Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2019)

FREITAG 
19. JULI 
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Das Stelldichein mit den Weltbesten: 
Hassler und Meier bereit, um anzugreifen 
Schwimmen Saisonhighlight für Julia Hassler und Christoph Meier. Das ganze Jahr haben sich die beiden Liechtensteiner Athleten auf die Weltmeister- 
schaft in Gwangju (KOR) vorbereitet und sich logischerweise auch klare Ziele gesetzt. Hassler hat sich über 1500 m Freistil den Vorstoss in den Endlauf mit 
den besten acht Athletinnen vorgenommen, Meier legt den Fokus bei seinen Auftritten im südkoreanischen Becken vor allem auf neue Bestzeiten. 
VON MANUEL MOSER 
Unbekannt 
ist die WM-At- 
mosphäre für Julia Hassler 
und Christoph Meier nicht 
mehr, gar nicht! Viel mehr 
ist die internationale Wettkampf- 
bühne sowas wie ihr zweites Zu- 
hause. Ein gewisses Mass an Routi- 
ne schleicht sich da logischerweise 
ein, und dennoch: speziell seien die 
Kräftemessen mit den weltbesten 
Athleten aber jedes Mal aufs Neue: 
«Das eigene Land zu vertreten und 
überhaupt die Chance zu haben, 
sich alle zwei Jahre mit den Besten 
zu messen, ist einfach einmalig», 
sind sich die beiden einig. Und so 
sind auch die Wettkämpfe im südko- 
reanischen Gwangju für die beiden 
heimischen Athleten ein neues, mit 
grosser Wahrscheinlichkeit auch in- 
teressantes Kapitel im bereits ziem- 
lich vollgepackten Karrierebüchlein. 
Vorbereitung wie für Olympia 2020 
Ob hinter dieses Kapitel in gut zehn 
Tagen dann auch der Vermerk «er- 
folgreich» gesetzt werden kann, 
steht derzeit noch in den Sternen. 
Hassler und Meier sind in dieser Hin- 
sicht aber guter Dinge, haben sie sich 
doch die ganze Saison über auf die- 
ses Highlight vorbereitet. Nach den 
Kleinstaatenspielen in Montenegro, 
wo die beiden Unterländer zusam- 
men 12 Mal Edelmetall holten, trenn- 
ten sich die Wege der beiden. 
Für Hassler ging es erst ins Höhen- 
trainingslager in die Sierra Nevada 
(ESP), anschliessend warteten weite- 
re Trainingswochen im Olympia- 
stützpunkt in Heidelberg. Meier da- 
gegen absolvierte zwei Vorberei- 
tungswettkämpfe und arbeitete an- 
schliessend bei seinem Club in Uster 
an seiner Form. Gemeinsam ging es 
dann vor gut zwei Wochen mit der 
Schweizer Delegation ins WM-Pre- 
Camp nach Fuji (JPN). «Es ist quasi 
ein Testlauf für nächstes Jahr, denn 
auch vor den Olympischen Spielen 
wird es nach Fuji gehen», erklärt 
Hassler. Und Meier fügt an: «Dane- 
ben geht es natürlich darum, sich 
langsam an die Bedingungen zu ge- 
wöhnen – auch die Anreise nach 
Gwangju ist dadurch um einiges kür- 
zer. Ich glaube, das war die optimale 
Lösung.» Dies zumindest bis am 
Mittwoch, dann ging es für die bei- 
den nach Gwangju. 
Finalplatz und Bestzeiten im Visier 
Der Startschuss zu den Wettkämp- 
fen fällt allerdings erst am Sonntag – 
mit Liechtensteiner Beteiligung. 
Hassler wird über 400 m Freistil 
erstmals ins südkoreanische Becken 
springen. «Die werd ich aber nicht 
voll schwimmen und quasi als Ein- 
stieg nutzen», klärt sie auf. Das 
Hauptaugenmerk legt die Schellen- 
bergerin klar auf die Langdistanzen 
über 1500 m und 800 m Freistil. 
«Das Ziel ist natürlich, soweit vorne 
wie möglich mitzuschwimmen. 
Über 1500 Meter möchte ich gerne 
ins Finale und über 800 Meter soll 
eine neue Bestzeit her», so die kla- 
ren Ziele der FL-Athletin. Allerdings 
wisse sie, dass das sicher nicht leicht 
werde. «Vor allem über 1500 m brau- 
che ich ziemlich sicher eine klare 
Bestzeit, um in die Top 8 vorzustos- 
sen. Dazu weiss man natürlich nie, 
wie sich die Konkurrenz präsentiert. 
Ich möchte aber auf alle Fälle in bei- 
den Rennen in den Top 15 sein», sagt 
sie. Ein Vierter Start der Athletin 
vom SV Nikar Heidelberg über 200 
m Freistil ist derzeit noch nicht fix. 
«Nur falls ich es über 1500 Meter 
nicht in den Endlauf schaffe», er- 
klärt sie. 
«Die ‹Sau› rauslassen» 
Während Hassler also mit den Final- 
plätzen liebäugelt, konzentriert sich 
ihr ehemaliger Teamkollege Meier, 
der über 200 sowie 400 m Lagen 
und 200 m Brust startet, vor allem 
auf die Zeiten. «Die Erwartungen 
sind ganz klar, dass ich Bestzeiten 
schwimmen will. Ich habe mich das 
ganze Wettkampfjahr über gut in 
den Trainings gefühlt und auch die 
Wettkampfresultate waren vielver- 
sprechend – obwohl ich nie 100 Pro- 
zent vorbereitet war, gab es schon 
einige Bestzeiten. Ich bin daher 
ziemlich positiv gestimmt.» 
Der grossgewachsene Unterländer 
muss sich bis zu seinem ersten Wett- 
kampf, anders als Hassler, aber noch 
etwas länger gedulden. Nächsten 
Mittwoch wartet das Rennen über 
200 m Lagen. Probleme, die An- 
spannung hoch zu halten, habe er 
aber nicht. «Meine Vorbereitung ist 
im Vergleich zu den anderen einfach 
nach hinter verschoben. Ich bin fo- 
kussiert und kann es kaum erwarten, 
endlich die ‹Sau› rauszulassen und 
einfach 100 Prozent Leistung abzu- 
rufen.» 
Plätzchen frei für WM-Spirit 
Die Motivation passt, die intensive 
Vorbereitung ist überstanden und 
die Ziele sind gesetzt. Für die beiden 
Liechtensteiner Schwimmer Julia 
Hassler und Christoph Meier ist also 
alles angerichtet, um ein weiteres 
Plätzchen im Kapitel «unvergessli- 
che Erlebnisse» mit hoffentlich er- 
folgreichen Resultaten, neuen Ein- 
drücken und speziellen Erinnerun- 
gen an den WM-Spirit, zu füllen. 
Christoph Meier (oben) und Julia Hassler haben die ganze Saison auf die Auftritte auf der WM-Bühne hingearbeitet. (Fotos: MZ) 
SCHWIMM-WM 
Die Einsätze der FL-Athleten 
Julia Hasslers Einsätze 
Sonntag, 21. Juli 400 m Freistil 
Montag, 22. Juli 1500 m Freistil 
Samstag, 27. Juli 800 m Freistil 
Bemerkung: Die 200 m Freistil am Diens- 
tag, 23. Juli, nur falls es nicht für das Fina- 
le über 1500 m Freistil (23. Juli) reicht. 
Christoph Meiers Einsätze 
Mittwoch, 24. Juli 200 m Lagen 
Donnerstag, 25. Juli 200 m Brust 
Sonntag, 28. Juli 400 m Lagen 
Mehr auf www.fi na-gwangju2019.com 
USA wieder «Number one»? 
Schwimmen Am Sonntag 
beginnen in Gwangju die 
WM-Wettkämpfe. Beim letz- 
ten Kräftemessen der Welt- 
elite vor den Olympischen 
Spielen 2020 in Tokio wollen 
die USA, angeführt von ihren 
Stars Caeleb Dressel und Kat- 
ie Ledecky, ihre Vormacht- 
stellung untermauern. 
Vor zwei Jahren an den Weltmeister- 
schaften in Budapest gewannen die 
Amerikaner nicht weniger als 18 
Goldmedaillen. Dabei machten in 
Ungarn vor allem Caeleb Dressel 
und Katie Ledecky mit ihren Leis- 
tungen die früheren US-Stars und 
-Teamstützen Michael Phelps (mit 26 
WM-Titeln Rekordweltmeister) und 
Ryan Lochte (18) vergessen. Ledecky 
ist mit 14-mal WM-Gold ihrerseits be- 
reits Rekordweltmeisterin. In Süd- 
korea ist die Crawl-Spezialistin im 
Einzel auf den vier Distanzen von 
200 bis 1500 m gemeldet. 
Während Ledecky schon 2012 als 
15-Jährige mit Gold über 800 m 
Crawl an den Sommerspielen in 
 London für Aufsehen gesorgt hat - 
te, gelangte Dressel erst vor zwei 
Jahren zu seinem WM-Debüt. Der 
damals 20-Jährige war mit sie- 
benmal Gold auf Anhieb so erfolg- 
reich wie zuvor einzig Überflieger 
Phelps 2007 in Melbourne. Nach- 
dem er sich in Budapest unwider- 
stehlich in den Vordergrund ge- 
schwommen hatte, musste der Top- 
sprinter aus Florida im Sommer 2018 
einige Niederlagen einstecken. 
Dressels Formkurve stimmt 
Doch zuletzt trat Dressel (fast) wie- 
der in alter Stärke auf. Er gehe nach 
Hause zum Trainieren und werde 
bereit sein in Gwangju, sagte er da- 
nach. In Südkorea hat er drei Titel 
im Einzel (über 50 und 100 m Crawl 
und 100 m Delfin) zu verteidigen, in 
allen drei Disziplinen figuriert er in 
den Top 5 der Jahresweltbestenliste. 
Dazu kommen Einsätze in wohl vier 
Staffeln (inklusive Mixed). 
Da die USA vor Gwangju auf die Aus- 
tragung von nationalen Trials ver- 
zichtet haben, präsentiert sich die 
Spitze um einiges breiter als auch 
schon. Die Jahresweltbestleistungen 
in den je 17 WM-Einzeldisziplinen 
pro Geschlecht verteilen Athleten 
aus zwölf verschiedenen Ländern. 
Unter ihnen befinden sich mit dem 
Briten Adam Peaty, dem Chinesen 
Sun Yang, der ungarischen «Iron La- 
dy» Katinka Hosszu und der Schwe- 
din Sarah Sjöström altbekannte 
Stars der Schwimmszene, die alle 
schon Olympia- und WM-Gold ge- 
wonnen und Weltrekorde aufgestellt 
haben.   (sda) 
Mit 14 Mal WM-Gold ist Katie Ledecky bereits Rekordweltmeisterin. (Foto: RM) 
Schwimmen 
Desplanches als Schweizer 
Hoffnungsträger an der WM 
GWANGJU Dank Lagen-Europameis- 
ter Jérémy Desplanches darf Swiss 
Swimming auf die erste WM-Medail- 
le seit zwölf Jahren hoffen. Selber 
mag sich der Genfer im Vorfeld der 
Titelkämpfe in Gwangju allerdings 
keine Medaille zum (Haupt-)Ziel set- 
zen. Anders als 2017, als sich von 
Swiss Swimming nur ein Quintett 
für die WM zu qualifizieren ver- 
mochte, sind heuer in Südkorea 
gleich ein Dutzend Schweizer 
Schwimmer mit von der Partie. Die 
stark gewachsene WM-Delegation 
steht nicht etwa für erleichterte Se- 
lektionsbedingungen, sondern viel- 
mehr für den Aufschwung des 
Schweizer Schwimmsports in den 
letzten Monaten und Jahren. 
Nächste Garde steht bereit 
Wenn er in Südkorea eine Medaille 
gewinnen könnte, «so wäre das geni- 
al», sagt Desplanches. Der 24-Jähri- 
ge, der seit Frühjahr 2014 in Nizza 
beim französischen Erfolgscoach Fa- 
brice Pellerin trainiert, 
weist jedoch auf den enor- 
men Niveau-Unterschied 
zwischen Europa- und 
Weltmeisterschaften hin. 
«Mein Hauptziel für die 
WM ist eine gute Zeit», der Rest wer- 
de sich ergeben, so Desplanches. 
War Desplanches im Junioren-Alter 
noch nicht gross aufgefallen, so 
drängt bei Swiss Swimming aktuell 
der Nachwuchs aus allen Landesre- 
gionen mit Vehemenz nach oben. 
Mit dem 19-jährigen Berner Thierry 
Bollin, dem 18-jährigen Genfer Ro- 
man Mityukov und dem gar erst 
16-jährigen Thurgauer Antonio Dja- 
kovic gelangt in Gwangju ein erfolg- 
reiches Teenager-Trio zum WM-De- 
büt, daneben kämpfen auch fünf 
Athletinnen, 
wovon Maria 
Ugol kova 
wohl am 
mei st en 
zuzutrau- 
en ist, um 
die schnel- 
len Zeiten 
in Südko- 
rea. (sda) 
Nach der erfolgreichen 
EM ist Jérémy Desplan- 
ches auch auf der WM- 
Bühne einiges zuzutrau- 
en. (Foto: Keystone)
	        

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