldrin 
den Mond erreichen würden. Mehr 
Zweifel hatte er, ob sie den Mond 
wieder verlassen und zum Mutter- 
schiff zurückkehren würden. Doch 
er behielt seine Ängste für sich. «Wir 
haben nie darüber gesprochen oder 
auch nur angedeutet, dass sie auf 
dem Mond zurückbleiben können», 
sagt der heute 88-Jährige in einem 
Interview der Nachrichtenagentur 
AP. Aber man habe natürlich ge- 
wusst, dass alles exakt wie geplant 
funktionieren müsse, damit die Ex- 
pedition erfolgreich werde. Präsi- 
dent Nixon hatte sogar schon eine 
Rede für den Fall eines Scheiterns 
vorbereitet. Doch im Rückblick gab 
die Landung wesentlich mehr An- 
lass zur Sorge als die Rückkehr. 
Alarmleuchten blinkten auf, die 
Computer gaben eine Warnung nach 
der anderen ab. Doch die Controller 
im Kommandozentrum waren auf 
solche Szenarien vorbereitet und 
Armstrong brachte das Raumfahr- 
zeug schliesslich per Handsteuerung 
sicher auf die Mondoberfläche. Um 
16.17 Uhr amerikanischer Zeit ver- 
kündete Armstrong der angespann- 
ten Flugleitung: «Der Adler ist gelan- 
det.» 
Der erste Schritt 
Bis zum Ausstieg vergingen noch gut 
sechseinhalb Stunden. Armstrong 
kletterte um 22.56 Uhr US-Zeit die 
neun Stufen der Leiter hinab. In Eu- 
ropa war es bereits der 21. Juli, als 
Armstrong mit dem Satz «Das ist ein 
kleiner Schritt für einen Menschen, 
ein riesiger Sprung für die Mensch- 
heit», seinen Fuss auf den Mond 
setzte. Aldrin folgte ihm 18 Minuten 
später. Die beiden Astronauten sam- 
melten Steine, experimentierten 
und hissten die amerikanische Flag- 
ge, die mit Draht verstärkt war, da- 
mit sie auf dem windstillen Mond ei- 
nen flatternden Eindruck erweckte. 
Der Mondspaziergang dauerte zwei- 
einhalb Stunden. Dann startete der 
«Eagle» wieder, dockte wohlbehal- 
ten an der «Columbia» an und die 
Astronauten machten sich auf den 
Heimweg zur Erde. Drei Tage später 
landete ihre Kapsel an Fallschirmen 
im Pazifik. 
Zweieinhalb Wochen verbrachten 
die Astronauten in Quarantäne, um 
sicherzustellen, dass sie keine tödli- 
chen Keime vom Mond mitgebracht 
hatten. Danach gab es zu ihren Eh- 
ren eine Parade in New York, an die 
sich eine Tournee durch die Welt an- 
schloss, bei der die Astronauten Kö- 
niginnen und Könige sowie Papst 
Paul VI. trafen. «Wie oft bekommt 
man die Menschen weltweit dazu, 
etwas zuzustimmen? So gut wie 
nie», sagt Collins der AP. «Doch für 
eine kurze Zeit, um die erste Mond- 
landung, waren die Menschen ver- 
eint. Sie fühlten sich als Teilneh- 
mer.» Es sei wunderbar gewesen, 
dass die Menschen auf dem gesam- 
ten Planeten applaudiert hätten: «Im 
Norden, Süden, Westen, Osten, 
reich, arm, Kommunisten und wer 
auch immer.» 
Teueres Wettrennen 
Acht Jahre harte Entwicklungsarbeit 
und rund 400 000 Beteiligte, dazu 
Kosten in Milliardenhöhe hatten die 
USA gebraucht, um den Wettlauf mit 
der Sowjetunion um die Führung im 
Weltraum zu gewinnen. Insgesamt 
investierte die NASA damals 25 Milli- 
arden Dollar in das gesamte Apollo- 
Programm, was unter Einrechnung 
der Inflation heute rund 150 Milliar- 
den Dollar entspricht. Fünf weitere 
Expeditionen brachten Menschen 
auf den Mond. Doch das Gemein- 
schaftsgefühl der ersten Mondlan- 
dung hielt nur kurz an. 1972 wurde 
das Apollo-Programm eingestellt. 
Armstrong, der das Mondmodul 
«Eagle» sanft auf dem Planeten lan- 
dete, starb bereits 2012 im Alter von 
82 Jahren. Der 89 Jahre alte Aldrin 
geriet zuletzt in die Schlagzeilen, 
weil zwei seiner Kinder vor Gericht 
erfolglos versucht hatten, ihn ent- 
mündigen zu lassen. Zur Erinne- 
rungsfeier an den Apollo-Start in Ca- 
pe Canaveral kam nur Collins. 
Viele andere Schlüsselpersonen des 
Apollo-Programms sind schon tot. 
Von den 24 Astronauten, die zwi- 
schen 1968 und 1972 zum Mond flo- 
gen, sind noch zwölf am Leben. Von 
den zwölf Menschen, die den Mond 
betraten, leben nur noch vier: 
Aldrin, Charles Duke, David Scott 
und Harrison Schmitt, der 1972 als 
bislang letzter Mensch den Mond be- 
trat. Der überwiegende Teil der 7,7 
Milliarden Menschen wurde erst 
nach dem Ende des Apollo-Pro- 
gramms geboren. 
Doch die erste Mondlandung faszi- 
niert auch nach 50 Jahren. Das gol- 
dene Jubiläum von Apollo 11 wird 
gross gefeiert. Die NASA, Städte, Mu- 
seen und andere Einrichtungen hal- 
ten Zeremonien, Paraden und Fei- 
ern ab. Unter anderem wurden in 
Huntsville in Alabama 5000 Modell- 
Raketen gleichzeitig abgeschossen. 
In Washington ist Armstrongs frisch 
restaurierter Raumanzug zu sehen. 
Und in fünf Jahren, im Jahr 2024, 
will die NASA auch wieder Men- 
schen zum Mond fliegen lassen. 
«Der Adler ist 
gelandet.» 
NEIL ARMSTRONG 
ERSTER MANN AUF DEM MOND 
Das «Volksblatt» 
vom 22. Juli 1969.  
(Faksimile: VB) 
Apollo-11-Mission 
Mondgestein in 
Liechtenstein ausgestellt 
VADUZ In der Schatzkammer Liech- 
tenstein sind vier kleine Brocken 
Mondgestein ausgestellt, die von der 
Apollo-11-Mission zur Erde gebracht 
wurden. Des Weiteren ist eine Liech- 
tensteiner Flagge zu sehen, die 1969 
mit zum Mond gereist ist. Das Mond- 
gestein und die Flagge kamen im 
Jahr 1970 nach Liechtenstein. Es 
handelte sich dabei um Geschenke 
des damaligen amerikanischen Prä- 
sidenten Richard Nixon an die liech- 
tensteinische Bevölkerung. Die USA 
würdigten damit den Beitrag des 
hiesigen Industrie-Unternehmens 
Balzers AG (heute Teil der OC Oerli- 
kon) zur bemannten Mondfahrt. Die 
in der Vakuumtechnik und der Ferti- 
gung von dünnen Schutzschichten 
weltweit führende Balzers AG hatte 
wichtige Komponenten für das Apol- 
lo-Programm geliefert, unter ande- 
rem die Schutzummantelung der 
Weltraumraketen. 
Ausstellung zum Jubiläum 
Noch ein weiterer Stein vom Mond 
sowie eine Liechtensteiner Flagge, 
die beide im Jahr 1972 mit der Apol- 
lo-17-Mission zur Erde gebracht wur- 
den, sind in der Schatzkammer aus- 
gestellt.  Aus Anlass dieses 50-Jahr- 
Jubiläums findet im Postmuseum 
Liechtenstein zusammen mit der 
 Gesellschaft der Weltall-Philatelis- 
ten die Sonderausstellung «50 Jahre 
Mondlandung – Philatelistische Le- 
ckerbissen über die Eroberung des 
Weltraums» statt.  (dh) 
Oben: DIe Flagge, die mit Apollo 11 
zum Mond fl og. Unten: Die Steine, die 
mit ihr zurückkamen. (Foto: Postmuseum)
	        

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