MITTWOCH
19. JUNI
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Viviani Sprintsieger in Arlesheim –
Sagan bleibt Leader an der TdS
Rad Strasse Der Gewinner
der 4. Etappe der Tour de
Suisse heisst Elia Viviani. Der
Italiener erwies sich beim
Rendezvous der Sprinter auf
der Zielgeraden in Arlesheim
als stärkster Fahrer. Zu den
Geschlagenen gehörte auch
Peter Sagan, der das Leader-
trikot erfolgreich verteidigte.
Viviani
hat in seiner Pro-
fi karriere schon über 70
Etappensiege errungen, ein
Erfolg an der Tour de Suisse
fehlte aber bislang im Palmarès des
30-jährigen Norditalieners. Damit ist
nun Schluss. Dabei sah es auch am
Dienstag danach aus, als könnte Sa-
gan nach seinem Sprintsieg von tags
zuvor seinen Rekord an Etappensie-
gen an der Schweizer Landesrund-
fahrt weiter ausbauen. Der Slowake
brauste von hinten heran, konnte,
als er sich auf gleicher Höhe mit Vivi-
ani befand, die hohe Pace aber nicht
halten. So setzte sich Viviani
schliesslich vor Michael Matthews
und Sagan durch. Matthews ist in der
Gesamtwertung nun erster Verfolger
von Sagan, der vor der 5. Etappe von
Münchenstein nach Einsiedeln eine
Reserve von zehn Sekunden auf den
Australier aufweist.
Schweizer versuchten ihr Glück
Auch die Schweizer Fahrer versuch-
ten am Dienstag ihr Glück, wurden
für ihre Bemühungen aber nicht be-
lohnt. Stefan Küng, im Gesamtklas-
sement als Sechster (0:25 hinter Sa-
gan) weiterhin der bestklassierte
Einheimische, ging in der Schluss-
phase ebenso in die Offensive, wie
Mathias Frank. Der Thurgauer und
der Luzerner konnten sich aber
nicht entscheidend absetzen. Zuvor
hatte dem Rennen eine vier Fahrer
grosse Fluchtgruppe den Stempel
aufgedrückt. Dieser gehörte auch
der Zürcher Gian Friesecke an. Der
Fahrer des Schweizer Nationalteams
wurde 11 km vor dem Ziel als letzter
Ausreisser gestellt. Damit war der
Weg für die Sprinter frei.
Geraint Thomas muss TdS aufgeben
Grosses Pech für Geraint Thomas:
Der Gewinner der letztjährigen Tour
de France musste die Tour de Suisse
aufgeben. Der 33-jährige Waliser
kam in der Schlussphase der gestri-
gen 4. Etappe zu Fall. Thomas konn-
te das Rennen daraufhin nicht mehr
fortsetzen. Er scheint sich am Schlüs-
selbein oder an der Schulter verletzt
zu haben. Damit droht das Team
Ineos (ex Sky) für die in gut zweiein-
halb Wochen beginnende Tour de
France einen weiteren Leader zu ver-
lieren. Vor Wochenfrist hatte nach
einem schweren Trainingssturz
schon der vierfache Tour-Sieger
Chris Froome Forfait für die Frank-
reich-Rundfahrt geben müssen.
Letzte Chance für Nicht-Bergfahrer
Die 5. Etappe der Tour de Suisse
führt heute Mittwoch von München-
stein im Kanton Baselland quer
durch das Mittelland in die Zent-
ralschweiz nach Einsiedeln SZ. Auf
den welligen 177 Kilometern haben
die Fahrer mit dem Anstieg zum Sat-
tel, einer Steigung der 2. Kategorie
34 Kilometer vor dem Ziel, nur eine
nennenswerte Schwierigkeit zu be-
wältigen. Das Teilstück vom Mitt-
woch ist die letzte Gelegenheit auf
einen Etappensieg für alle Nicht-
Bergfahrer und -Zeitfahrspezialis-
ten. Denn ab Donnerstag beginnt die
Tour de Suisse mit zwei Bergankünf-
ten, einem Zeitfahren und dem ab-
schliessenden Alpencircuit quasi
neu. (sda)
Der Italiener Elia Viviani gewann gestern die 4. Etappe der Tour de Suisse über 164 km von Murten nach Arlesheim. (Foto: Keystone)
Talente, ewige Talente und Champions
Golf Brooks Koepka, der erfolgreichste Golfer der Gegenwart, wurde am US Open in Pebble Beach vom Underdog Gary
Woodland auf den 2. Platz gedrängt. Koepka könnte aus dem Scheitern jedoch gestärkt hervorgehen.
VON PETER LERCH (KEYSTONE-SDA)
An den Olympischen Spielen ist der
4. Platz der Platz, den keiner haben
will. Ledermedaille. An den vier
grossen Golfturnieren, den soge-
nannten Majorturnieren, ist der 2.
Platz am wenigsten beliebt. Wer den
Platz innehat, denkt darüber nach,
was hätte sein können, wenn er nur
ein bisschen besser gespielt oder der
andere nicht so viel Glück gehabt
hätte. Ein 3. oder ein 5. Platz quälen
den Spieler weniger.
Man findet in der Golfgeschichte kei-
nen grossen Champion, der das un-
liebsame Gefühl eines 2. Platzes nicht
mehrfach erlebt hätte. Angefangen in
der neusten Zeit bei Brooks Koepka.
Der 29-jährige Floridaner gewann
vier der letzten neun Majors. Dies ist
in der heutigen Dichte der Konkur-
renz eine schier unglaubliche Leis-
tung. Aber in der gleichen Zeitspan-
ne wurde Koepka auch zweimal Zwei-
ter, besiegt von Woodland und davor
im April dieses Jahre am US Masters
von Tiger Woods. Die Geschichte
lehrt, dass die grossen Golfer meis-
tens gestärkt aus knappen Niederla-
gen hervorgegangen sind. So gese-
hen, könnte das Scheitern vom Wo-
chenende auch Koepka nützen. Es
hat noch eine lange Karriere vor sich.
Jack Nicklaus, Jahrgang 1940, ist mit
18 Majorturnier-Siegen immer noch
der Rekordhalter. Er sagte noch
während seiner Aktivzeit, dass er
sich nicht nur von Siegen habe an-
treiben lassen, sondern auch von 2.
Plätzen. Der «Goldene Bär» wusste,
wovon er sprach, denn an den gros-
sen Turnieren war er 19 Mal Zweiter.
Nicklaus, der grösste Sieger, war al-
so in gewisser Weise auch der gröss-
te Verlierer der Golfgeschichte.
Bedauernswerter Greg Norman
Tiger Woods war bis im August 2002
nie Zweiter. Zu diesem Zeitpunkt
hatte der junge Tiger schon acht
gros se Siege eingefahren. Fortan je-
doch lösten sich Siege und 2. Plätze,
je sieben, ab. Auch er musste lernen,
ein knappes Scheitern zu verarbei-
ten. Das ungefähre Verhältnis von
2:1 (Siege zu 2. Plätzen) ist ausseror-
dentlich positiv.
Den Kontrapunkt unter den grössten
Golfern setzte Greg Norman, der
«Weisse Hai» aus Australien. Er ge-
wann zweimal das British Open.
Aber dies war viel zu wenig für den
Mann, der während insgesamt weit
mehr als sechs Jahren die Weltrang-
liste anführte. Norman schien an
den 2. Plätzen – zuletzt waren es
neun – zu zerbrechen. Oftmals ver-
lor Norman mit schierem Pech. Im
Stechen des US Masters 1987 hatte er
den Sieg praktisch schon im Sack,
als der amerikanische Aussenseiter
Larry Mize aus einer unmöglichen
Position von weit ausserhalb des
Greens einlochte. Mize’ Sieg stellte
sich später als Eintagsfliege heraus.
Um in die Etage von Nicklaus,
Woods, Koepka und auch Norman
zu gelangen, muss ein Golfer mit ei-
ner ausserordentlichen Begabung
gesegnet sein. Talent allein reicht je-
doch bei weitem nicht. Durchhalte-
willen, Kreativität und mentale Stär-
ke sind nebst einer ausreichenden
Fitness unabdingbar. Die Reihe von
hochgelobten Talenten, die später
vieles oder alles schuldig geblieben
sind, ist breit. Sogar Sergio Garcia
steht darin. Als er 1999 zu den Profis
wechselte, wurde der Spanier als
«Europas Antwort auf Tiger Woods»
gehandelt. Die erwarteten Duelle
auf höchster Ebene waren in der Fol-
ge sehr selten. Heute, mit 39 Jahren,
muss Garcia froh sein, wenigstens
einen grossen Titel (US Masters
2017) errungen zu haben.
Unerfüllte Prophezeiungen
Der Amerikaner Rickie Fowler und
der Italiener Matteo Manassero ge-
hörten zu den Toptalenten. Vor dem
Omega European Masters 2012 in
Crans-Montana wurde der populäre
Spanier Miguel Angel Jimenez ge-
fragt, wer seiner Meinung nach zu-
erst ein Major gewinnen werde, Fow-
ler oder Manassero. Jimenez wollte
zuerst von der Journalistin wissen,
woher sie komme. «Aus Italien», sag-
te sie. «Ich glaube, dass Manassero
zuerst gewinnen wird», sagte Jime-
nez. Heute, sieben Jahre später, hat
keiner von beiden etwas Grosses ge-
wonnen. Manassero hat sogar das
reguläre Spielrecht auf der europäi-
schen Tour eingebüsst.
Es ist möglich, dass es den jüngsten
Profis nicht guttut, wenn sie als
künftige Champions gefeiert wer-
den, noch bevor sie etwas Rechtes
geleistet haben. «Der neue Bernhard
Langer ist da», hiess es sinngemäss
in Deutschland, als Dominic Foos
2014 mit 17 Jahren zu den Profis
wechselte. Schon 2015 gewann der
Jüngling aus Karlsruhe ein Turnier
auf der zweitklassigen Challenge
Tour. Aber damit hatte es sich, bis
heute. Foos stagniert und kämpft
nach wie vor um den Aufstieg in den
höheren Circuit. Ist er einmal auf
der Europa-Tour angelangt, ist er
noch nirgends. Denn im Weltgolf
spielt die Musik in den USA und auf
der dortigen Tour.
Resultate und Termine
Rad Strasse: 83. Tour de Suisse
4. Etappe
Murten – Arlesheim (163,9 km): 1. Elia Viviani
(ITA) 3:46:02. 2. Michael Matthews (AUS). 3. Peter
Sagan (SVK). 4. Matteo Trentin (ITA). 5. Jasper
Stuyven (BEL). 6. Sep Vanmarcke (BEL). 7. Rein-
ardt Janse van Rensburg (RSA). 8. Ivan Garcia
Cortina (ESP). 9. Stan Dewulf (BEL). 10. Fabian Li-
enhard (SUI). 11. Greg van Avermaet (BEL). – Fer-
ner: 16. Alexander Kristoff (NOR). 20. Michael
Schär (SUI). 27. Stefan Küng (SUI). 34. Simon Spil-
ak (SLO). 36. Mathias Frank (SUI). 39. Steve Mora-
bito (SUI). 45. Patrick Schelling (SUI). 50. Rui Cos-
ta (POR). 54. Egan Bernal (SUI). 66. Gian Fries-
ecke (SUI). 69. Kilian Frankiny (SUI). 75. Simon
Pellaud (SUI). 79. Gino Mäder (SUI), alle gleiche
Zeit. 88. Marc Hirschi (SUI) 1:08 zurück. 89. Mi-
chael Albasini (SUI) 1:17. 102. Roland Thalmann
(SUI) 7:03. 111. Claudio Imhof (SUI) 11:32. 122.
Reto Hollenstein (SUI). 123. Matteo Badilatti
(SUI). 125. Tom Bohli (SUI), alle gleiche Zeit. – 144
gestartet, 141 klassiert. – Aufgegeben: u.a. Ge-
raint Thomas (GBR/Sturz).
Gesamtklassement
1. Sagan 11:37:28. 2. Matthews 0:10. 3. Asgreen
0:15. 4. Dennis 0:16. 5. Lawson Craddock (USA)
0:21. 6. Küng 0:25. 7. Trentin 0:32. 8. Patrick Kon-
rad (AUT) 0:33. 9. Jonathan Castroviejo (ESP)
0:34. 10. Luis Leon Sanchez (ESP), gleiche Zeit. –
Ferner: 13. Bernal 0:39. 20. Morabito 0:47. 25.
Spilak 0:54. 26. Frank 0:55. 39. Schelling 1:16. 42.
Frankiny 1:20. 44. Schär 1:24. 52. Hirschi 2:40. 55.
Albasini 3:27. 59. Mäder 4:16. 67. Thalmann 8:14.
72. Costa 8:57. 76. Pellaud 9:22. 84. Viviani 12:08.
85. Friesecke 12:10. 95. Lienhard 12:46. 101. Ba-
dilatti 13:34. 120. Imhof 23:31. 121. Bohli 23:33.
123. Hollenstein 23:56.
Mittwoch, 19. Juni
5. Etappe, Münchenstein – Einsiedeln (177 km):
Münchenstein 12.25 – Bretzwil 12.59 – Oberdorf
13.15 – Langenbruck 13.27 – Hägendorf 13.38 –
Zofingen 13.57 – Staffelbach 14.18 – Sursee 13.38
– Beromünster 14.52 – Hochdorf 15.11 – Sins
15.17 – Risch 15.41 – Arth 15.59 – Goldau 16.05 –
Sattel (Bergpreis 2. Kategorie) 16.30 – Schnabels-
berg (Bergpreis 3. Kategorie) 16.46 – Einsiedeln
(1. Zieldurchfahrt) 16.51 – Gross 16.55 – Willerzell
17.04 – Einsiedeln 17.20.
Tennis: Turniere im Ausland
Halle (GER)
ATP-Turnier (2 081 830 Euro/Rasen). 1. Runde:
Roger Federer (SUI/1) s. John Millman (AUS) 7:6
(7:1), 6:3. Borna Coric (CRO/4) s. Jaume Munar
(ESP) 7:6 (7:2), 6:3. Matteo Berrettini (ITA) s. Ni-
kolos Basilaschwili (GEO/6) 6:4, 6:4. Roberto Bau-
tista Agut (ESP/7) s. Taylor Fritz (USA) 7:6
(12:10), 6:0. Jo-Wilfried Tsonga (FRA) s. Benoît
Paire (FRA) 6:4, 7:5. – Federer in der 2. Runde ge-
gen Tsonga.
Birmingham (GBR)
WTA-Turnier (1 006 263 Dollar/Rasen). 1. Run-
de: Naomi Osaka (JPN/1) s. Maria Sakkari (GRE)
6:1, 4:6, 6:3. Julia Görges (GER/8) s. Dajana Jast-
remska (UKR) 3:6, 6:4, 6:3.
Santa Ponça/Mallorca
WTA-Turnier (250 000 Dollar/Rasen). 1. Runde:
Anastasija Sevastova (LAT/2) s. Varvara Lepchen-
ko (USA) 6:3. 7:6 (7:5). Caroline Garcia (FRA/6) s.
Victoria Asarenka (BLR) 1:6, 6:4, 7:5. Shelby Ro-
gers (USA) s. Zhang Shuai (CHN) 6:2, 6:2. – Ro-
gers in der 2. Runde gegen Belinda Bencic
(SUI/3).
Bratislava
ATP-Challenger-Turnier (69 280 Euro/Sand). 2.
Runde: Marcelo Arevalo (ESA) s. Henri Laaksonen
(SUI/2) 6:2, 4:6, 6:1.
Fergana (UZB)
ATP-Challenger-Turnier (54 160 Dollar/Hart). 2.
Runde: Chumojun Sultanow (UZB) s. Marc-And-
rea Hüsler (SUI/3) 6:3, 6:3.
Tennis
Federer mit gutem
Rasenauftakt
HALLE Roger Federer ist der Einstieg
in die Rasensaison nach Wunsch ge-
glückt. Die Nummer 3 der Welt ge-
wann in der 1. Runde des Turniers
im westfälischen Halle 7:6 (7:1), 6:3
gegen John Millman (ATP 57). Es war
auch eine Revanche für die Niederla-
ge gegen den Australier am US Open
im letzten Jahr. Die Partie dauerte
zwar nur gut eineinviertel Stunden,
ein guter Test für Federer war sie
aber allemal. Es dauerte 63 Minuten,
ehe der 37-jährige Basler zu seiner
ersten Breakchance kam. Die zweite
nutzte er zum vorentscheidenden
4:2 im zweiten Satz.
Nun gegen Tsonga
In der 2. Runde trifft Roger Federer
in Halle am Donnerstag auf den
Franzosen Jo-Wilfried Tsonga (ATP
77). Keine leichte Aufgabe: Der
34-Jährige aus Le Mans hat immer-
hin 6 von 17 Duellen – und 2014 und
2016 die letzten beiden – gegen den
Schweizer gewonnen. (sda)
Regen verhindert
Wawrinkas Auftakt
LONDON Stan Wawrinka musste am
Dienstag unverrichteter Dinge abzie-
hen. Seine Erstrunden-Partie beim
Rasenturnier im Londoner Queen’s
Club musste wie alle anderen Spiele
wegen Regen abgesagt werden. Der
Waadtländer spielt nun am Mitt-
woch gegen den Engländer Dan
Evans (ATP 63). Wawrinka gewann
beide bisherigen Duelle, die aber
äus serst umkämpft waren. (sda)