Schwerpunkt 50 Jahre Mondlandung
null
«Ein grosser Schritt
für die Menschheit»
Apollo 11 Vor einem halben Jahrhundert einte eine Übertragung aus dem All die Mensch-
heit. Hunderte Millionen Menschen sassen in der Nacht zum 21. Juli 1969 am Radio oder starr-
ten auf körnige Schwarz-Weiss-Bilder im Fernsehen – als der erste Mensch den Mond betrat.
VON MARCIA DUNN, AP
Es
war eine der grandiosesten
technischen Leistungen in
der Geschichte der Mensch-
heit: Der US-Astronaut Neil
Armstrong betrat als erster Mensch
den Mond. Sein Kollege Buzz Aldrin
folgte kurz darauf. US-Präsident
Richard Nixon gratulierte persön-
lich über Funk und sagte: «Für ei-
nen unbezahlbaren Moment in der
Geschichte der Menschheit sind
alle Menschen auf der Welt wirklich
vereint.» Armstrong, Aldrin und ihr
Pilot Michael Collins waren am 16.
Juli in Florida zum Mond aufgebro-
chen. Rund eine Million Menschen
säumten die Strassen und Strände
in Cape Canaveral um das Kennedy
Space Center, benannt nach dem
massgeblichen Initiator des Raum-
programms, dem ermordeten US-
Präsidenten John F. Kennedy. 500
Personen verfolgten den Start im
Kontrollraum, darunter Raketenwis-
senschafter und ehemalige National-
sozialist Wernher von Braun, der das
Mastermind hinter der US-amerikai-
schen Saturn-V-Rakete war.
Die Saturn V war zu diesem Zeit-
punkt mit ihren 110 Metern Höhe die
grösste und stärkste Rakete der
Welt. Ein noch stärkeres sowjeti-
sches Modell war zwei Wochen zu-
vor kurz nach dem Start explodiert –
und damit auch die Träume des
Kremls von einer Reise zum Mond.
Um 9.32 Uhr Ortszeit hob die Saturn
V mit dem Kommandomodul «Co-
lumbia» und dem Mondmodul «Eag-
le» vom Startblock 39A ab. Drei Tage
später erreichte sie ihr 386 000 Kilo-
meter entferntes Ziel. Am 20. Juli
stiegen Armstrong und Aldrin in die
Landefähre zum Mond, während
Collins im Mutterschiff allein den
Himmelskörper umkreiste.
Risikoreiche Landung
Collins war nicht übermässig be-
sorgt, dass Armstrong und Aldrin
den Mond erreichen würden. Mehr
Zweifel hatte er, ob sie den Mond
wieder verlassen und zum Mutter-
schiff zurückkehren würden. Doch
er behielt seine Ängste für sich. «Wir
haben nie darüber gesprochen oder
auch nur angedeutet, dass sie auf
dem Mond zurückbleiben können»,
sagt der heute 88-Jährige in einem
Interview der Nachrichtenagentur
AP. Aber man habe natürlich ge-
wusst, dass alles exakt wie geplant
funktionieren müsse, damit die Ex-
pedition erfolgreich werde. Präsi-
dent Nixon hatte sogar schon eine
Rede für den Fall eines Scheiterns
vorbereitet. Doch im Rückblick gab
die Landung wesentlich mehr An-
lass zur Sorge als die Rückkehr.
Alarmleuchten blinkten auf, die
Computer gaben eine Warnung nach
der anderen ab. Doch die Controller
im Kommandozentrum waren auf
solche Szenarien vorbereitet und
Armstrong brachte das Raumfahr-
zeug schliesslich per Handsteuerung
sicher auf die Mondoberfläche. Um
16.17 Uhr amerikanischer Zeit ver-
kündete Armstrong der angespann-
ten Flugleitung: «Der Adler ist gelan-
det.»
Der erste Schritt
Bis zum Ausstieg vergingen noch gut
sechseinhalb Stunden. Armstrong
kletterte um 22.56 Uhr US-Zeit die
neun Stufen der Leiter hinab. In Eu-
ropa war es bereits der 21. Juli, als
Armstrong mit dem Satz «Das ist ein
kleiner Schritt für einen Menschen,
ein riesiger Sprung für die Mensch-
heit», seinen Fuss auf den Mond
setzte. Aldrin folgte ihm 18 Minuten
später. Die beiden Astronauten sam-
melten Steine, experimentierten
und hissten die amerikanische Flag-
ge, die mit Draht verstärkt war, da-
mit sie auf dem windstillen Mond ei-
nen flatternden Eindruck erweckte.
Der Mondspaziergang dauerte zwei-
einhalb Stunden. Dann startete der
«Eagle» wieder, dockte wohlbehal-
ten an der «Columbia» an und die
Astronauten machten sich auf den
Heimweg zur Erde. Drei Tage später
landete ihre Kapsel an Fallschirmen
im Pazifik.
Zweieinhalb Wochen verbrachten
die Astronauten in Quarantäne, um
sicherzustellen, dass sie keine tödli-
chen Keime vom Mond mitgebracht
hatten. Danach gab es zu ihren Eh-
ren eine Parade in New York, an die
sich eine Tournee durch die Welt an-
schloss, bei der die Astronauten Kö-
niginnen und Könige sowie Papst
Paul VI. trafen. «Wie oft bekommt
man die Menschen weltweit dazu,
etwas zuzustimmen? So gut wie
nie», sagt Collins der AP. «Doch für
eine kurze Zeit, um die erste Mond-
landung, waren die Menschen ver-
eint. Sie fühlten sich als Teilneh-
mer.» Es sei wunderbar gewesen,
dass die Menschen auf dem gesam-
ten Planeten applaudiert hätten: «Im
Norden, Süden, Westen, Osten,
reich, arm, Kommunisten und wer
auch immer.»
Teueres Wettrennen
Acht Jahre harte Entwicklungsarbeit
und rund 400 000 Beteiligte, dazu
Kosten in Milliardenhöhe hatten die
USA gebraucht, um den Wettlauf mit
der Sowjetunion um die Führung im
Weltraum zu gewinnen. Insgesamt
investierte die NASA damals 25 Milli-
arden Dollar in das gesamte Apollo-
Programm, was unter Einrechnung
der Inflation heute rund 150 Milliar-
den Dollar entspricht. Fünf weitere
Expeditionen brachten Menschen
auf den Mond. Doch das Gemein-
schaftsgefühl der ersten Mondlan-
dung hielt nur kurz an. 1972 wurde
das Apollo-Programm eingestellt.
Armstrong, der das Mondmodul
«Eagle» sanft auf dem Planeten lan-
dete, starb bereits 2012 im Alter von
82 Jahren. Der 89 Jahre alte Aldrin
geriet zuletzt in die Schlagzeilen,
weil zwei seiner Kinder vor Gericht
erfolglos versucht hatten, ihn ent-
mündigen zu lassen. Zur Erinne-
rungsfeier an den Apollo-Start in Ca-
pe Canaveral kam nur Collins.
Viele andere Schlüsselpersonen des
Apollo-Programms sind schon tot.
Von den 24 Astronauten, die zwi-
schen 1968 und 1972 zum Mond flo-
gen, sind noch zwölf am Leben. Von
den zwölf Menschen, die den Mond
betraten, leben nur noch vier:
Aldrin, Charles Duke, David Scott
und Harrison Schmitt, der 1972 als
bislang letzter Mensch den Mond be-
trat. Der überwiegende Teil der 7,7
Milliarden Menschen wurde erst
nach dem Ende des Apollo-Pro-
gramms geboren.
Doch die erste Mondlandung faszi-
niert auch nach 50 Jahren. Das gol-
dene Jubiläum von Apollo 11 wird
gross gefeiert. Die NASA, Städte, Mu-
seen und andere Einrichtungen hal-
ten Zeremonien, Paraden und Fei-
ern ab. Unter anderem wurden in
Huntsville in Alabama 5000 Modell-
Raketen gleichzeitig abgeschossen.
In Washington ist Armstrongs frisch
restaurierter Raumanzug zu sehen.
Und in fünf Jahren, im Jahr 2024,
will die NASA auch wieder Men-
schen zum Mond fliegen lassen.
«Der Adler ist
gelandet.»
NEIL ARMSTRONG
ERSTER MANN AUF DEM MOND
Das «Volksblatt»
vom 22. Juli 1969.
(Faksimile: VB)
Apollo-11-Mission
Mondgestein in
Liechtenstein ausgestellt
VADUZ In der Schatzkammer Liech-
tenstein sind vier kleine Brocken
Mondgestein ausgestellt, die von der
Apollo-11-Mission zur Erde gebracht
wurden. Des Weiteren ist eine Liech-
tensteiner Flagge zu sehen, die 1969
mit zum Mond gereist ist. Das Mond-
gestein und die Flagge kamen im
Jahr 1970 nach Liechtenstein. Es
handelte sich dabei um Geschenke
des damaligen amerikanischen Prä-
sidenten Richard Nixon an die liech-
tensteinische Bevölkerung. Die USA
würdigten damit den Beitrag des
hiesigen Industrie-Unternehmens
Balzers AG (heute Teil der OC Oerli-
kon) zur bemannten Mondfahrt. Die
in der Vakuumtechnik und der Ferti-
gung von dünnen Schutzschichten
weltweit führende Balzers AG hatte
wichtige Komponenten für das Apol-
lo-Programm geliefert, unter ande-
rem die Schutzummantelung der
Weltraumraketen.
Ausstellung zum Jubiläum
Noch ein weiterer Stein vom Mond
sowie eine Liechtensteiner Flagge,
die beide im Jahr 1972 mit der Apol-
lo-17-Mission zur Erde gebracht wur-
den, sind in der Schatzkammer aus-
gestellt. Aus Anlass dieses 50-Jahr-
Jubiläums findet im Postmuseum
Liechtenstein zusammen mit der
Gesellschaft der Weltall-Philatelis-
ten die Sonderausstellung «50 Jahre
Mondlandung – Philatelistische Le-
ckerbissen über die Eroberung des
Weltraums» statt. (dh)
Oben: DIe Flagge, die mit Apollo 11
zum Mond fl og. Unten: Die Steine, die
mit ihr zurückkamen. (Foto: Postmuseum)